Thomas Schulz

Neustart an Weißwassers Ursprung

Weißwasser. In der Gelsdorfhütte begann 1873 die Glasproduktion - ein Meilenstein für die wirtschaftliche Entwicklung der späteren Stadt. Das Gelände gilt als Wiege der Glasindustrie. Jahrzehntelang Industriebrache, ist es nun ein zentrales Strukturwandelprojekt der Stadt.

Zunächst musste abgerissen werden: Auf dem rund 42.000 Quadratmeter großen Areal zwischen Glasmuseum, Berufsschulzentrum und Altem Ziegeleiteich rückten im November 2023 die Bagger an. Das Gebiet in bester Innenstadtlage ist inzwischen beräumt, der Boden saniert; die historische Ruine der Gelsdorfhütte blieb erhalten.

Die Erschließung ist offiziell beschlossen. Der Stadtrat stimmte mehrheitlich zu - trotz offener Fragen im noch fehlenden Bebauungsplan. Es handelt sich um das aktuell größte Strukturwandelprojekt der Stadt mit rund 12,5 Millionen Euro Volumen, fast vollständig finanziert über das Investitionsgesetz Kohleregionen.

Da nur die Erschließung zu 97,5 Prozent förderfähig ist, nicht aber der Bebauungsplan, wählte man einen Sonderweg: Der Stadtrat billigte den Erschließungsplan, bevor der Bebauungsplan vorliegt - eine Umkehrung der üblichen Reihenfolge. Beides läuft nun parallel.

Die ersten Schritte zur technischen Erschließung sind erfolgt: "Die Entwurfsplanung liegt vor, wurde bestätigt. Jetzt gehen wir in die Ausführungsplanung", sagt Tiefbau-Sachbearbeiter Thorsten Rennhak. Damit wird festgelegt, wo Leitungen verlaufen, welche Materialien verwendet werden und wie ausgeschrieben wird. Zuständig ist die DEGAT Planungsgesellschaft mbH aus Cottbus.

Im Hüttenareal entsteht künftig eine neue Straße zwischen Forster Straße und Jahnstraße in S-Form, um große, zusammenhängende Gewerbeflächen zu schaffen. "Die Straße wird so gebaut, dass alle Grundstücke flexibel erschlossen werden können", so Rennhak. Bordsteine und Gehwege bleiben niedrig für spätere Zufahrten.

Herzstück bleibt die denkmalgeschützte Gelsdorfhütte, das verbliebene Gebäude zwischen Turm-Café und Fensterbau Holtzheuer. Die Ruine soll erhalten und als Landmarke umgestaltet werden - inklusive Hochsteg im Inneren. "Da wachsen jetzt keine Bäume mehr im Mauerwerk. Wir schauen, wie wir das Ensemble sichern und erlebbar machen können", so Rennhak.

Die größte Baufläche - etwa 8.000 bis 10.000 Quadratmeter - ist für das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) reserviert. Weitere Flächen sind offen. "Wir schaffen die Voraussetzung für Gewerbetreibende und Investoren", erklärt Rennhak. Es handelt sich um ein eingeschränktes Gewerbegebiet. Großflächige Industrieansiedlungen sind ausgeschlossen.

Das Gelände wird mit Strom, Wasser, Abwasser und Regenwasserleitungen versorgt. Fernwärme ist geplant, aber noch offen. Auch eine Promenade ist vorgesehen: Vom Bereich der Kita Ulja aus soll ein begrünter Fußweg zum Alten Ziegeleiteich führen, wo im benachbarten Bebauungsplangebiet "Innenstadt II" dann Wohnbebauung entstehen soll.

Im Frühjahr 2026 soll mit dem Bau von Straßen und Leitungen begonnen werden - abhängig vom Verlauf der Ausschreibungen. Rennhak dämpft Erwartungen: "Plan ist, dieses Jahr noch die Ausführungsplanung abzuschließen und im nächsten Jahr zu bauen. Aber der Winter und die Vergabe werden zeigen, was machbar ist."

Schon einmal war das Gelsdorfhütten-Gelände entscheidend für die Stadtentwicklung. Mit einem hohen Fördermittel-Anteil erhält die Stadt Weißwasser nun wieder die Chance, das Gelände für eine neue Zukunft Weißwassers zu erschließen.

Weitere Nachrichten aus Landkreis Görlitz
Meistgelesen