

Seit 18 Jahren leiten Sie die Lese-Rechtschreib-Schule. Sind Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten ein wachsendes Problem? Ich denke, ja. Aus meiner praktischen Arbeit und aus unzähligen Gesprächen mit Lehrerinnen weiß ich, dass es eine Zunahme von Lernschwierigkeiten gibt. Worin sehen Sie die Ursachen? Die Lernvoraussetzungen der Kinder sind heute unterschiedlicher denn je. Wissenschaftler sprechen von 3-4 Jahren Entwicklungsunterschieden. Manche Kinder können lesen, wenn sie in die Schule kommen. Andere können nicht mit einem Stift oder der Bastelschere umgehen. Wie begegnet die Schule diesen Schwierigkeiten? Unterschiedlich! Es gibt sehr viel engagierte Lehrer, die trotz schwieriger Bedingungen eine hervorragende Arbeit leisten. Es gibt aber auch die anderen, die inzwischen kapituliert haben. In der letzten Zeit wird viel über die Lernmethode „Schreiben durch Lesen nach Reichen" geredet. Gibt es diese Methode auch in Sachsen? Leider ja! Diese Methode ist sehr umstritten. Das Prinzip besteht darin, dass Kinder so schreiben sollen, wie sie sprechen. Doch die deutsche Sprache ist nur zu 40 Prozent lauttreu. Bei den restlichen 60 Prozent muss das Kind ein inneres visuelles Lexikon anlegen, um die richtige Schreibweise abrufen zu können. Und genau dieses innere Lexikon verhindert man mit dieser Methode bei den meisten Kindern. Ich lasse mir vor allem von Drittklässlern, die so unterrichtet wurden, probeweise das Wort „Fuchs" lautieren. In mehr als 90 Prozent der Fälle hören wir „ V-u-x". Das ist für mich unterlassene Hilfeleistung in der Schule! Wenn Sie schulpolitisch etwas ändern könnten, was wäre das? *Senkung der Klassenteiler auf maximal 24 Schüler; *Erhöhung der Basisstunden in Deutsch auf zwölf und in Mathematik auf acht Stunden; * Lehrer sollten da bleiben, wo sie ausgebildet worden sind, nämlich in Sachsen! * drastische Reduzierung des Unterrichtsausfalls – jede 22. Unterrichtsstunde fällt aus! * Verbot der sogenannten „Reichen-Methode", da für die meisten Kinder ungeeignet; * Wechsel auf weiterführende Schulen erst nach Klasse 6 Wie können Sie Kindern langfristig helfen? Mit unserem speziell auf die Probleme der Kinder abgestimmten Förderkonzept. Unsere Methode setzt gezielt da an, wo die Schwächen des Kindes liegen. Die spezialisierten Unterrichtsmaterialien unterstützen die Kinder, ihre Fehler durch ein gezieltes Training systematisch abzubauen. Und sie haben Erfolge? In den 18 Jahren haben wir mehreren 100 Kindern mit unserem Training geholfen. Dabei geht es um viel mehr als die bessere Note: die Kinder haben mehr Selbstvertrauen, und können einen guten Schulabschluss erreichen.Einen besonderen Erfolg hatten wir mit zwei Kindern, denen das Gen zum Lesen und Schreiben lernen fehlte. Trotzdem ist es uns mit unserem Förderkonzept gelungen, dass andere Hirnregionen den Mangel ausgeglichen haben. Das haben selbst wir nicht erwartet und betrachten es als kleines Wunder! Darauf sind wir natürlich besonders stolz! Kontakt für interessierte Eltern; LRS Pirna; Ilona Scherber-Friedrich; 03501/528992