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Matthias Stark/ck

Bald ist der Luchs los

Sachsen. In Sachsen werden bald bis zu 20 Luchse ausgewildert. Eine besondere Rolle spielt hierbei das Erz- und das Elbsandsteingebirge.

Nachdem im Jahr 1743 in Hinterhermsdorf ein letzter Luchs getötet wurde, galt das Tier in der Region als ausgerottet. Zwar zogen immer mal wieder Tiere durch, eine feste Ansiedlung wurde aber nicht beobachtet. So konnte in den Jahren 2017 / 2018 im Lausitzer Braunkohlerevier ein aus dem Harz stammendes männliches Tier festgestellt werden. Und im Jahr 2020 waren drei besenderte Tiere aus einem polnischen Auswilderungsprojekt in Sachsen unterwegs. Nun aber sollen diese Tiere wieder fest angesiedelt werden.

 

Luchs ist Schlüssel-Art für naturnahe Ökosysteme

 

»Wir Menschen sind gut im Ausrotten von Tieren«, stellte der sächsische Umweltminister Wolfram Günther bei der Vorstellung des Projektes mit dem Namen »RELynx« fest. Nun gäbe es ein Vorhaben, bei dem genau dieses Ausrotten rückgängig gemacht werden soll. Insgesamt sollen dabei zwölf weibliche und acht männliche Tiere im Zeitraum bis zum Jahr 2027 in die freie Wildbahn entlassen werden.

Es handelt sich bei den auszuwildernden Exemplaren um den Eurasischen Luchs der Unterart Karpatenluchs. Die Herkunft der Tiere ist dabei unterschiedlich. Zum einen sind es Wildfänge, vorrangig aus der Schweiz. Diese Tiere werden zunächst 21 Tage in Quarantäne gehalten, um ihren Gesundheitszustand festzustellen. Zum zweiten werden Waisentiere aus Wildtier- und Artenstutzstationen verwendet. Diese stammen ebenfalls aus der Schweiz und aus Niedersachsen. Und zum dritten werden Zuchttiere, die genetisch sinnvoll verpaart wurden, eingesetzt.

 

Warum gibt es das Projekt »RELynx«?

 

Das ergibt sich aus dem schlechten Erhaltungszustand in Deutschland. Da existieren voneinander isolierte Populationen und diese sind zudem genetisch verarmt. Das Ausbreitungsverhalten dieser Tiere ist schwach, weil Luchse sich sehr an ihre Reviere binden. Sie sind also nicht ausbreitungsaktiv. Hinzu kommt die geringe Zahl an Nachwuchs. Nur ein bis zwei Jungtiere pro Jahr bringt ein weibliches Tier zur Welt.

Ziel des Projektes ist es unter anderem, dass sich die verschiedenen Teilpopulationen in Deutschland untereinander verbinden und vermischen können. Das Gebiet von Erz- und Elbsandsteingebirge bietet durch seine zusammenhängenden Waldgebiete und das gute Nahrungsangebot beste Voraussetzungen für eine Wiederansiedlung. Es gäbe insgesamt ein Potenzial für bis zu 100 Tiere.

In freier Wildbahn können Luchse 15 Jahre alt werden. Sie ernähren sich hauptsächlich von Rehen, aber auch andere Tiere wie Marder, Fuchs oder Dachs gehören zu ihrer Beute. Luchse sind reine Fleischfresser. Eine Begegnung von Menschen mit dem Luchs wird extrem selten sein. Er stellt keine Gefahr dar. Das Auswilderungsprojekt wird intensiv wissenschaftlich begleitet. So gibt es eine telemetrische Überwachung, da alle ausgewilderten Tiere mit Sendern versehen werden. Außerdem wird ein Monitoring mit Wildtierkameras durchgeführt. Zudem werden Nahrungsanalysen und genetische Untersuchen gemacht sowie Risse und Losungen untersucht.

Insgesamt belaufen sich die Projektkosten auf etwa 1,8 Millionen Euro, teilte der Umweltminister mit. Das ist sicher gut angelegtes Geld, wenn man in Sachsen auch weiterhin eine halbwegs intakte Natur möchte. Für die Projektverantwortlichen sei auch die Lausitz durchaus als Auswilderungsgebiet geeignet. Die Projektkoordinatorin Catriona Blum-Rérat von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Görlitz ist sich sicher: »Der Luchs hat hohe Sympathiewerte bei den Menschen.«

 

Mehr erfahren und Sichtungen melden unter: www.luchs.sachsen.de


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