Seitenlogo
Birgit Branczeisz

Sachsens Brauer drehen einen Film

Dresden. "Bier ist ein Kulturgut, keine Ramschware", sagen Sachsens Brauereien und tun was fürs Image.
Olaf Plaumann, Radeberger Exportbierbrauerei; Dr. Marc Kusche, Wernesgrüner Brauerei;  Schulleiterin Anja Unger; Thomas Glaser, GF Sächsischer Brauerbund; Jörg Dierig, Mauritius Brauerei Zwickau und Jan Gerbeth, Sternquell Brauerei Plauen (v.l.).

Olaf Plaumann, Radeberger Exportbierbrauerei; Dr. Marc Kusche, Wernesgrüner Brauerei; Schulleiterin Anja Unger; Thomas Glaser, GF Sächsischer Brauerbund; Jörg Dierig, Mauritius Brauerei Zwickau und Jan Gerbeth, Sternquell Brauerei Plauen (v.l.).

Bild: Branczeisz

Da muss erst ein gebürtiger Bayer kommen und den Sachsen sagen, dass sie ein Bierland sind. Dr. Marc Kusche, Geschäftsführer Technik in der Wernesgrüner Brauerei, verkündet im Podium des Sächsischen Brauerbundes zur Jahrespressekonferenz, von hier kommen richtig gute Biere und die Zahlen stimmen auch.

Thomas Glaser, Geschäftsführer des Sächsischen Brauerbundes, gießt das Lob in eine Zahl, die die sächsische Staatskanzlei freuen dürfte: Jedes Jahr fließen 60 Millionen Euro Biersteuer an den Freistaat und das komplett, weil es sich um eine reine Landessteuer handelt.

Und die Sachsen tun etwas für ihren Freistaat - in den ersten beiden Monaten 2023 haben sie mehr getrunken als der Rest des Landes: ein Plus um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, das sind 2 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Sachsens Brauer sehen das als gutes Zeichen, gerade Sachsen hat besonders unter Corona gelitten, weil hier Gastronomie und Hotellerie gleich zweimal monatelang dicht waren - länger als anderswo.

Sorgenfalten treiben den Brauern wie allen die exorbitanten Kosten auf die Stirn und neue Gewohnheiten. So mancher Gastronom hat sich mit zwei Schließtagen eingerichtet. "Da wird halt nichts getrunken", so Glaser. So wie das Jahr angelaufen, spricht angezapft ist, könnte sich das aber wieder schnell ändern.

Aufpassen müsse die Branche dagegen, dass "Bier nicht entwertet wird". Zwar ist der Kasten im Schnitt inzwischen ein, zwei Euro teurer geworden - nur im Vergleich zu den Preissteigerungen im Umfeld, sind die Preise noch moderat. Allerdings wollen Sachsens Brauer genau das nicht - als "billig" wahrgenommen werden. "Bier ist ein Kulturgut, keine Ramschware", so Thomas Glaser. Ein neuer Imagefilm für Sachsens Biere soll jetzt genau das transportieren.

Umso erstaunlicher ist es angesichts aller Probleme, wie robust die Branche in Sachsen zum Tag des Bieres am 23. April  und am 507. Geburtstag des Deutschen Reinheitsgebots dasteht: Es gibt 80 Braustätten, die Hälfte davon sind Mittelständler. Es gab mit Böhmisch-Brauhaus Großröhrsdorf lediglich eine Brauerei, die geschlossen hat. Trotzdem: Sachsen liegt auf Platz 3 im Absatz, jedes 10. Bier geht ins Ausland, der Rest wird hier getrunken.

2022 waren das 7 Millionen Hektoliter - ohne Mischgetränke und alkoholfreie Bier. Letztere werden immer beliebter. Auch das ist ein Trend. Wirbel gemacht haben zuletzt die kleinen Brauer - mit tollen Ideen und Produkten. "Das hat der ganzen Branche gutgetan", sagt Jan Gerbeth von der Sternquell Brauerei Plauen anerkennend. Auch wenn (noch) weniger Bier getrunken wird als vor Corona - 110 Liter pro Kopf in Sachsen und 90 Liter im Bundesdurchschnitt - langsam kommt Frühjahrsstimmung und damit Feierlaune auf. Die Buchungen stimmen, die Branche ist optimistisch. "Die Leute wollen feiern", so Thomas Glaser.

Und was macht der Brauer-Nachwuchs, wo doch überall über Personalmangel geklagt wird? Anja Unger, Schulleiterin der Brauer-Schule Dresden lacht. "Die Azubis stehen Schlange." Seit 71 Jahren bildet die Schule in der Canalettostraße Brauer und Mälzer aus, inzwischen für alle Ostländer, außer Berlin. 95 Azubis (52 aus Sachsen) lernen das Bierbrauen hier von der Pike auf.

In 42 Ausbildungsbetrieben, 23 in Sachsen und 9 in Thüringen, sind sie dafür unterwegs und sie brauen natürlich auch in der eigenen Lehrbrauerei der Schule. Jedes Jahr entsteht als Abschluss der "Gesellensud" - der natürlich streng bewertet wird. "Wer hier anfängt, zieht das auch durch", sagt die Schulleiterin. Abbrecher gibt es selten, die Lehrer kommen alle aus dem Fach. Am 13. Mai treffen sich wieder alle Ehemaligen in der Brauer-Schule Dresden. Natürlich wird ordentlich verkostet.

www.bier-aus-sachsen.de


Meistgelesen