Chronischer Irrtum: Gold aus Stroh

Lausitz. Ein Kommentar von Peter Paul Gregor, Militär- und Polizeipfarrer a.D. aus Hoyerswerda.

Peter Paul Gregor ist Militär- und Polizeipfarrer a.D. aus Hoyerswerda.

Bild: Privat

In meiner Kindheit habe ich gerne die Märchen der Gebrüder Grimm gelesen. In diesen Geschichten geht es immer um den Kampf zwischen Gut und Böse. Das Märchen Rumpelstilzchen hat es mit ganz besonders angetan. Was passiert hier? Ein armer Müller verkauft seine Tochter an einen König mit der Bemerkung: Sie kann aus Stroh Gold herstellen! Der König heiratete sie, schließt sie in seiner Kammer mit dem Befehl ein: »Spinne mir aus Stroh Gold, wenn nicht, dann musst du sterben!«

Daraufhin geht sie ein Bündnis mit Rumpelstilzchen ein. Er will als Gegenleistung das erwartete Kind. Die Königin ist verzweifelt. Rumpelstilzchen bietet ihr einen Kompromiss an. Wenn sie seinen Namen weiß, kann sie das Kind behalten. Nachts beobachtet sie diesen Giftzwerg, wie er tanzend singt: »Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!« Sie nennt seinen Namen. Darauf er: »Das hat dir der Teufel gesagt!«

Die Methode der bösen Menschen: Bekannt sein und trotzdem anonym bleiben: Halbwahrheiten verbreiten, Menschenwürde missachten, Kinder als Ware behandeln, Mütter zur Verzweiflung bringen und Männer in den Krieg schicken.

Rumpelstilzchen leben noch heute in allen Nationen und Kulturen unter uns. Mit Erfolg! Der Mensch verkauft seine Würde auch in Friedenszeiten! Die Anonymität ist Wurzel der modernen Werbung für alle Lebensbereiche!

Nüchtern stelle ich fest: Nicht nur Gott ist für viele unbekannt, sondern auch der intelligente böse Mensch. Es gilt die Parole: Mein Egoismus, meine Egozentrik erkaufe ich mir durch die Dummheit der anderen.

Wie kann ich den Guten und vom Bösen unterscheiden? Der Gute will das Leben der Anderen – besonders das der Kinder. Das herrschende Rumpelstilzchen zaubert immer noch aus Stroh Gold. Der Ungebildete glaubt es und verkauft seine Menschenwürde.

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