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Helfen auf "relativ sicheren Straßen"

Darius Kielbowicz fuhr im April von Görlitz in die Ukraine, um dort Hilfsgüter zu verteilen. Die nächste Fahrt ist schon in Planung.

In der Nacht vom 4. auf den 5. April machte sich Darius Kielbowicz von Görlitz aus auf den Weg in die Ukraine, um dort selbst gesammelte Hilfsgüter zu verteilen. Inzwischen ist er wieder zurück, plant aber schon seine nächste Fahrt in das Land, in dem seit dem Angriff Russlands am 24. Februar Krieg herrscht. Dass Fahrten in die Ukraine ein Risiko sind, dass er vielleicht nicht zurückkommt, ist Darius Kielbowicz bewusst. Wie könnte es das auch nicht sein.

 

Dass er es trotzdem tut, hat verschiedene Gründe, die sich letztlich summierten. Da wäre zunächst ganz einfach der Wille zu helfen. Schon vor der Fahrt in die Ukraine war er mehrmals nach Polen gefahren, um dort Hilfsgüter zu verteilen. Die wiederum hatte er im Freundes- und Bekanntenkreis und über Aufrufe bei Facebook gesammelt.

 

Dann ist da noch sein Freund Roman aus der Ukraine. Der konnte ihm auf der einen Seite genau sagen, wohin man noch recht sicher fahren kann, berichtete auf der anderen Seite aber auch, dass mit den Hilfsgütern, die im Land ankommen, teilweise Schindluder getrieben wird. "Ich hatte dazu online schon Berichte gelesen und Roman hat mir auch davon erzählt, dass die Hilfsgüter teilweise teuer Verkauft werden, weil es eben immer Menschen gibt, die mit dem Unglück anderer Geld machen wollen", sagt Kielbowicz.

 

Raketenalarm, Dieselknappheit und Probleme bei der Ausreise

 

Irgendwann reifte also in ihm der Entschluss, selbst loszufahren und gemeinsam mit seinem Freund Roman die Spenden dort zu verteilen, wo sie wirklich gebraucht und nicht für den schnellen Taler verkauft werden. Von seinem Chef gab's neben Geld für die Benzinkosten auch einen Bus, auf dem Beifahrersitz nahm Somchay Sisasuwan Platz. "Somchay ist ein Freund von mir. Als er meinen Beitrag auf Facebook gesehen hatte, rief er mich an und fragte, ob er mitkommen könne".

 

Auf Facebook hat Kielbowicz seine Erlebnisse auch in einem langen Beitrag aufgeschrieben (die deutsche Version finden Sie hier). Er berichtet dort von mehreren Raketenalarmen, die in ihm aber keine direkte Angst, sondern eher ein "seltsames Gefühl" auslösten. Von Besuchen in einem Militärkrankenhaus, einem Restaurant, in dem jetzt bedürftige Menschen versorgt werden und von einer Kirche, in der Flüchtlinge leben. "Was mich beeindruckt hat, ist, dass die Menschen trotz ihrer Not nicht anfingen zu raffen, als wir mit den Hilfsgütern ankamen. Es wurde immer nur das genommen, was vor Ort auch wirklich gebraucht wurde", sagt Darius Kielbowicz. Bedarf gab es vor allem an Verbandsmaterial und Medikamenten, aber auch Lebensmittel wie Mehl, Grütze und Graupen wurden gebraucht. Außerdem Taschenlampen, Batterien und Powerbanks.

 

Direkt in die umkämpften Gebiete fuhren sie natürlich nicht. "Wir waren unter anderem in einem Ort etwa 80 Kilometer vor Kiev, sind dann wieder Richtung Westen nach Winnyzja." Dank Roman, der sie als Koordinator vor Ort begleitete, seien sie "über relativ sichere Straßen" gefahren. Probleme gab es unter anderem damit, Tankstellen zu finden, die Diesel verkauften. Bei der Ausreise gab es ebenfalls Schwierigkeiten. Eine der Personen, die sie nach Polen mitnehmen wollten, hatte nicht die nötigen Papiere.

 

Die nächste Fahrt gen Ukraine plant Darius Kielbowicz bereits. Er hat sich dafür extra einen gebrauchten Bus zugelegt. "Mein Chef braucht seinen Bus ja für sein Unternehmen und kann ihn mir nicht ständig überlassen", sagt er. Ende April, spätestens aber im Mai soll es wieder losgehen. Bis dahin kann man ihn wieder unterstützen und Spenden im Büro auf der Salomonstraße 26 in Görlitz vorbeibringen oder sich telefonisch unter 0171/4039098 melden, wenn man helfen will, aber die Spende nicht selbst vorbeibringen kann.


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