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Manche mögen‘s heiß

Freital. Der WochenKurier hat sich einmal bei drei bedeutenden Unternehmen in Freital umgeschaut und in Erfahrung gebracht, wie deren Angestellten mit den hochsommerlichen Temperaturen umgehen.
Ulrich Nelles

Freital. In diesen Tagen bringt der Sommer fast überall im Landkreis hohe Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius mit sich. Der Titel der US-amerikanischen Filmkomödie »Manche mögen‘s heiß« von 1959 könnte gleichsam als derzeitiges Motto an so manchem Arbeitsplatz stehen. Denn Angestellte in Büros und vor allem der Industrie müssen die sommerlichen Temperaturen nicht nur ertragen, sondern gleichzeitig auch die gewohnte Leistung erbringen. Doch nicht alle Beschäftigten vertragen Hitze gleichermaßen gut. Die meisten Arbeitgeber schaffen Voraussetzungen, damit die Angestellten gesund durch die warme Zeit kommen können.

Der WochenKurier hat sich einmal bei drei bedeutenden Unternehmen in Freital umgeschaut und in Erfahrung gebracht, wie deren Angestellten mit den hochsommerlichen Temperaturen umgehen.

Wenn Glas schmilzt

Es ist laut. Maschinen schnaufen, rotglühendes Glas tropft in Formen und fährt anschließend als Weinflasche auf einem Transportband durch die Produktionshalle. Eine Flaschenreihe verlässt gerade die Glasmaschine. »Sie sind 650 Grad heiß, sodass in der Halle etwa 45 Grad herrschen«, erklärt André Nowak vom technischen Support. Nicht nur das Raumklima ist warm – auch die feuerfeste Kleidung und Arbeitsschuhe seiner Mitarbeiter sind nichts für empfindliche Naturen. Abkühlung bietet ein klimatisierter Raum, in den sie sich zu kurzen Pausen zurückziehen können. Den Angestellten der Glashütte stehen ausreichend Getränke zur Verfügung, so Nowak weiter. In der Produktionshalle würden Ventilatoren für Verteilung der warmen Luft sorgen, Dachluken schaffen zusätzlich Entlastung.

In der Glashütte Freital GmbH laufen die Maschinen rund um die Uhr in drei Schichten. »Wir produzieren täglich etwa 400.000 Behälter aller Art«, so André Nowak. Das Werk an der Dresdner Straße ist einer der ältesten Produktionsbetriebe im Weißeritztal. 1802 gegründet, werden heute unter anderem Wein-, Saft- und Wasserflaschen sowie Gläser für Lebensmittel und Arzneien produziert.

Glühend heiße Eisen

Ähnlich sind die Bedingungen für die Mitarbeiter der BGH Edelstahl Freital GmbH. Meister Falk Gaube führt uns in die Schmiede. Tonnenschwere Stahlblöcke liegen gestapelt auf dem staubigen Boden. Gerade kommt ein etwa 1.200 Grad heißer gelbglühender Stahlquader aus dem Ofen und wird von einem Kran vorsichtig weitergeschoben.

»Für uns in der Schmiede sind Temperaturen über 30 Grad nichts Besonderes«, gibt Gaube nicht ohne Stolz zu Protokoll. »Das gehört nun einmal zu unserem Beruf!« Dennoch haben seine Mitarbeiter die Möglichkeit, sich ständig an einem Wasserautomaten zu versorgen. Die Räume für die Steuerung, in denen sich die Mitarbeiter aufhalten, seien alle klimatisiert.

Schwitzen im Freien

Die Wärme dieser Tage belastet aber vor allem besonders jene Arbeitnehmer, deren Tätigkeit zwangsläufig im Freien stattfindet. So gibt es für alle Mitarbeiter auf dem Bau kaum Möglichkeiten zur Abkühlung. »Wir versuchen, mit speziellen Pavillons, Kästen mit ausreichend Wasser sowie einer Arbeitszeitverlagerung auf 6 Uhr die Situation für unsere Leute halbwegs erträglich zu machen«, heißt es bei der Straßen- und Tiefbaufirma Weishaupt aus Freital. Anja Weishaupt, Assistentin der Geschäftsführung, hat darüber hinaus die Gesundheit ihrer Mitarbeiter im Blick, wenn sie an das Tragen von Kopfbedeckung und langer Arbeitskleidung appelliert.

»Der Berufsgenossenschaft zufolge ist mangelnder UV-Schutz häufigste Ursache für Erkrankungen im Baugewerbe«, macht Weishaupt deutlich. Sind für den nächsten Tag besonders hohe Temperaturen angesagt, könne schon mal eine Schicht komplett entfallen.


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