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„Die Bedeutung moderner Zoos steigt“

Die Weltnaturschutzunion IUCN konnte kürzlich die Bedrohung von zehn Tierarten herabstufen. Dank Zuchtprogrammen gilt beispielsweise die Guam-Ralle nicht mehr als „in der Wildnis ausgestorben“. Auch Tierparks im Landkreis beteiligen sich an solchen Programmen.
Fischotter in der Wildtierauffangstation des Naturschutz-Tierparks Görlitz-Zgorzelec. Foto: www.zoo-goerlitz.de

Fischotter in der Wildtierauffangstation des Naturschutz-Tierparks Görlitz-Zgorzelec. Foto: www.zoo-goerlitz.de

Die Wirkung moderner zoologischer Gärten für den Artenschutz ist erneut nachgewiesen worden. Wie die Weltnaturschutzunion IUCN aktuell bekanntgibt, konnte zuletzt die Bedrohung von zehn Tierarten der sogenannten Roten Liste herabgestuft werden. Dazu zählt auch die Guam-Ralle: Vor wenigen Jahren galt der kleine flugunfähige Vogel von der gleichnamigen Pazifikinsel in der Wildnis bereits als ausgerottet. Durch Nachzuchten in Zoos konnte es gelingen, nach einem 35 Jahre währenden Zuchtprogramm wieder eine wildlebende Population auf einer benachbarten Insel erfolgreich anzusiedeln. Damit ist die Ralle erst die zweite Vogelart, die sich vom Bedrohungsstatus „in der Wildnis ausgestorben“ erholen konnte – nach dem ebenfalls durch die menschliche Obhut bewahrten Kalifornischen Kondor. „Natürlich bestärkt uns der Bericht der IUCN in unserem Handeln“, sagt Dr. Sven Hammer, Direktor des Naturschutz-Tierparks. „Für uns heißt das, dass die Natur sich erholen kann, wenn man ihr nur mit vereinten Kräften auch die Chance dazu gibt.“

Zuchtprogramm im Görlitzer Tierpark

Auch der Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec beteiligt sich an verschiedenen koordinierten Zuchtprogrammen. Aktuell werden folgende Tierarten für Arterhaltungsprogramme nachgezüchtet: Roter Panda, Manul, Goldkopflöwenaffe, Fischotter, Graues Riesenkänguru, indochinesischer Sika Hirsch, Kropfgazelle, Blaukronenhäherling, Edwardsfasan, Chinasittich und Gänsegeier. Des Weiteren stellt der Tierpark finanzielle Mittel zur Verfügung, die die Arbeit verschiedener Artenschutzprojekte im natürlichen Lebensraum dieser Tiere unterstützen. So wird auch der Lebensraumschutz und die Vorarbeit für Auswilderungsprojekte vorangetrieben.   Im Rahmen der „Zootier des Jahres“ – Kampagne 2020 wird derzeit ein Erhaltungszuchtprogramm für die bei der Partnerwahl sehr anspruchsvollen Beos aufgebaut. Auch hier möchte sich der Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec einbringen und plant die intelligenten Vögel noch dieses Jahr in den Tierbestand aufzunehmen. „Angesichts der traurigen Tatsache, dass sich zwar der Bedrohungsstatus von zehn Arten auf der Roten Liste verbessert hat, aber zeitgleich 73 Arten schlechter als zuvor eingestuft werden mussten, steigt die Bedeutung moderner Zoos“, sagt Dr.Sven Hammer. „Unser Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt ist unersetzbar. In vielen Fällen schützen wir die letzten Exemplare ihrer Art und bringen sie – wenn es sinnvoll ist – wieder in die Natur.“

Nerz und Balistar in Weißwasser

Der Tierpark in Weißwasser beteiligt sich ebenfalls an einigen Programmen. So zum Beispiel am Erhaltungszuchtprogramm Europäischer Nerz. Hier erhält der Tierpark von einem Verpaarungszentrum bei Osnabrück im Frühjahr trächtige Fähen. Die Jungtiere werden dann wieder im Verpaarungszentrum für weitere Erhaltungszuchten zusammengestellt oder in ausgewählte Gebiete ausgewildert. Auch bei Zuchtprogramm für den Balistar und einem Auswilderungsprogramm für den Steinkauz ist der Tierpark dabei. Außerdem ist der Weißwasseraner Tierpark ähnlich wie sein Pendant in Görlitz Auffang- und Pflegestation für verletzte oder hilflose Wildtiere. Hier werden pro Jahr zwischen 60 und 100 Tiere abgegeben. „Mehr als die Hälfte konnte in den mittlerweile 20 Jahre des Betriebes erfolgreich wieder ausgewildert werden“, so Tierparkdirektor Gert Emmrich. In der Glasmacherstadt beteiligt man sich außerdem an der Aktion „Zootier des Jahres“. Der Tierpark ist seit Beginn dieser Aktion 2016 jährlich Bronzeförderer und unterstützt damit direkte Artenschutzmaßnahmen für die jeweilige Tierart oder Artengruppe in ausgewählten Projekten vor Ort, d.h. in den natürlichen Lebensräumen dieser Tiere.

Nerz und Steinkauz in Zittau

„Artenschutz beginnt schon im Kleinen, mit der Entdeckung der Schönheit und Schützenswürdigkeit von Natur und Umwelt“, sagt Andreas Stegemann, Geschäftsführer des Zittauer Tierparks. Genau das versuche man mit der Art, den Park zu gestalten und zu betreiben, zu fördern. Das beginnt mit dem Einsatz von Naturmaterialien beim Bau von Anlagen und Gehegen bis hin zu immer wiederkehrenden kleinen Wohlfühloasen für die Besucher im Park. „Und das ist genau das, was uns unsere Besucher auch immer wieder bestätigen, sie lieben das Naturbelassene und Naturgestaltete. Sie fühlen sich wohl in der Natur. Und wenn man sich wohl fühlt, hat man irgendwann das Bedürfnis, solche Dinge zu erhalten“, so Stegemann. Der Zittauer Tierpark beteiligt sich schon seit vielen Jahren am Zuchtprogramm für die Europäischen Nerze, die erfolgreich in verschiedenen Teilen Deutschlands wieder angesiedelt werden konnten. „Ebenfalls haben wir uns jahrelang bei Wiederansiedlungsprojekten des Steinkauzes beteiligt, was uns zwischenzeitlich nicht mehr möglich war, nun aber wieder losgehen soll“, sagt Stegemann.


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