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Bernd Witscherkowsky

Erlebnisbad vor dem Aus?

Tröbitz. Eine Frage, die sich Amt und Gemeinde im geografischen Mittelpunkt des Landkreises schon länger stellen, die aber nur der „schnöde Mammon“ beantworten kann. Ein »Brandbrief« nach Potsdam ist schon auf dem Weg.

Für Schwimmmeister Armin Zöllner steht fest: Das Bad muss saniert werden. Davon sind seit letzter Woche auch Ricarda Budke (Grüne) und schon seit längerer Zeit Karla Fornoville überzeugt.

Für Schwimmmeister Armin Zöllner steht fest: Das Bad muss saniert werden. Davon sind seit letzter Woche auch Ricarda Budke (Grüne) und schon seit längerer Zeit Karla Fornoville überzeugt.

Bild: wit

Nach 30 Jahren relativ reibungslosem Betrieb läuten im Erlebnisbad jetzt die Alarmglocken. Der Zahn der Zeit macht eine gründliche Sanierung unabdingbar, allein um nicht auf Dauer den allgemeinen Schwimmunterricht in Elbe-Elster zu gefährden. Ohne Fördermittel eine schier unlösbare Aufgabe für Amtsdirektor Andreas Dommaschk und Bürgermeister Holger Gantke. Leere Kassen und ein jüngst abgelehnter Antrag lassen diesbezüglich kaum noch Platz für gesunden Optimismus. Noch im letzten Jahr setzten die Protagonisten all ihre Hoffnungen auf das Bundesprogramm »Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur«, allein der warme Geldregen bleibt aus - das Projekt bekommt keinen Zuschlag. Der bundesweite Fördertopf war mit 476 Millionen Euro wohl doch etwas zu klein für die insgesamt 995 Antragsteller und deren Wunschsumme von 2,7 Milliarden Euro. »Damit stehen wir als wichtiger Standort der schulischen Schwimmausbildung und als kleine Freizeitoase im Herzen des Kreises quasi vor dem Aus«, sagt Vize-Bürgermeisterin Karla Fornoville. Was aber nicht heißen soll, dass die Tröbitzer jetzt die Flinte ins Korn werfen wollen, zu sehr liegt ihnen das Freizeitbad am Herzen.

In einem offenen Brief an Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) fordern die Akteure nun eine Neuauflage des Förderprogramms und suchen Unterstützer in der Landesregierung. Eine dieser »Hoffnungsträgerinnen«, die Lausitzer Landtagsabgeordnete Ricarda Budke (B90/Grüne), hat sich letzte Woche an Becken und Rutsche schon mal umgeschaut und Hilfe signalisiert. »Grade im ländlichen Raum ist die Aufrechterhaltung von Schulschwimmen und die Schwimmausbildung als solche eine Herkulesaufgabe, besonders für finanzschwache Kommunen. Land und Bund sollten die Gemeinden damit nicht alleine lassen«, kritisert Budke, die aber auch ein grundsätzliches Problem sieht: »Wir fordern schon seit langem eine bessere Finanzierung kleiner - vor allem ländlicher Gemeinden - über den Finanzausgleich. Eine neue Schlüsselzuweisung, die ärmere Gemeinden mit mehr Geld bedenkt, könnte helfen«.

Budke versicherte zumindest das Anliegen der Tröbitzer mit den Bildungsexperten ihrer Fraktion zu erörtern und in diesem speziellen Fall auch an die Landesbildungsministerin Britta Ernst (SPD) heranzutreten. Dass aus warmen Worten möglichst schnell heiße Tatsachen werden, wünscht sich besonders Schwimmmeister Armin Zöllner: »Wir haben viel aufzuholen, denn zwei Jahre Pandemie sind besonders an unseren Kindern nicht spurlos vorbeigegangen. Schwimmen gehört zu den elementaren Dingen, die man möglichst früh beherrschen sollte.«

Ähnlich sieht das auch der Vorsitzende der DLRG Ortsgruppe Bad Liebenwerda, Mathias Bombi, dessen Verband schon länger vor einem »Land der Nichtschwimmer« warnt. Demnach habe sich die Zahl der Grundschulkinder in Deutschland, die nicht schwimmen können, verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kam eine repräsentative Umfrage von forsa im Jahr 2022. Die Befragung hatte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nach zuletzt 2017 erneut in Auftrag gegeben. Damals konnten den Angaben der Eltern zufolge zehn Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen. Nun seien es inzwischen bereits um die 20 Prozent.


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