

Am 10. November besuchte der Kultusminister Christian Piwarz (CDU) das Evangelische Schulzentrum in Pirna. Er verschaffte sich einen Überblick über die Schule, welche sich in der historischen »Roten Kaserne« in der Pirnaer Südvorstadt befindet, und besuchte einzelne Klassen. Im Andachtsraum nahm sich der Kultusminister Zeit, um Fragen von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften sowie Elternvertretern zu beantworten. Doch auch Christian Piwarz, selbst bekennender Christ, war neugierig und wollte unter anderem wissen, wie der Glaube hier gelebt werden würde.
Die Schulleiterin Hedda Feron sprach die Gottesdienste im Foyer und die Andachten im Andachtsraum an. Zudem würde man mit den Schülern auch Gottesdienste in Kirchen besuchen und den Glauben in den Schulalltag einbinden. So finden in der Grundschule beispielsweise Morgenkreise und in den höheren Klassen Gesprächskreise statt. Dem Kultusminister imponierte es zudem, dass dieser historische Bau zu einer Schule umgewandelt und zugleich mit modernster Ausstattung versehen ist. Ein Vorteil sind zudem die sehr großen Klassenzimmer.
Lehrer, Schüler und Elternvertreter hatten auch ihre Fragen an Christian Piwarz mitgebracht. Ein Schüler wollte beispielsweise wissen, was ein Kultusminister überhaupt macht. Ein anderer fragte nach den Lieblings- und Hassfächern des Ministers. Seine Antwort: Er mochte Geschichte sehr und Sport eher weniger. Die Schüler interessierten sich auch dafür, ob er Kinder und Haustiere habe. Drei Kinder und zwei Katzen war seine Antwort. Die Schüler stocherten auch bei kritischen Fragen nach. Sie beschäftigte unter anderem der Lehrermangel und der Nachhaltigkeitsgedanke.
Schule bekam keine Förderung
Und obwohl der Sächsische Kultusminister die Wichtigkeit Freier Schulen und deren Gleichstellung vor dem Gesetz betonte, kritisierte die Schulleitung, dass das Evangelische Schulzentrum Pirna keinerlei Förderung erhalten habe, obwohl man schon zwei Anträge eingereicht hatte. Der Verein und deren Mitstreiter haben alle Kosten allein getragen. Zudem würden Lehrerinnen und Lehrer an Freien Schulen im Vergleich zu Staatlichen Schulen Abstriche beim Gehalt machen und auf den Beamten-Status verzichten. Zudem wies die Schulleiterin darauf hin, dass sie schon lange nicht mehr zu Schulleitertreffen eingeladen worden ist und nicht alle Informationen bei ihr ankämen.
Piwarz betonte allerdings die Freiheiten dieser nichtstaatlichen Schultypen und sprach das eingeschränkte Budget für diesen Bereich an. Sachsen erkenne die Leistung Freier Schulen, deren Anteil an allen Schularten mittlerweile sogar über Westniveau liegen würde, an. Die individuellen pädagogischen Konzepte würden diese Schulen interessant machen und die Vielfältigkeit der sächsischen Schullandschaft bereichern.
Das Evangelische Schulzentrum Pirna
Das Evangelische Schulzentrum Pirna beherbergt neben einer Grundschule mit Hort eine Oberschule, ein Gymnasium und ein Berufliches Gymnasium. Insgesamt lernen 804 Schülerinnen und Schüler hier in 27 Klassen. Die Freie Schule mit konfessioneller Ausrichtung legt einen besonderen Wert auf das gemeinsame Lernen. So verlaufen Oberschule und Gymnasium parallel und unterscheiden sich lediglich durch das Leistungsprinzip. Rund 30 Prozent der Schüler bekennen sich zum christlichen Glauben.
Problemfelder der Bildungspolitik
Lehrerinnen und Lehrer, Elternvertreter und Schüler des Evangelischen Schulzentrums nutzen den Besuch des Kultusministers für ihre Fragen. Wichtiges Thema war dabei unter anderem der Umgang mit dem Lehrermangel. Piwarz erklärte, dass sich in Sachsen die Lage seit der Verbeamtung der Lehrer deutlich verbessert habe. So konnte die Quote der Lehrer, die in Sachsen ausgebildet worden und danach auch hier geblieben sind, von rund 65 auf 90 Prozent gesteigert werden. Die Grenze für Verbeamtungen ist in Sachsen auf 42 Jahre festgelegt worden, was relativ niedrig ist (Vergleich: Berlin verbeamtet bis 52 Jahre) und zu einer finanziellen Entlastung beiträgt.
Für Bildung wird viel Geld investiert
Wichtig sei es, laut Kultusminister, die Leute für den Lehrerberuf zu begeistern. Steigende Schülerzahlen im Freistaat würden einen Anstieg an einzustellenden Lehrkräften erfordern. Seiteneinsteigern würde nach wie vor hier eine gewichtige Rolle zukommen. Finanziell ist das Ministerium gut ausgestattet und an attraktiven Stellenangeboten würde es auch nicht mangeln, nur an Köpfen.
Eine weitere Frage aus dem Auditorium betraf den geplanten Ausbau von Ganztagsangeboten und welche Konsequenzen dies für den Bestand des Hortes habe. Der Sächsische Kultusminister erwiderte, dass 2026 mit dem Anspruch auf Ganztag eine Zäsur stattfinden werde. Dies würde besonders personell eine große Herausforderung darstellen. Daher plädiert der Minister dafür, das bereits bewährte System inklusive Hort bestehen zu lassen und in die neue Zeit zu transferieren. Piwarz kündigte zudem die Überarbeitung des Bildungsplanes an, der auch im frühkindlichen Bereich Bildungsthemen noch stärker verankern soll.
Mehr Tempo bei der Digitalisierung
Beim Thema Digitalisierung würde Sachsen laut Kultusminister sehr gut dastehen. Dass viele Schulen aber noch nicht an die Breitbandnetze angeschlossen wären, würde an den oft langen Bereitstellungszeiten der Netzanbieter liegen, sagt Piwarz. »Das Sofortprogramm Breitbandausbau für die Schulen hat ein Volumen von 21 Millionen Euro. Bis zum Jahr 2025 sollen so rund 160 Schulen an Breitbandinternet angeschlossen sein,« so der Minister.
Auch bei dem Thema »Künstliche Intelligenz« haben wir es mit einer rasanten Entwicklung zu tun, die es schwierig macht, dazu eine neue Verordnung zu fassen. Allerdings würde sich das eigens dafür gebildete Referat 32 ausschließlich mit dieser Thematik befassen. Bei der Inklusion wolle der Freistaat mehr machen, doch auch hier fehle es an Personal.
Ein weiteres Problemfeld befasste sich mit bürokratischen Entscheidungen des Landesamtes für Schule und Bildung (LASUB). Eine Lehramtsanwärterin, welche im Moment am Evangelischen Schulzentrum Pirna tätig ist, ist vom LASUB für ihre weitere Ausbildung als Lehrerin an eine Schule in Kamenz zugeteilt worden. Obwohl die Pirnaer Schule sie gerne übernehmen würde, müsste sie nun zwischen Wohn- und Arbeitsort pendeln.