Rainer Könen

Verein ohne Domizil

Kamenz. Lok Kamenz gehört mit seinen 166 Mitglieder zu den kleineren Klubs in der Region. In diesem Jahr feiert der Sportverein sein 75-jähriges Bestehen.
Im Herbst des vergangenen Jahres veranstaltete der Klub wieder ein vereinseigenes Volleyballturnier.

Im Herbst des vergangenen Jahres veranstaltete der Klub wieder ein vereinseigenes Volleyballturnier.

Bild: privat

Beschäftigt man sich mit einem Klub wie Lok Kamenz, rückt auch das Vereinslogo in den Blickpunkt. Das ist, wie man sich bei einem solchen Sportverein unschwer vorstellen kann, natürlich eine Lok. Nicht irgendeine, sondern das Emblem zeigt eine Dampflok, die im echten Leben ein wahres Ungetüm war, eine rund 27 Meter lange 06-Schnellzuglokomotive. Nur drei dieser dynamisch-wirkenden, aber sehr störanfälligen Riesenloks wurden während des Zweiten Weltkriegs gebaut. 1951 wurde die letzte ausgemustert.

Dennoch fanden seinerzeit die Gründerväter des Kamenzer Klubs, der am 27. Mai 1950 als BSG Flügelrad gegründet und Tage später, am 6. Juni 1950, den bis zur Wende gültigen Namen BSG (Betriebssportgemeinschaft) Lok Kamenz erhielt, das so ein Logo dem Eisenbahnerklub prima zu Gesicht stünde. Weil es Rasanz und Dominanz ausstrahlt. In der Tat, rasant ging die Entwicklung ja auch in den ersten Gründerjahren voran, wuchs die Zahl der Mitglieder auf rund 700 an. Dominanz zeigten in den 50er und 60er Jahren insbesondere die Kicker, die 1961 und 1965 Kreispokalsieger wurden, in der Spielzeit 1975/76 unter Spielertrainer Arndt Schmette sogar das Double holten, Kreispokal und Kreismeisterschaft gewannen. Die große Rivalität mit Einheit Kamenz. Erfährt man alles von Uwe Tschacher, mit dem man sich an diesem Nachmittag in der Lessingstadt, im Eiscafé »Klostertor«, verabredet hat. Und der mit seiner sonoren Stimme - seit Jahren ist der heute 62-Jährige in der Region auch als Moderator und Stadionsprecher unterwegs - in prägnant-lebhafter Weise die über 70 Jahre alte Klubgeschichte vorstellt.

Zusammenhalt auch ohne Vereinshaus

Dass man sich mit Tschacher, seit 2017 Vorsitzender des Klubs, hier trifft, liegt daran, dass der Klub kein eigenes Domizil hat. Noch nie gehabt, so Tschacher, der bei der Kamenzer Stadtverwaltung arbeitet. Ein Manko? Eher nicht. »Auch ohne Vereinshaus haben wir im Klub einen tollen Zusammenhalt«, so der gebürtige Radeberger. Waren es bis zu Beginn der 70er Jahre vor allem die Lok-Fußballer, die das örtliche Sportgeschehen mitprägten, rückten später andere Lok-Sportabteilungen in den Focus. In den 80er Jahren waren das beispielsweise die Badmintonspieler, die erfolgreich waren. Oder die Volleyballer. Aktuell kann man im Verein in den Abteilungen wie Badminton, Tischtennis, Gymnastik oder Volleyball sporteln. In diesem Jahr steht eine große Jubiläumsparty an: feiert der SV Lok Kamenz, der mit seinen derzeit 166 Mitgliedern (davon 34 Kinder und Jugendliche) zu den kleineren in der Region gehört, seinen 75. Geburtstag. Ein Jubiläum, das nicht nur Anlass bietet, auf die vergangenen Jahrzehnte zurückzuschauen, sondern auch, um die jüngste Gegenwart zu bilanzieren.

Die »Eisernen Herren«, eine Ü-60-Fußballertruppe - eine Spielgemeinschaft des Klubs mit Aufbau Deutschbaselitz - spielen bei Turnieren oft groß auf. Stolz ist man auf die Tischtennisabteilung. Die erste Männermannschaft stieg zuletzt in die Kreisliga auf. Die Badmintonspieler haben sich mittlerweile überregional einen Namen gemacht, sind bei Punktspielen und Turnieren in Sachsen und Brandenburg sehr erfolgreich. Die Folge: »Es melden sich immer mehr junge Leute in unserer Badmintonabteilung an«, so Vereinschef Tschacher. Diese Sportart boomt bei Lok. So sehr, dass der Verein bei den Erwachsenen aus Kapazitätsgründen vorerst keine weiteren Mitglieder aufnehmen kann. Kinder und Jugendliche nehme man jedoch weiter auf, so Uwe Tschacher. Der noch keine Details zu den Jubiläumsfeierlichkeiten, die im Herbst respektive in der Vorweihnachtszeit geplant sind, preisgeben möchte. Aber wer den Verein kennt, weiß, das man sich sicher wieder was Besonderes zum 75-jährigen Bestehen von Lok Kamenz einfallen lässt.


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