

Wohl kaum ein trübes Nebelbild hat solche Berühmtheit erlangt wie Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“. Es zeigt die Rückenansicht eines einzelnen Wanderers vor im Nebel liegenden Gipfeln des Elbsandsteingebirges. Der 200. Geburtstag des Meisterwerks war Dresdner Künstlern Anlass, sich mit Friedrichs Schaffen intensiv auseinanderzusetzen. Das Ergebnis ist im Rahmen der Sonderausstellung „1818 ZEITSPRUNG 2018“ nun auf der Festung Königstein zu sehen. Caspar David Friedrich malte, was ihn bewegte: Die Einsamkeit des Menschen angesichts der Größe, der Erhabenheit und der Unendlichkeit der Natur. „In der atemberaubenden Landschaft der Sächsischen Schweiz fand er Inspiration für seine Bilder. Er gab der Landschaft einen tieferen Sinn“, sagt Festungschefin Dr. Angelika Taube. „Wie aktuell seine Themen und seine Auffassung von Landschaftsmalerei sind, beweisen die Arbeiten gegenwärtiger Künstler in der Sonderausstellung. Damit schaffen wir ein Spannungsfeld zwischen der modernen Kunst und der Geschichte, von der die Festung viel zu erzählen hat.“ Als Partner hat sich die Festung den Künstlerbund Dresden mit ins Boot geholt. Schon lange hatte der Künstlerbund den Wunsch, auf der Festung Königstein eine Ausstellung mit Werken seiner Mitglieder zu präsentieren. 2017 rief er dazu auf, sich mit dem Schaffen Caspar David Friedrichs auseinanderzusetzen und diesem eine moderne Entsprechung zu geben. Aus den eingereichten Arbeiten wurden 66 von 45 Künstlern ausgewählt. Darunter Hans Jürgen Reichelts „Frau am Eismeer“, die wie bei Friedrich eine Rückenfigur vor unendlicher Weite zeigt, und Willi Boos‘ „Hommage an Caspar David Friedrich“, das sich mit dem Thema Einsamkeit in der modernen Gesellschaft beschäftigt. „Die Werke erzählen von Emotionen, die bei uns Menschen ausgelöst werden, wenn wir Natur erleben, die oftmals Ausgangspunkt für die Arbeiten von Caspar David Friedrich gewesen ist“, erklärt Torsten Rommel, Geschäftsführer des Künstlerbundes Dresden. „Das Besondere hier ist die Auseinandersetzung mit Friedrichs Werk mit den Mitteln gegenwärtiger Kunst, mit Methoden und Techniken, die ihm nicht zur Verfügung standen. Und dies von in der Region lebenden Kunstschaffenden, die durch ihren Wohn- und Lebensraum eine persönliche Nähe zur Sächsischen Schweiz haben.“ Die beteiligten Künstler kommen vorwiegend aus Dresden, aber auch aus der Sächsischen Schweiz, Radebeul, Meißen und Bautzen. Es sind zwei Rauminstallationen, 14 Objekte und Plastiken sowie 50 Arbeiten aus dem Bereich Malerei, Grafik und Zeichnung zu sehen. Die meisten Werke sind zwischen 2016 und 2018 entstanden, darunter einige, die speziell für die Ausstellung umgesetzt wurden. Zu sehen ist die Ausstellung bis 7. Oktober. Und wie immer bei Ausstellungen auf der Festung gibt es originelle, aktive Angebote für Kinder. Im Vorraum zur Ausstellung sind Kinder und Jugendliche eingeladen, sich mit Caspar David Friedrich zu beschäftigen. Vor einem Foto des Gemäldes „Wanderer über dem Nebelmeer“, aus dem die Rückenfigur herausretuschiert wurde, können sie selbst die Position des Wanderers einnehmen und sich fotografieren lassen. „Daneben wartet eine Zaubertafel auf einer Staffelei darauf, dass sich Besucher künstlerisch ausprobieren. Schulklassen können das museumspädagogische Begleitprogramm ‚Kleine Künstler unter Großen – Entdeckungen in der Sonderausstellung‘ buchen. Nach einer Führung wählen die Kinder ihr Lieblingswerk und gestalten mit Bleistift und Papier ihr eigenes Bild“, lädt Angelika Taube ein. Und für Künstler öffnete in der Stadt Königstein die „Werkstatt 26“, die sich als Raum für künstlerische Arbeit, Präsentation und Begegnung versteht. Geplant sind temporäre Ausstellungen, Kurse, Workshops sowie Aktionen von und mit Künstlern aus Sachsen, Berlin und Hamburg. Geöffnet ist sie jeden ersten Sonntag im Monat 14 bis 18 Uhr sowie zu Veranstaltungen. Kontakt: www.festung-koenigstein.de