

Die zweite Tarifverhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und den Brauereiarbeitgebern in Sachsen ist in Leipzig ergebnislos zu Ende gegangen. Ein neuer Gesprächstermin wurde nicht vereinbart. Die NGG kündigte stattdessen an, die laufenden Streiks fortzuführen.
Noch vor der Verhandlungsrunde hatte Arbeitgeber-Verhandlungsführer Thomas Gläser Zuversicht gezeigt: »Wir sind guter Dinge, dass eine Einigung gelingt. Wir sind hierzu bereit.« Am Ende blieb es jedoch beim Stillstand, beide Seiten werfen sich mangelnde Kompromissbereitschaft vor.
Die NGG fordert für die Beschäftigten einen Tarifvertrag mit einer Laufzeit von zwölf Monaten. Konkret verlangt sie sieben Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 300 Euro monatlich zusätzlich. Für Auszubildende sollen die Vergütungen um 100 Euro steigen. Zudem fordert die Gewerkschaft die Kostenübernahme eines Jobtickets, eine Berufsunfähigkeitsversicherung sowie Boni für Gewerkschaftsmitglieder. Nach Ansicht der NGG seien diese Forderungen angesichts steigender Lebenshaltungskosten und der hohen Arbeitsbelastung in der Branche gerechtfertigt.
Die Arbeitgeberseite hatte in der Verhandlung ein Lohnplus von mehr als fünf Prozent innerhalb von 16 Monaten angeboten. Bereits im Mai 2025 waren die Gehälter nach ihren Angaben um 100 Euro erhöht worden. Insgesamt liege das Angebot, so der Sächsische Arbeitgeberverband Nahrung und Genuss e.V., teilweise über jüngsten Abschlüssen in anderen Tarifgebieten. Zugleich verweisen die Brauereiverbände auf die wirtschaftliche Lage. Der Bierabsatz in Sachsen sei im ersten Halbjahr 2025 um 7,7 Prozent zurückgegangen. Die Löhne lägen bereits jetzt im bundesweiten Vergleich hoch - ein Facharbeiter verdiene im Einstieg über 4.000 Euro im Monat zuzüglich Weihnachts- und Urlaubsgeld, Zuschlägen sowie betrieblicher Zusatzleistungen.
In Sachsen und Thüringen gibt es 131 Brauereien, von denen lediglich sechs tarifgebunden sind. Für diese Häuser wird derzeit ein neuer Vertrag verhandelt, betroffen ist also nur ein kleiner Teil der Branche. Umso heftiger fällt der Konflikt aus. Während die Gewerkschaft mehrfach zu kurzfristigen Streiks aufrief, werfen die Arbeitgeber ihr vor, den Arbeitskampf als »Mittel zur Sichtbarkeit« zu nutzen. Die NGG dagegen sieht in den Arbeitsniederlegungen ein legitimes Mittel, um ihre Forderungen durchzusetzen.
Wann die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, ist offen. Beide Seiten betonen grundsätzlich ihre Bereitschaft zum Dialog, doch liegen ihre Positionen noch weit auseinander. Bis dahin dürften die Streiks die betroffenen Betriebe weiter belasten und die Beschäftigten wie auch die Konsumenten von Sachsens Brauereiprodukten in Unsicherheit lassen.