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Hier fließen Strukturwandelgelder

Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Der Bund stellt dem Land Brandenburg bis 2038 insgesamt 3,612 Milliarden Euro Finanzhilfen zur Förderung kommunaler und regionaler Projekte für die Strukturentwicklung in der Lausitz zur Verfügung. Welche Projekte das im Landkreis Oberspreewald-Lausitz bisher sind, stellt der WochenKurier kurz vor.

Über eine Förderung darf sich das Theater »neue Bühne Senftenberg« freuen. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 7,6 Millionen Euro soll das in die Jahre gekommene Werkstattgebäude erweitert und saniert werden. Bereits im vergangenen Jahr erhielt die neue Bühne die Zusage für 6,5 Millionen Euro Fördermittel für dieses Vorhaben. Die Eigenmittel von 1,1 Millionen Euro werden aus der Kasse des Zweckverbands »Neue Bühne - Niederlausitzer Theaterstädtebund Senftenberg« gestellt. Mit den Fördermitteln und dem Eigenanteil soll im Untergeschoss des Altbaus eine moderne Lüftungsanlage installiert werden und Umkleideräume und Lagermöglichkeiten entstehen. Im Erdgeschoß werden die Tischlerei und die Schlosserei ihr Refugium finden. Ein Montageraum, der mit seinen Ausmaßen Bühnengröße hat, wird die komplette Vormontage von Bühnenbildern ermöglichen. Alles Technische für das Theater, inklusive der Räume für die Mitarbeiter, wird sich modern und großzügig auf 1.600 Quadratmetern im alten Gebäude und circa 3.600 Quadratmetern im Neubau wiederfinden.

 

Strand, Leistungszentrum und Besucherzentrum

 
Ein weiteres Projekt ist die Schaffung einer Basisinfrastruktur für die Sedlitzer Bucht im Lausitzer Seenland. Hier werden der zweite und dritte Bauabschnitt mit den Strukturwandelgeldern umgesetzt. Dabei soll voraussichtlich 2023/24 ein Strand gebaut, ein Hafenvorplatz und ein Weg um das Hafenbecken sowie Steganlagen entstehen. Voraussichtlich 2024/25 soll sich ein Multifunktionsgebäude hinzugesellen.
 
Die Stadt Schwarzheide beabsichtigt die Errichtung eines innovativen Lern- und Ausbildungszentrums, das »Leistungszentrum Lausitz«. Die Errichtung dieser Bildungseinrichtung zielt auf die Ausbildung hochqualifizierter Facharbeiter und die Sicherung von Fachkräften ab. Zu dem Angebot der Bildungseinrichtung sollen insbesondere Maßnahmen der ergänzenden praktischen Berufsausbildung, der Fort- und Weiterbildung sowie der Berufsvorbereitung gehören. Die voraussichtliche Inbetriebnahme des Leistungszentrum Lausitz ist zum regulären Ausbildungsbeginn im Jahr 2026 geplant. Das Gesamtinvestitionsvolumen wird auf 70,9 Millionen Euro geschätzt.
 
Das zweite Projekt, welcher in Schwarzheide gefördert wird, ist der Bau eines Ausbildungspensionats in der Dorfaue. Dafür sollen insgesamt bis zu 13,5 Millionen Euro investiert werden. Der frühere Schulstandort soll für verschiedene neue Nutzungen um- und ausgebaut werden. Ziele sind dabei die Sanierung und der Umbau der Bestandsbauten für ein Wohnheim für Auszubildende, der Anbau eines Gebäudeteils mit Empfangs-, Speisesaal und Küchennutzung. Als separate Nutzung ist der Neubau eines Werkstattbereichs zur Reparatur von E-Bikes und E-Bike-Verleih geplant.
 
 Ein weiteres Vorhaben ist das Industrie – und Gewerbegebiet Schipkau-Schwarzheide. Vorgesehen ist hier, den bisherigen Sonderlandeplatz in Größe von insgesamt rund 120 Hektar in einen Standort für Industrie- und Gewerbeansiedlungen umzuwandeln. Schipkau und Schwarzheide haben zuvor die Aufgabe, für das Baurecht und die Erschließung zu sorgen. Laut Martin Konzag, Bauamtsleiter der Gemeinde Schipkau, gaben beide Kommunalparlamente bereits den Startschuss für die Bauleitplanung. Gegenwärtig werde das Plangebiet weiter auf seine Beschaffenheit und grundsätzliche Eignung untersucht. Zudem werde an einer Lösung für den ungünstigen Verlauf der Gemeindegrenze gesucht, welche den Standort quert. Diese Grundsätze sollen im Laufe des Jahres geklärt werden, um dann in die konkrete Planung starten zu können.
 
In Großräschen fließen Strukturwandelgelder in gleich zwei Projekte. Mit 2,4 Millionen Euro Strukturfördermitteln wird momentan das Besucherzentrum am Großräschener See gebaut. Es soll 2023 eröffnet werden. Für den IBA-Terrassen-Campus sind weitere Fördermittel beantragt. Großräschen-Süd gewinnt durch seine Entwicklung zunehmend an Aufenthaltsqualität. Es soll sich vom ehemaligen Besucherzentrum der IBA "Fürst-Pückler-Land" zu einem Ort der modernen Arbeit, der Bildung/ Wissenschaft sowie Kultur/ Kunst gekoppelt mit Tourismus entwickeln. Dafür sind das Besucherempfangsgebäude, die Modernisierung der IBA-Terrassen (mit Co-Working Space) und die Modernisierung des IBA-Studierhauses notwendig. Ein Besucherstollen mit Stollenbahn an der Victoriahöhe soll die Bergbaugeschichte erlebbar machen, die spielerische Experimentierzone mit Energiewerkstatt soll daneben die Zukunft der Energiegewinnung zeigen. Beides zusammen verdeutlicht den Strukturwandel in der Lausitz. Zusätzlich sollen notwendige Stellplätze geschaffen werden. Das Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei ca. 16 Millionen Euro.
 
Auch das geplante Innovative Leistungs- und Lernzentrum in Großräschen soll von Strukturfördermitteln profitieren. Das Brandenburger Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE) hat das Projekt im Rahmen seiner Zuständigkeit für die Berufsbildung initiiert, um damit einen Beitrag für den Strukturwandel und die Fachkräftegewinnung in der Lausitz zu leisten. Die Stadt Großräschen und die Handwerkskammer Cottbus wollen dieses Projekt in Kooperation mit der regionalen Wirtschaft konzeptionell weiterentwickeln und einen qualifizierten Förderantrag an die WRL übergeben. Für die konzeptionelle Bearbeitung hat das Land Brandenburg bereits 800.000 Euro zur Verfügung gestellt, das Gesamtprojekt wird derzeit mit 60 Millioenen Euro Investitionsvolumen abgeschätzt und soll im Rahmen des Strukturwandels gefördert werden. Der geplante Standort befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Brikettfabrik "Aufstieg" in direkter Nachbarschaft zum Lehrbauhof der Handwerkskammer Cottbus und am Großräschener See - dem ehemaligen Tagebau "Meuro". Strukturwandel wird hier also erlebbar für kommende Generationen von Schülerinnen und Schülern aus der Lausitz. Mit einer praxisbezogenen Berufsfrühorientierung sowohl für Oberschüler als auch Gymnasiasten sollen den jungen Leuten verschiedene Berufsbilder nahegebracht werden: Pflegeberufe, Handwerks- und Industrieberufe, Berufe im Dienstleistungsbereich genauso wie Studienrichtungen mit hoher Nachfrage in der Lausitz. Ein Zentralarchiv, ein Schaudepot, ein »Bildungs- und Erlebniszentrum für Kunstguss und Industriekultur« sowie die Entwicklung eines Industrie- und Gewerbegebietes sind weitere Projekte, die mit Strukturwandelgelder finanziert werden sollen.

 

Weitere Strukturwandelprojekte

 
So soll in Lübbenau das Industrie- und Gewerbegebiet »Spreewalddreieck« für 31,15 Millionen Euro weiter entwickelt werden. Weitere 50 Hektar des ehemaligen Kraftwerksgeländes sollen dabei zu einem neuen Industriestandort ausgebaut werden. Finanziert werden müssen ein Rückbau, eine neue Erschließung sowie eine neue Entwässerung. Für einen entsprechenden Bebauungsplan hat die Stadt jetzt Unterstützung vom Land erhalten. Um diese vorbereitenden Planungsverfahren zu beschleunigen, übergab die Chefin der Staatskanzlei, Ministerin Kathrin Schneider, der Stadt einen Förderbescheid in Höhe von 230?000 Euro. »Da die Bundesmittel nur für die eigentliche Investition eingesetzt werden können, übernimmt das Land einen Teil der vorbereitenden Planung dieser Investitionen«, betont Schneider.
 
In Lauchhammer soll in das 15,5 Millionen Euro schwere Projekt »Bildungs- und Erlebniszentrum für Kunstguss und Industriekultur« investiert werden. Das Erlebniszentrum ERZ soll auf dem Areal von Kunstgussmuseum und Friedensgedächtniskirche in Lauchhammer-Ost entstehen. Es umfasst die Errichtung eines Erweiterungsbaus am Kunstgussmuseum, die Sanierung der Friedensgedächtniskirche und die Gestaltung der Freiflächen. Das Erlebniszentrum KOHLE bezieht sich auf das Areal an den Biotürmen und am Reliktepark in Lauchhammer-West. Angedacht sind hier die Sanierung des ehemaligen Eingangsgebäudes der Kokerei oder die Errichtung eines neuen Gebäudes auf dem Gelände der Biotürme. Auch eine Visualisierung der ehemaligen Kokerei ist im Gespräch. »Gegenwärtig läuft die Ausschreibung zur Erstellung einer Konzeptstudie. Die Studie soll prüfen, ob die geplanten Maßnahmen und Ideen nachhaltig finanziell umsetzbar sind. Erst dann können weitere Fördermittel beantragt werden. Die Ergebnisse der Konzeptstudie sollen noch in diesem Jahr vorliegen«, sagt Stadtsprecher Heiko Jahn.
 
Auch das Zechenhaus Brieske soll mit Strukturwandelgeldern einer neuen Nutzung zugeführt werden. In das denkmalgeschützte Gebäude sollen als »Gedächtnis der Region« das zentrale Depot der Museen des Landkreises und das Archiv für den Landkreis einziehen. Außerdem soll es als Kultur- und Veranstaltungsort nutzbar gemacht werden. 20 Millionen müssen laut Machbarkeitstudie investiert werden, um aus dem ehemaligen Zechenhaus ein neues Wahrzeichen für die Region zu schaffen, das als öffentlich kulturell, museal und touristisch nutzbarer Ort dient. Im März soll das Zechenhaus in Besitz des Landkreises übergehen und die Vergabe der Leistungen kann starten.
 

Keine Sorge

 
Auch, wenn jetzt aufgrund der Ukraine-Problematik der beschlossene Braunkohle-Ausstieg wackelt, wackeln die Lausitzer Strukturwandelgelder nicht. Die Projektträger müssen sich keine Sorgen machen, teilt Florian Engels, Regierungssprecher Land Brandenburg mit. Die Mittel würden zur Verfügung stehen. Das sei von Carsten Schneider, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, auf der Strukturwandelkonferenz Anfang März bestätigt worden.


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