

Hören ist ein Sinneseindruck, den wir schon ab der 22. Schwangerschaftswoche entwickeln - so frühzeitig wie keinen anderen und der doch bis zum Lebensende einer der kompliziertesten überhaupt bleibt. Spätestens wenn es mit dem Hören schwieriger wird, beginnt die Suche nach dem richtigen Ton in jeder Lebenslage. Dann führt der Weg vielleicht auch zu Marcus Lohr an der Meißner Straße 92 in Radebeul. Dort hat der Hörakustiker-Meister ein Geschäft eröffnet, das genau dabei helfen soll. Momentan wohnt er noch in Dresden-Löbtau, aber die junge Familie mit zwei Kindern möchte gern wieder nach Radebeul ziehen.
Hier hat Marcus Lohr bereits seit 2014 gearbeitet und zwar bei der Optiker-Kette Fielmann. Denn tatsächlich begann der Weg der Sinne für Marcus Lohr über eine Lehre zum Augenoptiker, schließlich sogar den Meister. Gern hätte er gleich Hörakustiker gelernt, aber der Beruf wurde nach seiner Schulzeit kaum ausgebildet haben. Inzwischen ist das anders und Lohr hat auch als Hörakustiker Ausbildung plus Meisterabschluss in der Tasche. Von Vorteil ist das allemal, denn handwerklich sowie medizinisch-physiologisch kommt sich beides oft sehr nahe.
Wäre da nicht dieser klitzekleine Unterschied, der es so kompliziert macht. Sehschärfe ist objektiv messbar. Mit dem Hören ist das so eine Sache. Natürlich lassen sich Frequenzen bestimmen, Töne justieren - aber gut anhören muss sich das trotzdem nicht. Denn Hören wird ständig erlernt. Menschen, die z.B. in einem lauten Umfeld aufgewachsen sind, nehmen auch später Töne anders wahr, als Menschen, die aus einem stillen Umfeld kommen. Das geht bekanntlich soweit, dass Sprechen nur gelernt werden kann, wenn man hört.
Den Unterschied macht also im Zweifelsfall nicht das Hörgerät, sondern die Anpassung auf die Wahrnehmung des Einzelnen. Früher hat der Akustiker mit Schraubenzieher das Hörgerät nachgestellt, inzwischen passiert das per App. "Aber ich brauche Oma Erna nicht sagen, sie soll ihr Hörgerät über eine App einstellen", schmunzelt Lohr. "Ich muss den Menschen kennenlernen - in welchen Situationen hält er sich im Alltag auf. In der Wohnung, vorm Fernseher? Oder reden wir von einem Geschäftsmann, der viel im Auto telefoniert und Meetings hat, wo viele sprechen? Ist das Gerät Staub oder Nässe ausgesetzt?", das sind Fragen, die er stellt.
Marcus Lohr muss manchmal sogar erst herausfinden, was der Betroffene nicht hört. Und selbst wenn der Ton dann wieder hörbar ist, ist es nicht so, als würde der Kunde plötzlich eine Farbe wieder sehen. Das Gehirn muss die Wahrnehmung des Tons wieder "erlernen". Das ist auch der Grund, warum gutes Hören so wichtig ist - der Geist wird nicht im Kopf isoliert, wo er ohne Impulse von außen verkümmert. Das begünstigt Demenz.
Dieses individuelle Anpassen auf den Einzelnen ist Marcus Lohr daher am wichtigsten, denn damit beginnt Lebensqualität. Er hat sich für das System "Audiosus" entschieden - eine Anpasstechnik, die ähnlich wie beim Sehtest einen Vergleich zwischen beiden Seiten erstellt. So Hörverluste ausgleichen und vor allem einen natürlichen Klang im Kopf erzeugen, das ist sein Ziel. Diese Anpassmethode funktioniert für verschiedene Hörsysteme. Welches das richtige ist, auch das gehört zur Beratung. Und weil Individualität das Geschäft von Marcus Lohr ist, fertigt er auch für andere Gelegenheiten persönliche Abdrücke jedes Gehörgangs. Denn diese Erfahrung hat sicher schon jeder einmal gemacht - der eine Stöpsel passt und der andere rutscht, reibt oder wackelt.
Kein Wunder, denn jedes Ohr ist innen so individuell wie der persönliche Fingerabdruck und auf beiden Seiten gleich schon mal gar nicht. Was der eigene Holzleisten einst beim Schuster war, ist heute der eigene Ohr-Stöpsel für Gehörschutz. Egal ob auf der Baustelle, für einen geruhsamen Schlaf oder als Spritzwasserschutz für Kinder, die damit trotz Paukenröhrchen bedenkenlos ins Wasser können - und das ist auch für Besser-Hörer eine gute Nachricht.