Sie soll durch den Magen gehen - die Liebe. Für Silke Neumann nicht nur ein alter Spruch potenzieller Schwiegermütter, die ihre Töchter im wahrsten Sinne des Wortes an den Mann bringen wollen.
Die Gaststätten sind dicht, und Einkaufen im eisigen Elbe-Elster-Land ist derzeit auch nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Schnell werden da zwischen Supermarkt und Küche aus Brandenburger Erdäpfeln Süßkartoffeln, die sich am Ende nur mit der Flex schälen lassen. Selbst die Klöße im Eisschrank dürften wohl erst gegen Ostern wieder auftauen.
Das brachte die Chefin des Kirchhainer Partyservice-Betriebes (Fleischerei Neumann) vor gut zehn Tagen auf die Idee, eine Art »Love & Peace-Menü- to Go« zur Rettung des Valentinsfriedens an die Liebenden der Stadt zu bringen.
Augangslage
Mit etwa 80 Bestellungen hatte die Frau gerechnet, was mit Hilfe von Mutti Petra Wolf und der Angestellten Franziska Oertel durchaus als eine lösbare Aufgabe anzusehen war. Weit gefehlt, denn in den letzten acht Tagen klingelten sich im Laden die Telefone heiß. »Dabei hatte ich absichtlich keine große Werbung gemacht, aber auch die Mund-zu-Mund-Propaganda wohl etwas unterschätzt. Noch bis Samstagabend gingen Anfragen ein«, wie sie dem WochenKurier sagte.
Am Ende waren es rund 200 Menüs, die am nächsten Tag von den Valentins-Jüngern abgeholt werden wollten. Was zu dritt natürlich nicht mehr zu bewältigen war.
Nebenwirkung
Neben dem Braten und Kochen der Hauptgerichte nebst Soßen und Beilagen galt es allein 400 Klöße zu portionieren und in Form zu bringen. Von den Vorsuppen und den über 220 bestellten »Valentins-Desserts« mal ganz abgesehen: »In solchen Situationen ist es immer gut, wenn man Freunde und gute Bekannte an seiner Seite weiß. Die haben sich nicht lange bitten lassen und standen viele Tage lang in meiner Küche. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön, auch im Namen aller Kunden.«
Und die kamen am Sonntag nicht nur aus Doberlug-Kirchhain und Umgebung, auch von etwas weiter her, wie Conny und Axel Müller aus Theisa bei Bad Liebenwerda. »Wir hätten uns am Valentinstag freilich gern gemütlich in eine Gaststätte gesetzt, was aber noch immer nicht geht. An solch einem Tag selbst in der Küche zu stehen war zwar eine Alternative, aber nicht so verführerisch wie das Angebot von Silke Neumann und ihrem Team. Da haben wir ein wenig Wartezeit mit Abstand vor der Ladentür gern in Kauf genommen, zumal wir hier schon leckere Erfahrungen am letzten Martinstag machen konnten«, so Axel Müller.
Und weil sich schon jetzt irgendwie anbahnt, dass über Ostern »Coronas Tanten« vor den Türen der Wirtsleute des Landkreises stehen, denkt die kreative Geschäftsfrau schon jetzt über eine ähnliche Aktion nach. »Erst mal die Pfannen und Töpfe von Sankt Valentin abwaschen, und dann über neue Pläne nachdenken«, lächelt Silke Neumann.
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