

7,8 Millionen Höhenmeter gesammelt Andreas Oberauer fährt an jedem Wochentag mit der Gondel auf die Zugspitze, um dort die Post zuzustellen. „Ich habe den höchstgelegenen Arbeitsplatz, den es in der Postzustellung in Deutschland gibt“, sagt der gebürtige Bayer. Bei seinen Fahrten bei Wind und Wetter überwindet Andreas Oberauer täglich einen Höhenunterschied von 1.950 Metern. Insgesamt hat der Postbote in all den Jahren 7,8 Millionen Höhenmeter gesammelt. „Das Wetter ist auf der Zugspitze extremer als bei uns im Spreewald. Ein Sunblocker ist empfehlenswert und wenn im Tal milde Temperaturen sind, kann es hier schneien“, stellt Andrea Bunar fest. „Unsere Postjacken sind zwar für alle Temperaturen umrüstbar. Zur Sicherheit habe ich mir aber Handschuhe, Mütze und Schal mitgebracht“, sagt die 45-Jährige. Für das richtige Schuhwerk sorgt hingegen ihr Kollege: „Damit du hier oben auf dem Berg einen besseren Stand hast“, sagt Andreas Oberauer und überreicht ein paar traditionelle Wanderschuhe. Im Gegenzug erhielt er von Andrea Bunar mit Gewürzgurken einen schmackhaften Gruß aus dem Spreewald. Zustellungen sind vorsortiert Mit dem neuen Schuhwerk ausgestattet, starten die beiden Postzusteller die Tour. Welche Umschläge für welches Haus sind, das weiß die Kahnzustellerin auch hier oben ohne zu zögern. Denn in dem für die Zugspitze zuständigen Briefzentrum der Deutschen Post in Rosenheim werden die Umschläge automatisch in der Gangfolge der Zustelltour sortiert. Die Forscher des Umweltbundesamtes, die Wetterwarte und das Münchner Haus mit seinem Hüttenwirt Hansjörg Barth und weitere Kunden beliefern die beiden Zusteller mit Briefen, Postkarten und Paketen bis zu 31,5 Kilogramm. Postzusteller sind begehrte Fotomotive „Ich bin das erste Mal auf der Zugspitze. Die Zugspitzbahn ist sehr beeindruckend. Der Blick und das Panorama der Alpen, die Natur und die Stille machen diese Zustelltour zu einer ganz besonderen. Das ist bei meiner Kahnfahrt durch das Spreewalddorf Lehde ähnlich. Ich stake durch die idyllische Landschaft mit Fachwerkhäusern “, sagt die Postbotin. Eine weitere Gemeinsamkeit fällt ihr auf: „Die Zugspitze ist ebenso beliebt bei Touristen wie der Spreewald. Andreas und ich sind begehrte Fotomotive.“ Doch so schön beide Zustelltouren auch sind: „Keiner von uns möchte seinen Arbeitsort tauschen“, sagt Andrea Bunar und lächelt. Das Wetter ist am heutigen Tag kein Freund von Postboten: Es liegt Schnee, es regnet und mit drei Grad über Null haben die Temperaturen auf der Zugspitzen auch schon ihren Höchststand erreicht. „Doch Postboten schreckt kein Wind und kein Wetter“, sagt Andrea Bunar und deutet auf Andreas Oberauer. Ihr Kollege stellt im T-Shirt Pakate und Briefe zu. 1100 Kilometer mit dem Postkahn unterwegs Andrea Bunar erreicht viele der 65 Haushalte auf ihrer Tour nur über die sogenannten Fließe. Sie haben keine direkte Anbindung zur Straße. Deshalb stakt die Postbotin von April bis Oktober mit einer traditionellen Schubstange zu den Hausbriefkästen. Diese stehen in Ufernähe, so dass sie die Briefe vom gelben Kahn aus einstecken kann. Zudem leert sie drei Briefkästen, die an Ausflugslokalen angebracht sind. Während ihrer Tour durch Lehde legt die Kahnzustellerin pro Tag rund acht Kilometer zurück. Pro Saison kommen so etwa 1100 Kilometer zusammen – eine Strecke von Berlin bis Helsinki. Diese Tradition existiert seit 119 Jahren. In den Wintermonaten steigt Andrea Bunar jedoch auf das Auto um. „Dann fahre ich so nah wie möglich an die Gehöfte heran und laufe den Rest. Das dauert länger und ist beschwerlicher, da ich oft verschneite oder glatte Brücken und Treppen überqueren muss.“ Außerdem bietet die Kahnpostbotin den Service der einzigen „schwimmenden Postfiliale“ an: Bewohner und Touristen können ihr Sendungen mitgeben sowie Brief-, Päckchen- und Paketmarken kaufen. Über 80-jährige Tradition Diesen Service gibt es ebenso bei Andreas Oberauer, er betreibt die höchste Postfiliale Deutschlands. Die Zugspitze hat mit 82475 eine eigene Postleitzahl. Die Postfiliale dort oben hat eine über 80-jährige Tradition. In der im Jahre 1900 eingeweihten meteorologischen Station und der Forschungsstation Schneefernerhaus wurde am 15. Dezember 1931 die erste „Postagentur mit Telegrafenanstalt und öffentlicher Sprechstelle“ eingerichtet. Andreas Oberauer (51) verkauft nicht nur Briefmarken an die Touristen, sondern stempelt auch die Sendungen. Der Postbote gibt seiner Kollegin einen besonderen Poststempel – mit dem Motiv der Zugspitze. „Vor 12 Jahren habe ich in Cottbus in einer Postfiliale gearbeitet. Im korrekten Stempeln bin ich geübt“, lacht Andrea Bunar und geht ans Werk. Weitere besondere Zustellbezirke Es gibt drei weitere Postboten, die nur mit besonderen Fahrzeugen ihre Zustellbezirke erreichen, um in diesen abgelegenen Regionen die Einwohner mit Sendungen zu versorgen. Sie stellen auf Nordsee-Inseln zu: Der Wattzusteller Knud Knudsen bringt einem einzigen Haushalt auf der Hallig Süderoog die Sendungen. Dafür legt er drei- bis viermal pro Woche einen knapp 15 Kilometer langen Fußmarsch zurück. Der Postschiffer Johann Petersen fährt täglich mit einer Lore oder dem Postschiff zu den Halligen Langness, Oland und Gröde. Joachim Wichmann stellt tideabhängig per Wattwagen oder Schiff zur Insel Neuwerk zu und steigt dort auf einen Elektro-Roller um. (PM-Deutsche Post DHL Group-/sts)