Silke Richter/ mae

Wenn Kinder trauern

Hoyerswerda. Beim Malteser Hilfsdienst wird demnächst ein Kinder-Trauer-Treff eröffnet. Das Angebot ist in der näheren Region bislang einzigartig.

Madlen Christoph, Lydia Richter und Annett Dupka (v.l.n.r.) werden den Kinder-Trauer-Treff professionell begleiten.

Madlen Christoph, Lydia Richter und Annett Dupka (v.l.n.r.) werden den Kinder-Trauer-Treff professionell begleiten.

Bild: Silke Richter

Ein achtjähriger Junge hat soeben erfahren, dass sein älterer Bruder bei einem Unfall verstorben ist. Während seine Eltern und Verwandten viel weinen versteht Franz, wie wir ihn nennen, die Welt nicht mehr. Der Achtjährige weint auch nicht. Zudem findet er es schade, dass er an diesem Nachmittag nicht wie geplant auf den Spielplatz kann. Es dauert eine gewisse Zeit, bis er realisiert, dass sein Bruder nicht wiederkommen wird. In dieser Zeit gibt es Momente, in denen er darüber sehr traurig ist und wenig später freut er sich plötzlich über Dinge, die ihn zum Lachen bringen. Dieses verallgemeinerte Beispiel zeigt, dass Kinder in der Regel anders trauern als Erwachsene. Oder wie es Lydia Richter beschreibt: »Diese Art der Trauer ist kindlich und völlig normal. Wenn bei trauernden Erwachsenen ein Knoten im Herzen ist, können Kinder trotzdem fröhlich sein. Und das ist gut so«, meint die Koordinatorin des Malteser Hilfsdienstes.

 

Ein Angebot für trauernde Kinder

 

Das heiße aber nicht, dass sie weniger Fürsorge brauchen. Ganz im Gegenteil. Was auch sehr hilfreich sein kann: Eine Trauergruppe für betroffene Jungen und Mädchen. Bislang gibt es solch ein Angebot für Hoyerswerda und die nähere Region noch nicht. Grund genug für Lydia Richter ein Kinder-Trauer-Treff für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren zu gründen, die den Verlust eines Elternteils, eines Geschwisterkindes, der Großeltern oder eines nahen Freundes erlebt haben. Auch für Scheidungskinder ist das Angebot gedacht.

In einem geschützten Rahmen soll Zeit und Raum für gemeinsame Gespräche, Erinnerungen, Erzählungen, gemeinsames Lachen und Weinen, spielen, Fragen stellen, zuhören, malen und gestalten sein. Lydia Richter hat eigens dafür eine Schulung besucht und darf sich seitdem zertifizierte Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche nennen.

Zu den ehrenamtlichen Mitarbeitern gehören Madlen Christoph aus Oßling und Annett Dupka aus Brischko. Sie werden das neue Angebot unterstützend begleiten.

»Ich war bereits in der Sterbebegleitung aktiv und helfe gern dabei, Leid zu mindern«, sagt Annett Dupka. Madlen Christoph sieht das ähnlich und ist auch der Meinung, dass Hilfe und die Sicht von außen positiv auf trauernde Kinder wirken können. Die 39jährige war bereits im Hospizdienst in Dresden aktiv und ist derzeit auch als Schulbegleiterin tätig. Beide Frauen sind sehr engagiert und verfügen über Erfahrungswerte im Umgang mit Kindern.

 

Im Trauerhaus hat alles Platz

 

Bei den regelmäßigen Treffen, die einmal monatlich stattfinden, wird auch das Trauerhaus eine große Rolle spielen. Das Gebäude aus Pappe wurde von Lydia Richter mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet. Hier darf und kann alles »wohnen« was für trauernde Kinder wichtig ist. Da ist zum einen das Fenster mit dem Namen »Tränenpalast«, der Dachboden voller Erinnerungen, die Kicher-Ecke, der Donner-Platz und ein Zimmer mit dem Namen »Lichtblick«. Ob nun Traurigkeit, Wut oder Humor - bei diesen gemeinsamen Begegnungen darf alles sein.

Das Angebot beginnt am Mittwoch, den 18. September, und wird jeweils von 16 bis 17.30 Uhr stattfinden. Zu den aktuellen Terminen wird um Absprache gebeten. Die Plätze sind begrenzt. Eine Anmeldung und ein Vorgespräch seien dringend erforderlich so Lydia Richter. Die Teilnahme ist kostenfrei.

 

Malteser Hilfsdienst
Ambulanter Hospizdienst
Robert-Schumann-Straße 11 in 02977 Hoyerswerda
Telefon: 03571/ 604535
Mobil: 0172/ 3750888
E-Mail: lydia.richter@malteser.org


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