

»Den beiden Bergführern, unseren Sherpas, haben wir es vor allem zu verdanken, dass wir es geschafft haben. Das sind Top-Leute«, sagt Petra Handrack. Sie, ihr Mann André und sein Cousin René haben unlängst den Gipfel des 6.010 Meter hohen Mount Tenchenkhang erklommen und sind damit die ersten Deutschen, die es bis ganz oben geschafft haben. Dieser Berg steht im Nationalpark Khangchendzonga und der Aufstieg ist alles andere als einfach. Denn Sessellift, Sauerstoffflaschen und bergtouristisch geebnete Wege, all das wollen sie nicht.
Drei Wochen dauerte die Tour insgesamt. Flug nach Delhi, von dort ein zweiter nach Bagdogra. Anschließend sieben Stunden Autofahrt nach Yuksom, einem Bergdorf im kleinsten Bundesstaat Indiens, Sikkim, auf 1.700 Metern Höhe. »Mein Cousin René hat uns zu dieser Tour animiert . Er geht in Gegenden auf Berge, wo niemand groß ist. Also er würde sich nie irgendwo im Himalaya anstellen oder auf irgendwelche Berge, wo man wie so im Gänsemarsch hochläuft«, sagt André Handrack.
Bemerkenswerte Sauberkeit
Das, was sie angetroffen haben in dieser Berg-Gegend von Indien, war bemerkenswerte Sauberkeit. »Darauf achten die Leute dort sehr. Leider ist das in anderen Gegenden der Welt, wo Massen-Berg-Tourismus stattfindet, nicht so«, sagt seine Frau Petra. Aber, um in sauberer Umgebung in der Natur, auch in Bergen, unterwegs sein zu können, braucht man nicht nach Indien fliegen. Dort ging es in erster Linie darum, gesund hoch- und wieder runterzukommen vom Sechstausender.
»Die Sherpas haben uns gut trainiert. Wir haben im Vorfeld geübt . Wir haben immer ein Stück Seil gelegt. Sie sagten: ›Wir haben ja Zeit‹«, erinnert sich André Handrack. Dazu gehörte auch das Angurten. Die Ruhe und Gelassenheit der Sherpas, aber auch diese Übungen, all das habe ein großes Stück Sicherheit gegeben. Und es hat die Seilschaft bei dieser anspruchsvollen Tour zusammengeschweißt.
Das erste Lager wurde in 2.400 Metern Höhe erreicht: Sachen. Das nächste Lager war dann bereits auf 3.000 Metern: Tshoka. Und erst in einer Höhe von 4.800 Metern lag das Basis-Camp! - knapp zwei Kilometer unterhalb des Gipfels. Das nächste Camp war 400 Meter höher. Von dort aus ging es zum 5.700 Meter hohen Summit Camp. Es folgte die Tour zum Gipfel des Mount Tenchenkhang auf 6.010 Metern über dem Meeresspiegel.
Körperlich am Ende, aber glücklich
»Als wir abgestiegen sind, habe ich gemerkt: körperlich so am Ende, komplett im Eimer – so fertig war ich noch nie«, sagt Petra Handrack. Diese Worte sagen mehr aus, als würde seitenweise über die Strapazen geschrieben, die eine solche Tour mit sich bringt. Und dennoch sind die drei Bergsteiger nach drei Wochen, in denen sie insgesamt bei dieser Expedition unterwegs waren, glücklich. »Es ist unbeschreiblich: Von dort oben hat man einen gigantischen Blick über das Himalaya-Gebirge«, sind sich die beiden Görlitzer Bergsteiger über diesen erlebten Glücksmoment einig.
Doch sie sind sich auch der Gefahren bewusst.. Es hätten Schneebretter oder Lawinen abgehen können. »Auch auf die Steine, die wir erklommen sind, konnten wir uns nicht verlassen - jeder zweite Stein war locke«r«, sagt André Handrack. Aber gefährlich ist es im Straßenverkehr auch. Dort sterben viele Menschen, viele unverschuldet.«
Das Bergsteiger-Trio hält das Risiko jedoch für relativ kalkulierbar. Es will trotzdem wieder auf solche Berge steigen. Das nächste Ziel ist bereits ins Auge gefasst: Das sind Zwillingsberge, die Kun und Nun heißen. Die sind noch einen Tausender höher.