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»Die Lausitzer Unternehmen sind stark verunsichert«

Krauschwitz. Die Geschäftslage und Prognosen der Lausitzer Unternehmen lassen aktuell keine Impulse für eine konjunkturelle Erholung erkennen, so das Fazit der Konjunkturumfrage der IHK.

Die Stimmung bei den Lausitzer Unternehmen ist nicht rosig. Das ergab die gemeinsame Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKs) Cottbus und Dresden. An der haben mehr als 500 Unternehmen aus den Branchen Industrie, Bau, Handel, Dienstleistungen und Gastgewerbe aus den Landkreisen Görlitz, Bautzen, Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster, Spree-Neiße und der Stadt Cottbus teilgenommen.

 

Bei der Umfrage meldeten 32 Prozent der Unternehmen eine gute Geschäftslage und 20 Prozent eine schlechte. Daraus ergibt sich eine Lagesaldo von 12 Punkten, was in etwa dem Wert der Konjunkturumfrage im Frühjahr 2023 entspricht. Damals waren es 13 Punkte. Besonders betroffen sind derzeit der Handel und das Baugewerbe. Der Einzelhandel kämpft durch die gestiegenen Preise mit Konsumzurückhaltung, Zinsen und Materialkosten machen dem Baugewerbe zu schaffen, vor allem dem Wohnungsbau. Auch die Lage in der Industrie sei getrübt, heißt es von der IHK. Nur das Dienstleistungsgewerbe und die Tourismuswirtschaft blicken auf eine gute Sommersaison zurück und wirken stützend.

 

Im Vergleich zum Vorjahr verbessert hat sich die Finanzlage. Immerhin 53 Prozent der Befragten melden hier eine unproblematische Situation. Im Herbst 2022 waren es nur 45 Prozent. Beim Blick in die Zukunft zeigt die Konjunkturumfrage dagegen wieder ein negativeres Bild. Die Geschäftserwartungen gehen deutlich nach unten. Nicht einmal jedes zehnte Unternehmen (8 Prozent) rechnet mit besseren Geschäften, fast jedes zweite (45 Prozent) rechnet eher mit einer Verschlechterung. Getrübt wird die Aussicht durch verschiedene Geschäftsrisiken. An erster Stelle stehen hier die Energie- und Rohstoffkosten. Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bereiten zunehmend Sorgen. Sie rangieren auf dem Risikoradar auf Rang zwei, dicht gefolgt von den Arbeitskosten und dem Fachkräftemangel.

 

IHK fordert bessere Rahmenbedingungen

 

Lukas Rohleder, Hauptgeschäftsführer IHK Dresden: »Die Lausitzer Unternehmen sind stark verunsichert und blicken mit Skepsis in die Zukunft. Die Konjunkturdaten zeigen deutlich, welche Probleme und Schwierigkeiten in der gewerblichen Wirtschaft bestehen.« Rückläufige Aufträge aus dem In- und Ausland und anhaltend hohe Rohstoff-, Energie- und Arbeitskosten würden die Unternehmen belasten und hätten ein weiter verhaltenes Investitionsklima zur Folge, so Rohleder. »Ebenfalls besorgniserregend finde ich die deutlich gestiegene Risikobewertung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der Fokus ist dabei deutlich stärker auf dem Agieren der Bundes- als der Landespolitik gerichtet. Wenn der Gestaltungsrahmen des Gesetzgebers jetzt nicht konsequent an den Bedürfnissen der Unternehmen ausgerichtet wird, dürfte sich die schwache Konjunktur in den kommenden Monaten weiter verfestigen.«

 

Abwärtsspirale in der Bauwirtschaft

 

Bei Industrie, Bauwirtschaft und Handel stottert der Motor. Auch Dienstleister und Gastgewerbe gehen von schlechter werdenden Geschäften aus. Mit 11 Punkten steht der Saldo aus guten und schlechten Geschäftslagebewertungen in der Industrie auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Ursache sind vor allem rückläufige Auftragseingänge aus dem In- und Ausland. »Selbst Umsatzsteigerungen erscheinen unter Betrachtung aktueller Inflationsraten in einem anderen Licht«, heißt es in einer Mitteilung der IHK zum Konjunkturreport. Der Saldo bei den Geschäftserwartungen rutscht nach zwischenzeitlicher Erholung im Jahresverlauf wieder ab auf -31 Prozentpunkte. Ursächlich sind rückläufige Umsatz- und Exporterwartungen.

 

Auch »die Abwärtsspirale in der Bauwirtschaft dreht sich weiter«, heißt es von den beiden Industrie- und Handelskammern. Der Lagesaldo von 7 Prozentpunkten ist der schlechteste Wert seit Erstellung der Lausitz-Konjunkturreporte. Die Hauptursachen sehen die Kammern in den Zinserhöhungen der EZB und parallel in den massiv gestiegenen Materialkosten infolge der Lieferkettenproblematik. Betriebe hätten mit hohen Stornierungsraten, insbesondere im Wohnungsbau, zu kämpfen. »Entsprechend negativ fallen die Geschäftserwartungen für die nächsten Monate aus. Das Baugewerbe ist von allen Branchen die pessimistischste. Von Umsatzrückgängen und einem Sinken der Beschäftigtenzahl ist auszugehen.«

 

Ebenfalls stark eingetrübt ist die Stimmung im Handel, wo der Lagesaldo als einzige Branche im negativen Bereich liegt (-11). »Die gesunkenen Realeinkommen haben zu einer hohen Kaufzurückhaltung im Einzelhandel geführt. Im Großhandel macht sich u. a. die Flaute im Baugewerbe bemerkbar. Dies dürfte sich auch in den nächsten Monaten nicht wesentlich ändern«, so die Kammern. Entsprechend erwarte die Hälfte der Händler schlechte Geschäfte und Umsatzrückgänge. »Auch die Beschäftigtenzahlen dürften sinken«.

 

Kleine Lichtblicke: Dienstleister und Gastgewerbe

 

Die Geschäftslage der Dienstleister stabilisiert sich seit Herbst 2022. Mehr als jedes dritte Unternehmen meldet gute Geschäfte (36 Prozent). So würden Dienstleister aus dem Bereich Information/Kommunikation von Digitalisierungsmaßnahmen profitieren, heißt es von der IHK. Unternehmensnahe Dienstleister würden unter der gedämpften Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe leiden, aber von Rationalisierungsmaßnahmen profitieren. »Allerdings zeigen die Prognosen verstärkt nach unten. 42 Prozent rechnen mit einer Eintrübung der Lage und zurückgehenden Umsätzen. Die Personalplanungen sind verhalten.«

 

Im Gastgewerbe/Tourismus verbesserte sich die Geschäftslage deutlich im Gegensatz zu den meisten anderen Branchen. Nach einer mehrjährigen Schwächephase wuchs die Branche trotz Konsumzurückhaltung seit dem Frühjahr. Dennoch drücken hohe Energiekosten, steigende Lebensmittelpreise und zunehmende Ausgaben für Löhne die Erträge und der Mangel an Fach- und Arbeitskräften behindert den Geschäftsbetrieb. »Der Blick in die Zukunft bleibt skeptisch, 38 Prozent der befragten Betriebe gehen von schlechteren Geschäften aus. Die Branche erwartet sinkende Umsätze durch die Wintersaison und Nachteile durch die ansteigende Mehrwertsteuer für Speisen.«


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