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Verkauf in private Hand war der Fehler

Meißen. Die Meinungen zur Zukunft des Kornhauses sind derzeit so vielfältig, wie die vergangenen Nutzungen, die das Gebäude bereits hinter sich hat.

Immer wieder mussten am historischen Kornhaus auf dem Burgberg Sicherungsmaßnahmen beauftragt werden, um Passanten und das Gebäude zu schützen.

Immer wieder mussten am historischen Kornhaus auf dem Burgberg Sicherungsmaßnahmen beauftragt werden, um Passanten und das Gebäude zu schützen.

Bild: Farrar

Nach der AfD, SPD-Politikern, TV-Wettermoderatoren und vielen einzelnen Bürgern melden sich jetzt auch der CDU-Stadtverband und der Verein »Mit Zahnrad und Zylinder e.V.« zu Wort: »Das Kornhaus ist einer der geschichtsträchtigsten Orte des modernen Sachsens – ein Haus wie kein anderes. Und es ist in mehrfacher Hinsicht bedroht. Der CDU Kreis- und Stadtverband Meißen fordert gemeinsam mit dem Zahnrad & Zylinder e.V. die Sächsische Staatsregierung auf, ihre Verantwortung für das kulturelle Erbe Sachsens wahrzunehmen. Schloss und Kornhaus gehören in eine Hand«, so sieht es Sven Gläser, Vorsitzender CDU-Stadtverband Meißen.

 

Sehr eng mit dem Namen Kornhaus ist in Meißen der Verein »Mit Zahnrad und Zylinder e.V.« verbunden, deshalb wolle man jetzt auch seine Vorstellungen zur Zukunft des Hauses mitteilen, versichert Schatzmeister Jens Mahlow: »Der Burgberg zu Meißen ist seit mehr als 1.000 Jahren ein besonderer Ort. Mehr als 30 Generationen gestalteten, und bewohnten dieses Plateau hoch über der Elbe. Nicht wenige der Bewohner schrieben Geschichte für Stadt, Land und Reich, bis in unsere Gegenwart. Einer dieser war Arnold von Westfalen, der Erbauer der Albrechtsburg… und des Kornhauses.«

 

Wie die Albrechtsburg erlebte auch das Kornhaus seit seiner Errichtung 1472 eine wechselvolle Geschichte. Es diente als Speicher, als Produktionsstätte der Porzellanmanufaktur, wurde Logier- und Gästehaus der sächsischen Könige, auch Lazarett und zuletzt Mietshaus. Dabei war es immer in staatlichem oder städtischem Besitz – bis 2004. In diesem Jahr wurde das Kornhaus zum ersten Mal in seiner Geschichte verkauft – ein Fehler. Die neuen privaten Eigentümer hatten zwar große Pläne: Ein Fünf-Sterne-Hotel sollte entstehen, für die Reichen, Wichtigen und Schönen. Doch als vier Jahre später die Finanzkrise auch die Planungen für das Luxushotel beendeten, waren die Visionen vorbei, weiß der Vereinsmitgründer. Seither steht das Kornhaus leer. Während die Gebäude des Domplatzes in neuem Glanz erstrahlen, fristet das Kornhaus ein Dasein als eine fast vergessene Immobilie ausländischer Eigentümer, bedauert er. Noch sei das Haus, auch nach fast 15 Jahren Leerstand, in einem ganz guten Zustand, den genialen Baumeistern der Vergangenheit sei Dank, aber wie lange noch? Schon sind Fensterscheiben zerbrochen, Dachziegel lösen sich und Regenwasser findet seine Wege ins Innere.

 

Im Juli soll das Gebäude zwangsversteigert werden. »Wir sind der Überzeugung, dass das Kornhaus weder einer politischen Partei noch rein kommerziell denkenden Privatpersonen übereignet werden darf«, so der Verein. Der »Mit Zahnrad und Zylinder e.V.« setzt sich dafür ein, dass das Kornhaus eine seiner Bedeutung für die Meißner und sächsischen Geschichte entsprechende Beachtung erfährt. Jedes Nutzungskonzept für das Haus müsse sich an den Gegebenheiten dieses historischen Gebäudes ausrichten. Der Meißner Verein plädiert deshalb dafür, dass der Freistaat die Voraussetzungen dafür schafft, dass das Kornhaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird als ein Ort, in dem sich Sachsen mit seiner Geschichte aber auch in seiner Gegenwart als gastfreundliches und weltoffenes Bundesland präsentiert. »In einem multifunktionalen Gebäude wünschen wir uns die Präsentation der acht sächsischen Kulturräume, eine Jugendherberge mit Seminarräumen, eine Kleinkunstbühne, Erlebnisgastronomie, Ausstellungsräume. Auch ein oder zwei hochwertige Eigentumswohnungen zur Mitfinanzierung des Gebäudes sind vorstellbar. Wir hoffen darauf, dass sich viele Bürger Sachsens für das Kornhaus stark machen, damit es eine Zukunft hat«, erklärt Vereinsschatzmeister Jens Mahlow.


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