

Am Montag wurde es eine Zeitlang ganz still auf vielen Weihnachtsmärkten der Region, auch auf dem Canalettomarkt in Pirna lief keine Musik und auf der Bühne blieb es still. Der Auftritt des Weihnachtsmannes lief ohne die sonst so stimmungsvolle Hintergrundmusik ab. Mit der Aktion des sogenannten »Tages der Stille« sollte ein Zeichen gegen die Gebührenpolitik der GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) gesetzt werden.
An dem Protest beteiligten sich Weihnachtsmärkte in ganz Deutschland, indem sie für einen Tag auf Hintergrundmusik und Bühnenprogramme mit musikalischer Untermalung verzichteten. Die GEMA-Gebühren, welche für die Nutzung von GEMA-pflichtiger Musik auf Weihnachtsmärkten anfallen, seien in den letzten Jahren sehr stark gestiegen und nicht mehr verhältnismäßig, monieren die Marktbetreiber. In der Region beteiligten sich neben den großen privaten Dresdner Konzessionsmärkten (Augustusmarkt, Advent auf dem Neumarkt, Romantischer Weihnachtsmarkt am Taschenberg) auch der Striezelmarkt und der Canalettomarkt in Pirna an der Protestaktion.
»Auch bei korrekter Anmeldung der Flächen und des Umfangs, was bei den privaten Weihnachtsmärkten schon immer der Fall ist, müsse man die Frage nach der Angemessenheit der Gebührenhöhe dringend stellen«, sagt Mattheo Böhme, Vorsitzender des Arbeitskreises Eventwirtschaft bei der IHK Dresden und Betreiber zweier großer Weihnachtsmärkte (Augustusmarkt & Canalettomarkt). So habe beispielweise der Dresdner Striezelmarkt im Jahre 2022 mit 10.000 Euro doppelt so hohe GEMA-Gebühren wie 2019 gezahlt. Selbst für den deutlich kleineren Canalettomarkt müssen GEMA-Gebühren im fünfstelligen Bereich gezahlt werden. Ein Grund für die drastische Erhöhung der GEMA-Gebühren ist die neue Berechnungsgrundlage, bei der seit dem vergangenen Jahr die gesamte Veranstaltungsfläche berechnet wird.
»Oft werden tausende Euro fällig, nur weil aus ein paar Lautsprechern ein wenig Musik beiläufig und fernab von Konzert- oder Radioqualität zu hören ist. Und wenn inzwischen die GEMA-Gebühren im fünftstelligen Bereich angekommen sind und sogar die Kosten für ein wertiges Bühnenprogramm inklusive Künstlerhonorare bei weitem übersteigen, stellt sich durchaus die Frage, ob es hier nicht zu einer Schieflage in der Gebührenstruktur gekommen ist«, ergänzt Matteo Böhme.
»Die Protestaktion ‚Tag der Stille‘ zeigt doch sehr deutlich, was einem Weihnachtsmarkt fehlt. Es ist die Musik! Die Musik erzeugt mitunter das stimmungsvolle Ambiente auf den zahlreichen Weihnachtsmärkten und trägt dazu bei, dass die Besucherinnen und Besucher länger verweilen – und so auch mehr konsumieren«, sagt Ursula Goebel von der Pressestelle der GEMA und ergänzt: »Rund 18 Euro Umsatz hinterlässt man bei seinem Besuch auf einem Weihnachtsmarkt. Für die Musik investieren wir hingegen nur 2,5 Cent im Durchschnitt. Das steht für mich in keinem guten Verhältnis. Weshalb sollen die Musikschaffenden auf ihren fairen Lohn verzichten?«
Diese Rechnung gehe laut Mattheo Böhme allerdings nicht auf: »Die 18 Euro, die von der GEMA hier an Umsatz angesetzt werden, gehen zum größten Teil an die Betreiber der Handelsstände, doch die Marktbetreiber haben die GEMA-Gebühren zu entrichten. Auch die 2,5 Cent pro Besucher können für den Canalettomarkt kaum angenommen werden, außer es kämen rund 10.000 Besucher pro Tag.«