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»Wir bleiben in Rufweite!«

Bad Liebenwerda. Frieder Simon war (1936–2020) war Handpuppenspieler, Ausstatter, Autor, Musikant und Regisseur. Er gehörte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Kasperspielern des deutschsprachigen Raumes. Das Mitteldeutsche Marionettentheatermuseum Bad Liebenwerda widmet ihm in diesem Jahr eine Sonderausstellung, die erstmals einen Rückblick auf sein Lebenswerk nimmt.

Die Figuren von Frieder Simons Inszenierung des Märchens »Rumpelstilzchen«.

Die Figuren von Frieder Simons Inszenierung des Märchens »Rumpelstilzchen«.

Bild: Ulrich Lange, Vierzig A

Bislang kaum bekanntes Bildmaterial aus dem Nachlass Frieder Simons und originale Figurengruppen beleuchten anschaulich Leben, Wirken und figürliches Schaffen, geprägt von ihm und seiner Frau, der Textilgestalterin Barbara Simon. Die Ausstellungstexte verfasste seine Tochter Dr. Sophia Simon.

In Leipzig geboren studierte Simon von 1958 bis 1963 an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein in Halle/Saale. Schon in den 1960er-Jahren spielte er gemeinsam mit seinem Vater Handpuppentheater. Zu seinen künstlerischen Vorbildern zählten außerdem die Handpuppenspieler Carl Schröder, Hans Frannek, Walter Büttner und der Ungar Henryk Kemeny. Mit seiner Puppengestaltung versuchte Simon Prinzipien zeitgenössischer Formgestaltung und traditionelle Formen des Handpuppenspiels zu verbinden. In seine Texten und vor allem seinem durch Improvisation geprägten Spiel verleugnete sein Kasper seine plebejische Herkunft nicht, formulierte sie jedoch »salonfähig«. Das vertretbare Maß an Unangepasstheit dieser Figur und seines Spielers wurde von den Zuschauern sehr wohl als Zeitkritik verstanden. Zum Repertoire seines »Original Kunstfiguren- & Casper-Theater LARI FARI« gehören eigene Adaptionen der klassischen Stoffe des Theaters und Puppentheaters wie »Genoveva«, »Don Juan«, »Undine«, »Faust« und »Gevatter Tod«. So gelang es Simon, die lustige Figur des Kaspers auch in jenen Zeiten mit großem Erfolg zu spielen, als sie verpönt bzw. zur didaktischen Kinderbelustigung degradiert wurde. Der Ausstellungstitel erinnert daran, wie sich Frieder Simon von Gesprächspartnern verabschiedete: Wir bleiben in Rufweite!


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