Matthias Stark

Lessing kehrt zurück

Kamenz. Im Barmherzigkeitsstift Kamenz wird die Replik einer Lessing-Büste des Künstlers Gottlob Christian Kühn eingeweiht.

Marion Kutter, Thomas Alscher und Oberbürgermeister Roland Dantz bei Enthüllen der Lessing-Büste (v.l.n.r.).

Marion Kutter, Thomas Alscher und Oberbürgermeister Roland Dantz bei Enthüllen der Lessing-Büste (v.l.n.r.).

Bild: Matthias Stark

»Endlich können wir unseren Lessing zurückbekommen«, sagt Thomas Alscher. Und Oberbürgermeister Roland Dantz ist erstaunt, dass so viele Menschen an diesem Vormittag Anteil nehmen an der Enthüllung der Büste im Eingangsbereich des Stiftes. Er sagt: »Wir tun damit etwas für die Seele«.

In ihrer Festrede stellte Marion Kutter vom Kamenzer Geschichtsverein heraus, wie es zur Gründung des Barmherzigkeitsstiftes kam und was seinen Gründer, Johann Gottfried Bönisch, mit Lessing verbindet. Sie sagt über Bönisch: »Kaum hatte er sich in Kamenz etabliert, muss der Mediziner hilflos mit ansehen, wie während der Napoleonischen Kriege verwundete Soldaten sterben. Und es passiert ihm ein fataler Irrtum, an dessen Folgen ein taubstummer Junge verstirbt. Böhnisch gelobt Gott, diese Schuld durch Errichtung eines Krankenhauses abzutragen.«

 

Böhnisch ehrt Lessing

 

Damit entsteht in Kamenz eines der ersten Krankenhaäuser Sachsens. Noch zwei Jahre vor seinem Tod löst Böhnisch ein zweites Versprechen ein. Er wollte, dass über dem Krankenhaus der Name »Lessing-Stift« steht. Da es dafür keine Unterstützung gab, wurde daraus »Barmherzigkeitsstift«.

Aus Anlass des 100. Geburtstages von Lessing wurde dann im Jahr 1829 auf Anregung Böhnischs die Lessing-Büste aufgestellt. Sie stammt vom Dresdner Bildhauer Gottlob Christian Kühn und stand bis zur Schließung des Krankenhauses in der Eingangshalle. Im Sinne Lessings sollte das Krankehaus Menschen ohne Unterschied des Glaubens aufnehmen. Die nun wieder eingeweihte Replik steht im Zeichen von Vernunft, Toleranz und gesundem Leben.

Wie Marion Kutter feststellt, vermissten viele Einwohner die bekannte Lessing-Büste, als das Gebäude nach langjährigem Leerstand und grundlegender Sanierung wiedereröffnet wurde. Trotz Bemühungen seitens des Kamenzer Geschichtsverein e.V. kam die Rückkehr des Originals nicht zustande. Das Barmherzigkeitsstift sei jedoch untrennbar mit der Lessing-Verehrung von Johann Gottfried Bönisch verbunden. Deshalb habe sich der Geschichtsverein gemeinsam mit dem City-Management für eine Nachbildung des ursprünglichen Zustandes entschieden.

Die Finanzierung wurde durch den Hauseigentümer, die Grundstücksgesellschaft Kamenz, und von der Arztpraxis Leuschner unterstützt. Jan Eickhoff von der corporate friends GmbH in Kamenz übergab zur Einweihung einen Gutschein für die zukunftige professionelle Beleuchtung der neuen Büste.


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