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„Wir wollen alle gerecht und gleich behandeln“

Im Interview: Gerlinde Franke, Migrationsberaterin bei der Diakonie in Großenhain Gerlinde Franke arbeitet seit 1992 als Leiterin des Bereiches Migration der Diakonie Riesa-Großenhain gGmbH. Sie ist jetzt für alle Neuankömmlinge im gesamten Kreis Meißen zuständig und bekommt in Kürze den Bundesverdienstorden verliehen. Nach Problemen und auch Hoffnungen fragte WochenKurier im Interview. Können Sie sagen, wie viele Asylsuchende sich bei uns aufhalten? Mit Stand vom Jahresende waren es mehr als 2.200, die in 20 Beratungsstandorten betreut werden, welche über den ganzen Kreis verteilt sind. Das klingt viel, es sind aber - gemessen an der Gesamteinwohnerzahl - weniger als ein Prozent. Langfristige Voraussagen kann ich leider nicht treffen, dazu ist die Lage zu unübersichtlich. Meine Mitarbeiter wissen zirka eine Woche im Voraus, welche Häuser bezogen werden können und etwa zwei Tage vorher, wer dann in welche Einrichtung kommt. Wenn wir wissen, was morgen kommt, ist das für uns schon Luxus. Woher kommen die Leute hauptsächlich und wie lange bleiben sie in der Region? Die meisten, also fast die Hälfte, kommt aus Syrien, dann folgen Afghanistan, Irak und Albanien. Die Menschen ziehen relativ schnell weiter. Sie wollen in Großstädte und vor Allem in die alten Bundesländer. 95 Prozent der Neuankömmlinge hält es nicht hier. Aber auch da gibt es keine genauen Zahlen. Als Beispiel kann ich das ehemalige Hotel an der Kupferbergstraße anführen, das vor fast genau drei Jahren eröffnet wurde. Dort gibt es 50 Plätze, die Belegung hat seit 2012 schon zweimal gewechselt. Wie ist das Verhältnis zwischen Asyl suchenden Familien und Alleinreisende? Etwa 40 zu 60. Gibt es auch Menschen, die freiwillig in ihre Heimat zurück wollen? Etwa 50 Prozent der Asylsuchenden aus den Westbalkanstaaten wollen zurück. Was heißt das genau? Bei den meisten ist der Pass abgelaufen, weil der Asylantrag viel zu lange in der Bearbeitung war. Die müssen dann hier bleiben, obwohl sie zurück wollen. Die binden dann wertvolle Arbeitskraft, die wir nicht haben. Wie viele Mitarbeiter stehen Ihnen derzeit zur Verfügung und können Sie mit dieser Zahl alles bewältigen? Wir schaffen, bei Weitem nicht alles was wir uns vornehmen bzw. was notwendig wäre. Ich habe zurzeit nur 20 Mitarbeiter. Vor Kurzen sind uns noch drei Helferstellen vom Landkreis bewilligt worden, das erleichtert die Arbeit ein bisschen. Wie ist die derzeitige Lage und wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Landkreisverwaltung? Wir befinden uns schon seit einiger Zeit im Katastrophenmodus, da sich die Situation immer wieder ändert und wir deshalb ständig anders reagieren müssen. Die Arbeit mit den zuständigen Personen im Landratsamt funktioniert - nach wie vor - in gutem Ausgleich. So führen wir unter anderem gemeinsame Dienstberatungen durch. Das trägt enorm dazu bei, Verständnis für den Standpunkt des Anderen zu bekommen. Was befähigt sie zu dieser verantwortungsvollen Tätigkeit? Nun ja, ich bin Diplom-Sozialpädagogin und Supervisorin. Zudem war ich viele Jahre in der Notfallseelsorge tätig. Gibt es in Großenhain Angebote für Asylsuchende, oder Begegnungsstätten für interessierte Bürger der Stadt? Ja, am 1. Dezember haben wir im ehemaligen Schleckermarkt, Marktgasse 14/ Naundorfer Straße das „Informations- und Kommunikationszentrum Großenhain“ eröffnet. Dort wird unter anderem Öffentlichkeitsarbeit organisiert und wir nehmen dort auch – die dringend notwendigen - Spenden an. Ebenso werden permanent Informationsveranstaltungen und Seminare durchgeführt. Interview Henry Müller


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