Katrin Demczenko

So läuft‘s inzwischen im Jugendclub Poko

Hoyerswerda. Seit fast einem Jahr organisiert das ehrenamtliche Team um Sandra Lehmann und Laurens Sauer mit Besuchern im Schulalter den selbstverwalteten Jugendclub Postkosmos (Poko) in der Bautzener Allee 83.
Evgenia Ruban, Ludwig Flohe, Sandra Lehmann und Clubbesucher (v.r.) zeigen ihre Arbeiten, die sie im Workshop geschaffen haben.

Evgenia Ruban, Ludwig Flohe, Sandra Lehmann und Clubbesucher (v.r.) zeigen ihre Arbeiten, die sie im Workshop geschaffen haben.

Bild: Katrin Demczenko

Mittlerweile ist der Veranstaltungsraum tapeziert und in sattem Dunkelblau gestrichen. Die von verschiedenen Unterstützern gesponserten Möbel und Sofas stehen an ihrem Platz.

Eine kleine Bar sowie eine Bühne sind in Eigenleistung entstanden und die Küche wurde vor Kurzem mit einem Kochabend eingeweiht, erzählt Alexander, der den Club regelmäßig besucht. Zuvor haben die jungen Leute die Küche unter Anleitung eines Elektrikers der AWO Lausitz eingebaut, weil sie im Poko möglichst viel selbst machen wollen.

Jetzt beginnt die künstlerische Ausgestaltung der Räume, an der sich Schüler der Christlichen Schule Johanneum und des Foucault-Gymnasiums spontan beteiligen. Von dem Gestaltungsworkshop haben sie über die Poko-Accounts bei Facebook und Instagram erfahren, sagt Paula. Über diese Plattformen werden auch die weiteren Veranstaltungen im Club beworben, ergänzt Alexander.

 

Veranstaltungen an den Wochenenden

Er hat zunächst Zeichenpapier, Leinwand, Tempera- und Acrylfarben gekauft, weil Kosmos-Motive jeder Art bald die blauen Wände verschönern sollen. Vom 4. bis 6. August wird der Hoyerswerdaer Künstler Ludwig Flohe einen Graffiti-Workshop leiten, damit an einer Wand ein Logo für den Jugendclub entsteht.

Am 26. August zeigt das Projekt »Spurensuche« der Kulturfabrik im Poko seinen selbstgedrehten Film »Underdog im Dock 28«, der diesen ehemaligen Jugendclub der Neustadt und seine Macher vorstellt.

Filmvorführungen, Kochabende und kleine Konzerte werden ab jetzt an den Wochenenden stattfinden, sagt Sandra Lehmann. Auch gemeinsame Weihnachts- und Geburtstagsfeiern sind möglich. Um die Anwohner nicht mit Lärm zu belästigen, wollen die Poko-Nutzer die Wände ihrer Räume baldmöglichst dämmen. Willkommen sind vor allem junge Leute, die sich in ihren Schulen ausgegrenzt und unverstanden fühlen, sagt Alexander. Der 15-Jährige meint: »Hoyerswerda ist anstrengend« und sieht ein Drogenproblem unter Gleichaltrigen, die sich verloren fühlen und derzeit keine Perspektive für das eigene Leben sehen würden. Der Poko könnte hier präventiv wirken, ergänzt die Lehrerin Evgenia Ruban, die den Club ehrenamtlich unterstützt. Dann müsste dort aber eine in Teilzeit bezahlte Sozialarbeiterin Jugendliche mit Problemen professionell auffangen.

 

Finanzierung des Jugendclubs muss gesichert werden

Doch der Betrieb eines Clubs kostet auch ohne diese Arbeitskraft viel Geld, führt Sandra Lehmann das Gespräch weiter. Die AWO Lausitz hat von der Wohnungsgesellschaft die Räumlichkeiten noch bis Dezember 2023 gemietet und die Stadt Hoyerswerda übernimmt bis dahin alle laufenden Kosten. Einnahmen aus Veranstaltungen sind bisher noch rar. Deshalb freuen sich die Macher, bei dem im Landkreis Bautzen ausgelobten Jugendengagementpreis 2023 Fördergeld erhalten zu haben.

Für den Poko gehört Sandra Lehmann zum Begleitausschuss (BGA) der »Partnerschaften für Demokratie Hoyerswerda«. Die Stadt engagiert sich auf diese Weise im Bundesprogramm Demokratie leben! und verfügt deshalb über einen Aktions- und Initativfonds. Hiesige Einrichtungen und Vereine können dort Mittel für Veranstaltungen beantragen, die nach Beratungen des BGA ausgereicht werden. Die RAA Hoyerswerda/Ostsachsen trägt im Namen der Stadt die Verantwortung für die »Partnerschaften für Demokratie Hoyerswerda« und deren Mitarbeiterin Cindy Paulick hilft auch dem Organisationsteam des Jugendclubs beim Stellen der Förderanträge.

Evgenia Ruban sagt, gute Erinnerungen an die Jugendzeit bewegen später vielleicht Erwachsene zur Rückkehr in ihre Heimatstadt Hoyerswerda. Fachkräfte fehlen schon jetzt und die heutigen Schüler müssen einmal den Strukturwandel managen. Sie sollen gern hierbleiben damit in der Stadt keine Abwärtsspirale beginnt. Die Weiterfinanzierung des Poko ab dem 1. Januar 2024 muss deshalb dringend abgesichert werden, damit Jugendliche in der Neustadt ihre Potentiale entdecken und sich entfalten können.


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