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Was dem Highlander sein Dudelsack, ist dem Fichtenberger seine Schalmei. Zwei Orchester frönen hier seit 49 Jahren dem sportlichen Spiel auf den recht anspruchsvollen Blechblasinstrumenten.
Frisch getestet, mit Abstand und gut geputzten Instrumenten: Die erste Probe im »Musikhaus« Fichtenberg nach langer Zeit. Auf den Neustart freuen sich beonders: Jannik Boden, Kerstin Jentzsch, Malte Jentzsch, Frithjof Ringel, Daniel Sömisch, Anke Mehlhose (hintere Reihe v.l.) und Linda Lehmann, Nick Rische, Mailien Fiebig (vordere Reihe v.l.). Foto: wit
Um 1900 als Martinshorn erfunden und in den zwanziger Jahren mit durchschnittlich acht Röhren bestückt, war die Schalmei zunächst hauptsächlich in Turnvereinen zu hören, lieferte bis 1933 die Begleitmusik proletarischer Klassenkämpfe und wurde deshalb von den Nazis verboten. Nach dem Krieg »rehabilitiert«, kam der »Trabi unter den Trompeten« zunächst in der ehemaligen DDR zu neuen (alten) Ehren. Schalmeien-Kapellen schossen wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden und gehören bis heute zum Kulturgut auch im ländlichen Raum.
So wie das Fichtenberger Ensemble, das 1972 von Heinz Schanze unter dem Dach der Betriebssportgemeinschaft »Traktor« gegründet wurde und aus der nach der »Wende« das Schalmeienorchester des MSV Grün Weiß Fichtenberg entstand.
Von Pop bis Polka
Das verstaubte Instrumenten-Image haben die 46 Mitglieder des Klangkörpers längst abgelegt - Rotfrontlieder oder verklärende Kumpel-Songs stehen nur noch selten auf dem Programm. Das Repertoire der Musikerinnen und Musiker reicht inzwischen von Pop bis Polka und auch der alte Spruch »Kein erster Mai ohne Schalmei« hat längst ausgedient.
Jede Zeit hat nun mal seine Lieder, ist die musikalische Leiterin des Ensembles, Kerstin Jentzsch, überzeugt: »Die Schalmei ist zwar nicht ganz einfach zu spielen aber als Instrument ungeheuer vielseitig. Mit den richtigen Noten und Arrangements können wir unser Publikum durchaus auch mit Rock- und Popsongs begeistern. Da dürfen es ruhig auch mal Adaptionen von Deep Purple, Europe oder den Beatles sein«, wie sie sagte. Allein mit »Alte Kameraden« oder dem Schützenliesel ließen sich besonders die jungen Fichtenberger Nachwuchstalente nicht mehr für dieses Hobby begeistern, weiß auch Vize-Abteilungschefin Anke Mehlhose, die nicht ganz ohne Sorgenfalten in die Zukunft schaut.
»Neben der musikalischen Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen, mit nicht wenigen Erfolgserlebnissen in Form von Auftritten im ganzen Land, steht bei uns auch ein aktives Vereinsleben im Mittelpunkt. Dem konnten wir seit unserem Weihnachtskonzert 2019 aber nicht mehr vollumfänglich gerecht werden. Corona hat uns hier einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Außer ein paar Übungsstunden im Sommer letzten Jahres, durften wir unseren Vereinsfreunden und besonders dem Publikum nicht mehr viel anbieten. Leider wirkt sich das nun auch auf unsere Mitgliederzahlen aus. Wir bleiben aber optimistisch und hoffen, dass wir bei der Einschulung der Mühlberger ABC-Schützen als Orchester schon wieder aufspielen dürfen. Die Probenarbeit mit Abstand und im Freien hat zumindest begonnen.«
Genauer gesagt am vergangenen Freitag, als der WochenKurier bei den Spielleuten auf »Vereinsvisite« war. »Man hat gemerkt, dass diese Übungsstunde nach so langer Zeit richtig guttat und unsere Musiker nichts verlernt haben«, freut sich Mehlhose, die sich besonders über zwei zeitnahe Nachrichten aus dem Dorf freute. Tenor: Ihr übt wohl wieder? Es tut richtig gut, euch wieder mal spielen zu hören!