

Wenn die Temperaturen über die 30-Grad-Marke klettern, geraten viele Menschen sprichwörtlich ins Schwitzen – für Betroffene von Herzerkrankungen kann die Sommerhitze sogar gefährlich werden. Doch wer einige einfache Regeln beachtet, kann auch als Herzpatientin oder -patient gut und sicher durch die heiße Jahreszeit kommen.
»Hohe Temperaturen stellen für das Herz-Kreislauf-System eine große Herausforderung dar – besonders bei bestehenden Herzerkrankungen«, sagt Prof. Dr. Steffen Schön, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I an den Oberlausitz-Kliniken in Bautzen. »Bei großer Hitze steigt die Belastung für das Herz erheblich. Der Körper versucht, sich durch verschiedene Mechanismen vor Überhitzung zu schützen. So erweitern sich die Blutgefäße in der Haut, um mehr Wärme abgeben zu können.«
Diese Gefäßerweiterung führt jedoch dazu, dass der Blutdruck sinkt. Um den Kreislauf stabil zu halten, muss das Herz schneller und kräftiger pumpen, was die Herzfrequenz deutlich erhöht, häufig um zehn bis 15 Schläge pro Minute mehr als an kühlen Tagen.
Zusätzlich verliert der Körper durch starkes Schwitzen Flüssigkeit und Blutsalze. Dieser Flüssigkeitsverlust führt zu einer Verdickung des Blutes, wodurch das Herz noch mehr arbeiten muss. Gleichzeitig steigt das Risiko für Kreislaufprobleme und Gerinnselbildung. Durch den Verlust von Blutsalzen, insbesondere von Natrium und Kalium, können zudem Herzrhythmusstörungen begünstigt werden.
Die Summe dieser Anpassungsreaktionen bedeutet für das Herz eine deutliche Mehrbelastung. Besonders gefährdet sind Menschen mit Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit, Herzklappenfehlern oder bekannten Rhythmusstörungen. Auch ältere Patientinnen und Patienten sind stärker betroffen, da ihre Regulationsmechanismen oft eingeschränkt sind.
Das Wichtigste bei Hitze: ausreichend trinken. »Zwei bis zweieinhalb Liter pro Tag sind bei Sommerhitze oft notwendig – in Einzelfällen auch mehr, etwa bei körperlicher Aktivität. Besonders ältere Menschen und Herzpatientinnen und -patienten sollten regelmäßig trinken – auch ohne Durstgefühl«, so Prof. Dr. Steffen Schön.
Achtung bei Herzschwäche: Menschen mit Herzinsuffizienz sollen jedoch nicht unbegrenzt trinken. »Das tägliche Körpergewicht bei Wohlbefinden ist hier ein guter Anhaltspunkt: Bleibt das Gewicht stabil, ist die Trinkmenge in der Regel richtig – also am besten jeden Tag wiegen« rät der Kardiologe.
Ideale Getränke sind Wasser, ungesüßte Kräutertees oder stark verdünnte Saftschorlen. Auch Brühen oder isotonische Getränke helfen, Mineralstoffe zuzuführen.
Alkohol, süße Limonaden sowie übermäßiger Kaffee- und Schwarzteekonsum belasten den Kreislauf hingegen zusätzlich und sind daher eher ungeeignet.
Vorsicht auch bei eiskalten Getränken: Sie führen häufig dazu, dass der Körper noch mehr schwitzt – ein zusätzlicher Flüssigkeitsverlust, den man vermeiden sollte.
Auch beim Essen hilft Umdenken: Bei großer Hitze sind kleine, leichte Mahlzeiten besser als üppige Portionen. Besonders empfehlenswert sind wasserreiche Obst- und Gemüsesorten wie Gurken, Tomaten oder Melonen. Mediterrane Küche mit frischen, unverarbeiteten Zutaten ist nicht nur gesund, sondern auch hitzetauglich.
Bewegung bleibt auch im Sommer wichtig – gerade für das Herz-Kreislauf-System. Allerdings gilt für heiße Tage: bitte mit Maß und zur richtigen Zeit. »Sportliche Aktivitäten und körperliche Arbeiten sollten in die frühen Morgenstunden oder auf den Abend verschoben werden«, empfiehlt Prof. Schön.
Spaziergänge im Schatten oder ruhige Radtouren eignen sich gut – aber ohne Leistungsdruck.
Die Mittagshitze sollte grundsätzlich gemieden werden.