Seitenlogo
Stefan Staindl

Ostern ist ein Ja zum Leben

Calau. Bunte Eier in den Vorgärten weisen auf das kommende Osterfest hin. Über das wichtige Fest der Christen spricht Kathrin Schubert, Pfarrerin im evangelischen Kirchenkreis Niederlausitz.
Kathrin Schubert ist Pfarrerin im Evangelischen Kirchenkreis Niederlausitz, der sich von Lübben im Norden über Lübbenau, Finsterwalde bis nach Senftenberg im Süden erstreckt. Im gesamten Kirchenkreis leben knapp 30 000 Christen.

Kathrin Schubert ist Pfarrerin im Evangelischen Kirchenkreis Niederlausitz, der sich von Lübben im Norden über Lübbenau, Finsterwalde bis nach Senftenberg im Süden erstreckt. Im gesamten Kirchenkreis leben knapp 30 000 Christen.

Bild: sts

Die Christen feiern mit der Auferstehung Jesu die Überwindung des Todes und die Aussicht auf ein ewiges Leben im kommenden Reich Gottes. Was ist für Sie Kern der Osterbotschaft?

Das Leben ist stärker als der Tod. Es gibt das Leben in dieser Welt mit Trauer und Verlust, mit Schmerz und Abschieden, aber auch mit Freuden und Neuanfängen. Ostern kann zu einem Neuanfang werden. Dort, wo man es nicht gedacht hätte, da handelt Gott.

Die Osterbotschaft bringt Licht in unsere Dunkelheiten. Dafür stehen auch die Osterkerzen in den Kirchen. Es gibt ein Leben nach dem Tod.

Ewiges Leben - für mich heißt das ein Leben bei Gott, ein Leben ohne Trauer, Schmerz und Tränen. Mit diesem Glauben lebt es sich hier in dieser Welt.

Welche Kraft und welche Hoffnung können Menschen aus dieser Osterbotschaft ziehen - gerade mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen wie Inflation, hohen Energiepreisen und den Krieg in der Ukraine?

Die Osterbotschaft sagt uns, dass es weitergeht. Wie auch immer unser Leben aussehen wird, was auch immer auf uns zukommt. Wir haben jemanden, der mit uns geht, dass wir nie allein sind auf unseren Lebenswegen. Die aktuellen Herausforderungen will ich nicht klein reden, denn es sind Herausforderungen, wo Lösungen nicht im Blick sind. Und doch glaube ich, wenn jeder und jede sich ein Stück weit zurücknimmt und auf den anderen hört, dass man zu Lösungsansätzen kommen könnte.

Unser Leben erschöpft sich nicht in den Problemen. Gott handelt dort, wo wir es nicht vermuten. Haben wir Vertrauen in Gottes Handeln.

Mit Ostern haben wir eine berechtigte Hoffnung, dass es in unserem Leben nach dem Dunkel wieder eine helle Seite geben wird. Oft verfliegt die Osterfreude bereits nach Ostermontag, der Alltag geht wieder los.

Wie kann man diese Fröhlichkeit über das gesamte Jahr erhalten?

Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest. Ich darf dankbar sein für die Woche, die hinter mir liegt, in der mir vieles gelungen ist. Ich schaue auf das, was mir Gutes getan wurde. Ich darf lachen - ein Osterlachen - und fröhlich sein für den geschenkten Sonntag, der meinen Alltag unterbricht.

Der auferstandene Jesus Christus ist die zentrale Figur des Christentums. Inwieweit hat es ihn als historische Figur wirklich gegeben und wie wichtig sind oder wären solche handfesten Beweise seiner Existenz überhaupt für das gesamte Christentum?

Den historischen Jesus hat es wirklich gegeben. Dafür gibt es mehrere nicht christliche Belege, die untereinander unabhängig und auch unabhängig von den christlichen Texten den historischen Jesus bezeugen und belegen. Da wäre etwa Tacitus, ein römischer Geschichtenschreiber, kein Christenfreund. Er hat nicht an der Existenz Jesu gezweifelt. Weitere römische Geschichtenschreiber, die über die Existenz von Jesus schreiben sind Sueton, Plinius der Jüngere und Josefus.

Alle schreiben unabhängig von den biblischen Texten. Von der Wissenschaft ist der Streit um die Existenz von Jesus seit über 100 Jahren beigelegt. Beweise sind wichtig, weil das Christentum nicht nur eine Idee ist, sondern es gründet sich im Leben und Wirken Jesu und auch im Tod und Auferstehung.

Warum wissen wir auch heute noch so wenig über deisen wichtigen menschen der Weltgeschichte?

Trotz unzähliger Beweise hat man sich lange nicht für den historischen Jesus interessiert. Seit 1980, so sagte mir eine Theologieprofessorin, hat man in den Quellen genauer nachgefragt. So kann man einige Eckdaten gut feststellen. Wir wissen viel durch die Quellenforschung. Die Quellen sprechen von Jesus als dem auferstandenen Christus. Ich glaube, man muss sich auch dafür interessieren und nachfragen.

Als Pfarrerin sind Sie tief im Glauben verwurzelt. Wie haben Sie sich der Figur Jesus genähert und was war aus Ihrer Sicht seine größte Leistung?

Es geht hier nicht um ein Leistungsdenken. Jesus war Mensch und hat alles erlebt, was auch wir erleben. Und doch war er gegen Gewalt und hat Vergebung gelebt.

Jesus hat sich jedem Menschen zugewendet - ohne Ansehen der Person. Er ist besonders denen nahe, die am Rande der Gesellschaft stehen. Sein Wirken war geprägt durch Gewaltverzicht, Statusverzicht und im Dienen füreinander da zu sein.

Er hat gedient, gepredigt, gelehrt und geheilt - und damit Gottes Liebe zum Ausdruck gebracht. Gott wendet sich durch andere Menschen jemanden zu.

Ostern ist Handeln Gottes. Er hat in der Auferstehung an Jesus gehandelt und damit gibt es eine Neuschöpfung und Hoffnung für uns - dass es neu und anders weitergeht. Mit Ostern wurde eine Bewegung in Gang gesetzt.

Laut Bibel haben zuerst Frauen die leere Grabkammer von Jesus entdeckt. Warum wird das dort speziell erwähnt und waren wirklich keine Männer mit dabei?

Der Osterglaube hängt nicht an der leeren Grabkammer, sondern an der Begegnung mit dem Auferstandenen und der Bewegung, die daraus folgt.

Die Männer sind vor Angst in alle Richtungen geflohen. Sie hatten Angst, selbst verhaftet zu werden. Die Frauen dagegen sind geblieben, von ferne. Sie wollten den Leichnam einbalsamieren. Sie tun das, was man tun kann. Sie laufen nicht weg. Später, so wird im Johannes Evangelium berichtet, sehen auch Petrus und der Lieblingsjünger Johannes die leere Grabkammer.

Können Sie etwas zur Herkunft des Wortes »Ostern« sagen? Sprachwissenschaftler haben die weit verbreitete These mit der Verbindung zur germanischen Göttin »Ostara« bereits widerlegt.

Es ist nach wie vor ungeklärt, wie das Wort Ostern in die germanischen Sprachen gekommen ist. Im Französischen - Pâques - und Spanischen - Pascua - orientieren sie sich an dem Ausdruck wie er im Neuen Testament verwendet wird - griechisch pasxa und hebräisch pésach. Die römischen Sprachen orientieren sich am griechischen pasxa für Ostern. Der Tag der Auferstehung war am jüdischen Passafest.

Es gibt noch eine weitere These, dass das Wort Ostern etwas mit Osten zu tun hat. Die Weisen kamen aus dem Osten - dem Morgenland. Unsere Kirchen sind nach Osten ausgerichtet, das heißt, der Altar steht im Osten zur aufgehenden Sonne.

In der aufgeklärten Welt verbinden viele Leute das Osterfest vor allem mit bunten Ostereiern, einen fleißigen Osterhasen und mit Geschenke-Suchaktionen durch den Garten. Inwieweit torpediert diese parallele Strömung das christliche Osterfest?

Hinter das Wort Strömung würde ich drei Fragezeichen setzen und würde eher dazu Bräuche sagen. Diese Bräuche torpedieren in meinen Augen nicht das christliche Osterfest, sondern verstärken es. Sie machen das christliche Osterfest für die Menschen reicher und verständlicher.

Das Ei symbolisiert das Leben und das Bunte die Fröhlichkeit. Ein Hase hat beim Schlafen die Augenlider nicht ganz geschlossen. So erinnert er an das Wachen und erinnert somit an das Geschehen am Gründonnerstag im Garten Gethsemane, wo Jesus betet und seine Jünger wachen sollen.

Ein Schlusswort...?

Ostern ist ein Ja zum Leben, trotz allem.


Meistgelesen