gb/far

Wie lange geht das noch gut?

LK Meißen. Leserbrief - zum Personalnotstand in der Pflege

.

.

Bild: Pixabay / WochenKurier

Es tut mir leid, die Tränen zu sehen. Es tut mir leid, die verzweifelten Angehörigen zu sehen, welche dringend einen Heimplatz suchen. Es tut mir leid, dass ich keine größere Anzahl an Bewohnern versorgen darf, denn der Staat kassiert Strafgelder, und das nicht zu knapp, wenn auch nur ein Bewohner mehr in einer Einrichtung lebt, als die Anzahl, die man laut »Fachkraftquote« haben darf. Es gibt keine freien Zimmer? Nein, daran liegt es nicht, denn die gibt es. Aber es gibt einfach kein Personal. Zumindest keine Fachkräfte. Pflegeheime müssen geschlossen werden, da sie die Kosten nicht mehr tragen können. Wie auch, wenn nur ein Teil belegt werden darf und deshalb die Kalkulation für die Einrichtung nicht mehr passt.

Durch die jahrelange falsche Politik sehe ich jetzt die pure Verzweiflung. Ich sehe Tränen von Angehörigen, die nicht weiter wissen, weil sie selbst nicht mehr in der Lage sind, die geliebte Mutter oder den Vater zu versorgen. Ich sehe die freien, wunderschönen Zimmer, die nicht belegt werden dürfen. Ich sehe verzweifeltes Krankenhauspersonal, was auch nicht mehr weiß, wo es ihre Patienten unterbekommen sollen, auch sie laufen am Limit. Ich sehe Betreuer, die sich ein Bein rausreißen, um ihre zu Betreuenden in guten Händen zu wissen. Es tut mir leid für meine Kollegen, die sich jeden Tag aufopferungsvoll um die Bewohner kümmern, aber selbst noch unter den vergangenen Jahren leiden. Sie haben mittlerweile gesundheitliche Probleme und stehen trotzdem jeden Tag ihren Mann (wenn man das noch sagen darf). Es ist keine Entspannung in Sicht. Was wird hier mit den Menschen gemacht? Was ist ein Mensch wert? Praxisferne Politiker legen Quoten fest und verdienen Geld durch unser Leid. Wie lange geht das noch gut?

Annett S. (Landkreis Meißen)

 

Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich des Verfassers.

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe - bitte mit Anschrift und Telefonnummer - gekürzt zu veröffentlichen.

Mail: verenafarrar@wochenkurier.info


Weitere Nachrichten aus Landkreis Meißen
Meistgelesen