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Neuer Anlauf für die Teststrecke

Niesky. Um TETIS war es zuletzt still geworden. Der Freistaat will das geplante Eisenbahn-Testzentrum aber nicht aufgeben und schreibt eine neue Standortprüfung aus.
Der Freistaat hofft weiter auf einen Bau des Testzentrum für Eisenbahntechnik in Sachsen (TETIS). Wo die Gleise für die Teststrecke verlegt werden und ob das überhaupt passiert, ist aber noch unklar.

Der Freistaat hofft weiter auf einen Bau des Testzentrum für Eisenbahntechnik in Sachsen (TETIS). Wo die Gleise für die Teststrecke verlegt werden und ob das überhaupt passiert, ist aber noch unklar.

Bild: Pixabay

Über das geplante Testzentrum für Eisenbahntechnik in Sachsen – kurz TETIS – wird schon länger gesprochen. 2020 hieß es, die Bahn-Teststrecke könnte bei Niesky entstehen. Eine Potentialanalyse der Zukunftswerkstatt Lausitz hatte mehrere Standorte in Sachsen und Brandenburg untersucht. Ergebnis: Der Bereich nördlich von Niesky passt am besten.

 

In dem Testzentrum sollen, so es denn tatsächlich gebaut wird, auf einem Gleisring Test- und Inbetriebnahmefahrten von Schienenfahrzeugen stattfinden. »Ergänzend dazu ist die Erprobung bahntechnischer Infrastrukturen denkbar, z. B. für die Betankung von Wasserstoffzügen«, heißt es vom sächsischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium (SMWA). Das Testzentrum soll insbesondere der Industrie einschließlich Zulieferern und Dienstleistern, aber auch für Forschungs- und Entwicklungsprojekte der Wissenschaft zur Verfügung stehen.

 

Kreis und Stadt fanden die Idee gut, schließlich sollten bis zu 1000 neue Arbeitsplätze entstehen. Einige Bürger sahen das allerdings anders und gründeten die Bürgerinitiative »Stopp TETIS«. Sie waren nicht grundsätzlich gegen das Projekt, allerdings mit der Informationspolitik unzufrieden. So war beispielsweise die besagte Potentialanalyse nicht öffentlich.

 

Am Ende passierte allerdings nicht viel. Der Grund: Es fand sich kein Investor. Aufgegeben hat das Wirtschaftsministerium die Idee aber nicht, unternimmt jetzt einen neuen Anlauf. Man gehe weiterhin von einer langfristig hohen Nachfrage aus. Das hätten die Potentialanalyse aus dem Jahr 2020 ebenso wie zahlreiche Gespräche mit Interessenten gezeigt. Konkret wird ein neues Ausschreibungsverfahren für eine Studie zur vertieften Standortprüfung gestartet. Eine solche Ausschreibung hatte es bereits gegeben. Das Verfahren wurde aber vergangenes Jahr mangels geeigneter Angebote beendet.

 

Forschungsprojekt sieht viele Hürden

 

Mit Hilfe der TU Chemnitz nahm das SMWA die Teststrecke nochmal genau unter die Lupe. Konkret untersuchte die TU in Zusammenarbeit mit dem Institut für Bahntechnik (IFB) in einem Forschungsprojekt Vor- und Nachteile unterschiedlicher Betreibermodelle und erarbeitete Handlungsempfehlungen für das weitere Vorgehen.

 

Man kam zu dem Schluss, dass das Testzentrum aus wirtschaftlicher und technischer Sicht umsetzbar ist, es aber diverse technische, rechtliche, politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringe. Diese seien zum Teil stark von örtlichen Gegebenheiten abhängig. Heißt im Klartext: Es wird nicht einfach, einen geeigneten Standort zu finden, mit dem nicht nur die Akteure aus Politik und Wirtschaft, sondern auch die Menschen vor Ort leben können.

 

Eine der Empfehlungen der TU war die erneute Ausschreibung einer Standortprüfung. Zusätzlich empfohlen wird die detaillierte Analyse verschiedener Realisierungswege bezüglich Serviceangebot, Systemauslegung und Trägermodell. Außerdem werden eine bessere Kommunikation und Moderation des Projektes angemahnt. Das dürfte sich auch auf die Situation im Sommer 2020 beziehen. Damals war die Projektidee öffentlich gemacht und Niesky als möglicher Standort benannt worden. Danach gab es wochenlang keine Infos, was für Verunsicherung sorgte.

 

Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig ist weiterhin von dem Projekt überzeugt: »TETIS ist eine großartige Projektidee. Sie hat das Potenzial, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Bahnindustrie signifikant zu steigern, gute Arbeit in der Lausitz zu sichern und einen wichtigen Beitrag für ressourcen- und klimaschonende Mobilität zu leisten.«


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