Farrar

Verlust einer wichtigen Struktur droht

Riesa. Ab April gibt es kein Geld mehr für Arbeitsgelegenheiten und Ein-Euro-Jobber. Wie sollen so die Angebote vieler Vereine überleben?

Viele zusätzliche Vereinsangebote sind nur mit Hilfe der Beschäftigten in Arbeitsgelegenheiten möglich. Sie selbst erhalten dadurch eine sinnvolle Tätigkeit und eine gute Tagesstruktur.

Viele zusätzliche Vereinsangebote sind nur mit Hilfe der Beschäftigten in Arbeitsgelegenheiten möglich. Sie selbst erhalten dadurch eine sinnvolle Tätigkeit und eine gute Tagesstruktur.

Bild: Farrar

Die aktuellen Ankündigungen sind bedrohlich für fast alle Vereine: Die finanziellen Zuweisungen an Vereine für die Zahlung für Arbeitsgelegenheiten oder Ein-Euro-Jobber durch das Landratsamt soll es nur noch bis Ende März geben. Das ist leider kein Aprilscherz. Die Bundesmittel für derartige Unterstützungen der Ehrenamtler stehen dann nicht mehr wie gewohnt zur Verfügung. Aber kein Verein oder keine Kommune kann diese Mittel aus eigener Kraft aufbringen und so die Beschäftigungen weiter sichern.

 

Bei der Diakonie im Kreis wären von einer Streichung ca. 30 Personen in der Holzwerkstatt, der Möbelbörse und anderen Einsatzstellen betroffen. Diakonie-Sprecher Felix Kim gibt zu bedenken, dass bei den Vereinen mit dem Wegfall der Bundesmittel nicht nur Angebote auf der Kippe stehen, sondern dass ihre Arbeitsgelegenheiten eine wichtige Unterstützung im Lebensplan der Angestellten sind. »Sie würden ihre Aufgabe und ihre feste Tagesstruktur wieder verlieren. Für ihre Integration in den Arbeitsalltag wäre der Wegfall wohl katastrophal«, fügt er an.

 

Ähnlich sieht es Andreas Näther Vorstand beim Sprungbrett e.V.. »Wir führten im Auftrag des Jobcenters in den vergangenen Jahren immer eine zielgruppenorientierte, sozialpädagogisch begleitete AGH-Maßnahme durch, um jungen und auch älteren Leistungsempfängern, denen es meist aus ihrer ungünstig verlaufenen Biographie heraus sehr schwer fällt, ohne Unterstützung auf dem regulären Arbeitsmarkt langfristig für sich eine Perspektive zu entwickeln. Es geht dabei in erster Linie um das Finden einer Wochenstruktur, das Erleben, wieder gebraucht zu werden, eigene Kompetenzen wieder zu entdecken und sich als Mensch wahrzunehmen und auch wieder einen Blick für sich und die eigene Gesundheitsfürsorge zu bekommen. Die bisher vermittelten Teilnehmer haben dies auch sehr angenommen und der eine oder andere den Weg aus der Schleife geschafft«, erklärt er.

 

Wie es weiter geht, ist auch beim Sprungbrett unklar. »Wir als Träger haben die dafür notwendige Personalstruktur noch nicht zurückgefahren, da es in Zeiten des Fachkräftemangels nicht möglich ist, innerhalb von ein paar Tagen dann wieder diese Personalstruktur mit praxiserfahrenen pädagogischen Fachkräften aufzubauen«, fügt er an. Wichtig sei es aber für ihn, dass trotz knapper Kassen diese Menschen, die in den Maßnahmen begleitet wurden, auch künftig eine unterstützende und aufbauend wertschätzende Hilfe erhalten.

 

Der Büroleiter des Landrates, Ronny Werner, stellt dazu klar: »Der Bund hat die Eingliederungsmittel für die Jobcenter ab 2024 in erheblichem Maße gekürzt. Das damit entstehende Finanzierungsdelta kann durch den Landkreis nicht ausgeglichen werden. Unter Hinweis auf die hiesigen Bedarfe und Entwicklungen wurde im Vorfeld mehrfach auf einen deutlichen Mittel-Mehrbedarf hingewiesen«. Man habe sich also mit Argumenten gegen die Kürzung gewehrt. Für die 9.300 Leistungsberechtigten wird je nach individuellem Förderbedarf finanzielle Unterstützung ermöglicht, insbesondere zur unmittelbaren Einmündung in den Arbeitsmarkt. Dabei wird es teilweise weiter auch öffentlich geförderte Beschäftigung geben. Sofern Angebote nicht mehr stattfinden könnten, liege das nicht direkt am Jobcenter. Dort warte man jetzt auf die aktuellen Haushaltszuweisungen.

 


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