

»Das Schönste im vergangenen Jahr war der Herbst. Es war ein goldener Herbst, der vor allem Feuchtigkeit brachte, die vorher fehlte. Nachdem im Sommer vieles vertrocknet war, hatte sich wieder alles wie in einer Oase entwickelt - mit viel Grün«, sagt Rudolf Kupfer. Der Winter 2020 war laut Kupfer dagegen ausgefallen und präsentierte sich ohne eine geschlossene Schneedecke. »Er war äußerst mild. Die tiefste Temperatur hatten wir nicht im Januar oder Februar, sondern im März. Am 24. März wurden Minus 8,5 Grad Celsius gemessen. Das ist außergewöhnlich, denn die kalten Temperaturen gehören in den Winter und nicht in den Frühling.« Der Februar 2020 sei der wärmste Februar seit Wetteraufzeichnungen gewesen. Um die drei Grad Celsius war er zu warm, schätzt Kupfer. Wie er sagt, fehlen bei uns leider Frosttage. »Im vergangenen Winter hatten wir nur einen Eistag mit ganztägigem Frost.« Und bis Mitte Januar 2021 habe es noch keinen Eistag gegeben - »...aber Schnee mit Mengen, die wir lange nicht hatten.« Das folgende Frühjahr war dann aber einfach zu kalt. »Die Eisheiligen im Mai verursachten, regional unterschiedlich, größere Schäden in der Obstbaumblüte«, blickt Kupfer zurück. Doch der Mai habe sich nicht nur kühl gezeigt, sondern war auch wie der April sehr trocken. Kupfer: »Im Frühjahr gab es nur 50 Prozent der durchschnittlichen Niederschläge und auch im Sommer wurden nur 50 Prozent erreicht. Die Trockenheit hielt permanent an mit mehrmals zwei, drei Wochen ohne Regen. Dadurch war der Naturkreislauf gestört. Es sah aus wie in einer Steppe.« Viel Staub habe die landwirtschaftlichen Fahrzeuge auf den Feldern begleitet, Wiesen seien vertrocknet, Getreide, Mais und andere Pflanzen seien verkümmert, auf der Weide hätten die Kühe kaum noch was zu fressen gehabt und der zweite Wiesenschnitt sei auch ausgefallen. »Es war das dritte Jahr in Folge ein echt heißer Sommer. Trotzdem hat es im Jahr 2020 von den letzten drei Jahren am meisten geregnet. Es ist eine steigende Tendenz erkennbar«, sagt Rudolf Kupfer. Er hatte in Lindenau 538 Millimeter (mm) Regen als Monatsdurchschnitt. Jürgen Jentsch in Bolschwitz hatte mit 424 mm am wenigsten Niederschlag. »Damit hat erneut keine Messstelle die Monatsnorm in der Lausitz von 626 Millimeter Regen auf dem Quadratmeter erreicht. Das ist schlecht, denn die Wasserreserven sind nicht mehr da, wir brauchen Niederschläge. Doch zum Glück besagt der 100-jährige Kalender, dass 2021 ein feuchtes Jahr werden wird. Wir werden sehen.« Für Rudolf Kupfer ist vor allem die Entwicklung in den Wäldern dramatisch. »Es gibt große Schadstellen durch Kahlschläge, die aufgrund des Borkenkäfers vorgenommen werden mussten und wegen der Dürre und durch Stürme in den Jahren zuvor. Das habe ich in diesem Ausmaß so noch nie erlebt. Das sind Schäden, die über Jahrzehnte nachwirken werden und sie sind sehr schlimm, wenn man bedenkt, dass der Wald ein natürlicher Wasserspeicher ist.« Deshalb ist es wichtig, wie er sagt, dass jeder der Natur helfen kann: »Ob man etwa einen Baum im eigenen Garten pflanzt oder blühende Flächen für Insekten schafft.« Übrigens: Da sich der Freundeskreis der Hobbymeteorologen im Dezember 2020 nicht wie gewohnt zu einem Jahresrückblick treffen konnte, wollen die rund 20 Hobbymeteorologen erstmals ein Buch mit den Wetterdaten von 2020 und Jahren davor veröffentlichen.