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Postzustellung im Spreewald wieder per Kahn

Postfrau Andrea Bunar ist jetzt in ihre neunte Saison als Kahn-Zustellerin gestartet und bringt im Spreewalddorf Lehde wieder Briefe und Pakete über die Wasserwege. Pro Woche liefert sie mehr als 600 Briefe, Einschreiben und Postkarten sowie rund 70 Pakete und Päckchen über die Fließe aus, denn viele der 65 Haushalte Lehdes haben keine direkte Anbindung zur Straße.
Postfrau Andrea Bunar ist in Lehde wieder mit dem gelben Postkahn unterwegs. Foto: Archiv/sts

Postfrau Andrea Bunar ist in Lehde wieder mit dem gelben Postkahn unterwegs. Foto: Archiv/sts

Andrea Bunar freut sich in diesem Jahr besonders darauf, wieder auf den idyllischen Spreewaldfließen unterwegs zu sein. „Aufgrund der erforderlichen Corona-Sicherheitsmaßnahmen war unser Postkahn gut einen Monat länger als sonst in der Winterpause. In dieser Zeit habe ich die Haushalte in Lehde weiterhin – wie auch sonst in der Wintersaison üblich - mit dem Postauto beliefert. Dabei muss ich jedoch längere Strecken, teils über Brücken und Treppen, zu Fuß zurücklegen. Viele Bewohner von Lehde haben mich in den letzten Wochen gefragt, wann ich denn wieder per Kahn zu ihnen komme. Das ist eine bereits 123-jährige Tradition - und gehört damit für die meisten Einheimischen zum festen Bestandteil ihres Alltags. Schön, dass es jetzt wieder losgeht“, sagt Andrea Bunar. Erst Postauto, dann Kahn Vormittags beliefert die 49-Jährige zuerst die Kunden in Lübbenau mit dem Postauto. Gegen Mittag steigt sie in ihren gelben Kahn um. Muskelkater in den Armen ist in den ersten Wochen nach dem Saisonstart inklusive. Pakete können bis zu 31,5 Kilogramm wiegen. Egal, ob Rasenmäher, Flachbildschirm, Hollywoodschaukel oder Gartenhecke – Andrea Bunar hat das alles auch schon über die Fließe zu ihren Kunden gebracht. „Es kommt über die Jahre einiges an Gewicht zusammen. Den Kahn bewege ich auf meiner rund acht Kilometer langen Tour mit reiner Muskelkraft“, sagt die Postzustellerin. Die klimaneutrale und leise Kahn-Zustellung ist im UNESCO Biosphärenreservat Spreewald ideal. Die Deutsche Post spart damit pro Saison rund 350 Kilogramm CO2-Emissionen ein. Kahnzustellung ist eine Tradition Andrea Bunar pflegt auch privat die Bräuche der Region: „Bei Festen wie der Fastnacht trage ich die sorbische Tracht. Mit der Kahnzustellung erhält die Deutsche Post eine lange Tradition, die weit über den Spreewald hinaus bekannt ist“, sagt sie. Ende der 1890er Jahre mussten die Bewohner Lehdes ihre Post sonntags beim Kirchgang abholen. Mit der Industrialisierung und der damit verbundenen Landflucht nahm der Postversand zur Kontaktaufnahme mit den Daheimgebliebenen immer mehr zu. Deshalb beschloss die Post 1897, die Sendungen per Kahn direkt zu den Kunden nach Hause zu bringen. Heute ist die Paket- und Briefzustellung der Deutschen Post bis in den entlegensten Winkel an sechs Tagen pro Woche bundesweiter Standard. (PM/Deutsche Post DHL Group)


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