Reiner E. Rogowski

kommentiert: St. Bürokratius lässt grüßen!

Bautzen. Ein Kommentar von Reiner E. Rogowski, Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken gGmbH

Reiner E. Rogowski

Reiner E. Rogowski

Bild: Privat

Sie kennen doch St. Bürokratius, den Schutzpatron vieler deutscher (europäischer?) Behörden, Firmen und Verwaltungen?

Mir begegnet er immer wieder – täglich. So letzte Woche. Ich bekomme einen Brief meiner (gesetzlichen) Krankenversicherung. Der habe ich eine Einzugsermächtigung erteilt. Abgebucht hat sie auch schon vom Konto. Also, alles okay. Man schickt mir aber extra nochmal einen freundlichen Brief, dass man die Einzugsermächtigung (heute SEPA genannt – klingt so ein bisschen nach Tintenfisch, also kleiner Krake!) erhalten habe und dass man von ihr Gebrauch macht. D. h. von meinem Konto abbucht. Vorsichthalber wird mir dann meine eigene Kontonummer auch noch mitgeteilt. Nun, ich kannte sie, meine Kontonummer, und die Abbuchung war ja auch schon auf meinem Konto ersichtlich. Aber der Brief musste wohl sein. Daten eintippen, Brief ausdrucken, eintüten und versenden; vorher noch Porto drauf. Ich will nicht wissen, was es an Material, Porto und Arbeitszeit gekostet hat, mir etwas mitzuteilen, was ich wusste, selbst veranlasst habe und gesehen habe.

Anschluss ans »schnelle Internet«. Beantragt war der Anschluss wirklich schnell. Ratz-fatz sollte er funktionieren – denkste. Es hat sechs Wochen gedauert, bis der Anschluss wirklich geschaltet war. Telefoniert, über die sogenannten Service-Hotlines habe ich quer durch die Republik. Mit freundlichen Mitarbeitern in Mecklenburg, Berlin, dem Ammerland in Niedersachsen, Kempten im Allgäu und anderen Plätzen war ich verbunden. Deutschlandreise einmal anders, quer durch die Call-Center. Irgendwann kam dann ein Monteur ins Haus und hat‘s gerichtet. Von der Telekom bekam ich viele E-Mails, natürlich an meine nicht funktionierende Mail-, bzw. Internet-Adresse. Auf die E-Mail, wie zufrieden ich war mit dem Service und der Leistung, habe ich nicht geantwortet.

 

Wer Behörden kennt, kennt auch so manchen Ablauf, der sicher zu vereinfachen wäre. Da gibt es einen deutschen Spitzenpolitiker, der sich die Steuererklärung so wünschte, dass sie auf einen Bierdeckel passt. Das möge St. Bürokratius verhindern! Scheint er auch zu tun. Denn von Vereinfachung ist wohl keine Rede. Vom Bierdeckel auch nicht. Darf ich hier mal den Begriff »Grundsteuerreform« in den Raum werfen? Viel wissen was ich meine.

Erneuerung/Umschreibung von Führerscheinen für die »Fahrenden« (gendergerecht), die eine bestimmte Altersgrenze ihres Lappens erreicht haben.

Sie liebe Leser kennen sicher ebenfalls genug solcher Beispiele.

 

Wie wäre es, wenn endlich einige der vielen Behörden, Verwaltungen und Kontrollinstanzen zusammengelegt würden? Wenn im kommunalen und ministeriellen Bereich die kleinen, mittleren Gemeinden gemeinsame Bereiche führen würden und die entbürokratisierte, damit weniger umfangreiche Arbeit schneller gemacht werden kann?

Auch unsere immer noch über 100 deutschen Krankenkassen und die dazugehörigen, separat zu organisierenden Pflegekassen könnten in einer ähnlichen Struktur geführt werden, wie z.B. unsere Rentenkassen.

In einer Zeit, in der demografiebedingt ein extremer Fachkräftemangel herrscht, könnten so dringend benötigte und gut ausgebildeten Verwaltungskräfte andere Aufgaben übernehmen, wo in absehbarer Zeit Löcher klaffen werden. Pflegekräfte und Ärzte, die derzeit noch bei Kassen (den sog. beitragsverwaltenden Einheiten – lt. EU-GH) und Aufsichts- und Kontrollinstitutionen arbeiten, könnten zum Dienst an den Menschen zurückkehren. Denn dafür sind sie ausgebildet worden. Toller Gedanke.

Allemal würden viele Gebäude frei, d.h. diese könnten sinnvoll anders genutzt werden, knappe Finanzen könnten anders eingesetzt werden.

Hier höre ich mal auf. Ideen habe ich noch viele. Allerdings befürchte ich, dass der Grundsatz gilt: Das System erhält sich selbst.

 

Das passende Video gibt‘s auch im LAUSITZWELLE Fernsehen in der Drehscheibe Lausitz: im Livestream unter www.lausitzwelle.de, auf youtube.com/LAUSITZWELLE, im Kabelfernsehen sowie via DVB-T2 (Kanal 27) und MagentaTV ab 18 Uhr sowie im Satellitenprogramm bei SachsenEins ab 18.30 Uhr.


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