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Stadion als neuer Erholungsort

Die Erinnerung ist bei vielen Riesaer Fußballfans immer noch frisch: Die BSG Stahl spielt in der DDR-Oberliga vor vollen Rängen. Dass wird wohl nicht mehr passieren. Seit vielen Jahren ist das Stadion ungenutzt und marode. Die Bürger sollen jetzt mitreden, was damit passiert.

Man könnte Wolfgang Scharf stundenlang zuhören, wenn er von den Zeiten des Riesaer Fußballs erzählt. Der ehemalige Torhüter der Elf von 1968 bis 1981 absolvierte 93 Spiele im Kasten der Riesaer. Er erinnert sich genau an die Schlangen vor den Kassenhäuschen, die Zuschauer auf den Dächern der benachbarten  Wohnhäuser, die Fangesänge von der Tribüne und den Rängen sowie den Gang durch den Spielertunnel im »Ernst-Grube-Stadion« in Riesa. Heute ist der einstige Fußballrasen ein Kleinod für zahlreiche Insekten. Mit hüfthohen Gäsern, Diesteln und blühenden Wildblumen zeugt nur noch das rote Spielfeldgeländer, die zugewucherten Sitzplätze und die Anzeigetafel über dem Eingangsbereich, dass es sich um ein Stadion handelt. Jetzt werden die Bürger gefragt, was sie sich für das etwa ein Hektar große Gelände wünschen. Bei einem Rundgang konnten sich Interessierte in der vergangenen Woche die verwaiste Sportstätte aus der Nähe ansehen und ihre Vorschläge zu Papier bringen. Denn jetzt will die Stadt mit den guten Ideen der Bürgerschaft planen. Das traditionsreiche Areal in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof soll wieder eine sinnvolle Zukunft bekommen. In diesem Punkt zählt man in Riesa jetzt auf die heimatverbundenen Einwohner. »Unser Ziel ist es, dass die Anlage in geegneter Form nachhaltig nutzbar wird. Dazu möchten wir Meinungen und Ideen zusammentragen, um gemeinsam herauszufinden, was davon sinnvoll umsetzbar ist«, erklärt Oberbürgermeister Marco Müller. Die Illusion, dort wieder ein Sportstadion zu etablieren, ist aber vergeben, denn die Betriebserlaubnis für die Sportstätte wurde abgemeldet und damit fällt die Anlage nicht mehr unter den Bestandsschutz. Trotzdem klangen erste Ideen vielversprechend: So wollen viele Besucher eine Freizeitfläche für Familien und verschiedene Generationen schaffen, die trotzdem noch den früheren sportliche Charakter hat. Auch können sich einige Bürger Multifunktionsspielfelder für unterschiedliche Ballsportarten vorstellen. Um die Finanzierung zu sichern, gab es aber auch Ideen die Fläche zu teilen und einen Teil als Eigenheimflächen zu verkaufen und auf dem Rest eine sportliche Freizeitanlage zu errichten. In jedem Fall müsste die Tribüne entfernt, die Sozialgebäude saniert und die alte Spielfläche umgestaltet werden. Die eingegangenen Vorschläge werden jetzt gesichtet, zusammengefasst, bewertet und präsentiert.
Ein möglicher Grund, warum gerade jetzt dieses besonders emotionale Thema in den Fokus rückt, könnte auch das Wahljahr sein...

Kurze Geschichte

  • 1903 Riesaer Fußballclub gegründet
  • 1925 Riesaer Sportverein mit neuem Sportplatz (oberhalb »Bürgergarten«)
  • 1945 Sportgemeinschaft Riesa wird 1948 zur Betriebssportgemeinschaft
  • 1955 Einweihung Stadion »Ernst Grube«
  • 1963 Aufstieg 2. Liga
  • 1968 Aufstieg Oberliga
  • 1984 Neugestaltung Haupteingang
  • 2003 »Stahl Riesa« aufgelöst
  • 2019 Ende der Nutzung als Jugendspielstätte
  • 2021 Ideensammlung für die Wiederbelebung der Fläche
Ein Video von MDR gibts >>HIER<<


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