

Der Pirnaer Stadtrat stimmte Anfang Februar mehrheitlich für die Grundsatzentscheidung zur Veräußerung des Hanno. Für den Verkauf stimmten 14 der 27 anwesenden Stadträte. Allein der fraktionslose Stadtrat André Liebscher votierte gegen den Verkauf des städtischen Gebäudes. Der Stadtrat begründet seine Entscheidung auch mit der seltenen Nutzung des Hauses und den hohen Betriebs- und Wartungskosten. Zudem befände sich das denkmalgeschützte Hanno in einem sanierungsbedürftigen Zustand, der Saal ist schon lange wegen brandschutztechnischer Mängel gesperrt.
Beliebter Treffpunkt
Das Hanno war über viele Jahrzehnte ein beliebter Treffpunkt und Ort für verschiedene Feiern, Workshops und andere Veranstaltungen. Auch der Jugendring Sächsische Schweiz-Osterzgebirge nutzt das Gebäude. Der Tanzsportclub »Silberpfeil« war bis Anfang 2021 im Hanno beheimatet, ist aber nun in die Sporthalle der Pestalozzi-Oberschule in Copitz umgezogen.
Das Thema wird besonders in den sozialen Netzwerken heiß diskutiert, wo viele traurig und wehmütig auf einen möglichen Abschied vom Hanno berichten.
Rocco Geißdorf, Geschäftsführer des Jugend-, Kultur- und Vereinshaus »HANNO e.V.«, sagt: »Die laufenden Betriebskosten übersteigen immer mehr die Förderung. Wir hatten deshalb bei der Stadt eine höhere Förderung beantragt, das aber wurde abgelehnt.« Man habe sich als Verein zudem bei der Stadt dafür eingesetzt, auch im Stadtzentrum einen Jugendtreff einzurichten, der im Jahr 2014 dann auch in den Kellerräumlichkeiten der Stadtbibliothek einziehen konnte. Die Büroräume des Hanno-Vereins sind bereits auf die Grohmannstraße 1 umgezogen.
Thomas Gockel von der Stadtverwaltung Pirna betont, »dass der Standort keine Akzeptanz mehr bei den Jugendlichen besaß. Seit der Verlegung in die Innenstadt erfreute er sich deutlich besseren Zuspruchs.« Zudem soll es eine Befragung der Jugendlichen geben, um die Angebote für diese Zielgruppe besser ausrichten zu können.
Braucht Pirna das Hanno?
André Liebscher (fraktionslos), der als einziger Stadtrat gegen den Verkauf gestimmt hat, moniert, dass eine rein auf Zahlen basierende Entscheidung nicht immer die Richtige sein muss. Ihm fehle eine ergebnisoffene Diskussion darüber, wie die Alternative zum Verkauf aussehen könnte. »Ich sehe an dieser Stelle auf der Hohen Straße durchaus Entwicklungspotential für eine städtische Verwendung des Gebäudes oder des Grundstücks. Ein Ideenwettbewerb würde sicherlich umsetzbare Vorschläge für den Erhalt und die zukünftige Nutzung des Hanno zum Wohl der Allgemeinheit hervorbringen«, stellt Liebscher klar.
Die AfD-Fraktion begründet ihre Zustimmung der Grundsatzentscheidung über einen möglichen Verkauf des Hanno damit, dass die jährlichen Betriebskosten von rund 60.000 Euro kaum in Relation mit einem verbliebenen Mieter (Jugendring) im Gebäude zu bringen sind. Mit der aktuellen Haushaltssituation wäre das nicht vereinbar. Weiterhin wird argumentiert, dass der Stadtrat weiterhin die Zügel in der Hand habe, wenn es um den eigentlichen Verkauf des Hanno und seine zukünftige Nutzung gehen werde.
Auch die Fraktion von Grünen und SPD haben dem Antrag zur Veräußerung des Komplexes zugestimmt. »Auch wir sehen keine sinnvolle Nutzungsperspektive. Zudem wären erhebliche Investitionen in das Gebäude notwendig«, sagt Ralf Wätzig (SPD). Zudem würden die stadtteilbezogenen Jugendtreffs in Copitz, auf dem Sonnenstein und in der Altstadt momentan ausreichen.