Manuela Dietze/spa

Nach Mehrwertsteuererhöhung in der Gastro: Teureres Essen, nachdenkliche Wirte

Region. Zum Jahresbeginn ist die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder auf 19 Prozent gestiegen. Unsere Redaktion hat sich bei den örtlichen Gastronomen umgehört, welche Auswirkungen das auf ihr Lokal hat.

Koch Robert Malke arbeitet im Spreeblick Restaurant und Brauhaus in Bautzen. Er hofft, wie sein Chef auch, dass die Kunden trotz der leichten Preissteigerungen die Treue halten.

Koch Robert Malke arbeitet im Spreeblick Restaurant und Brauhaus in Bautzen. Er hofft, wie sein Chef auch, dass die Kunden trotz der leichten Preissteigerungen die Treue halten.

Bild: M. Dietze

"Sehr bedauerlich", Klaus Waurisch, Inhaber der Gaststätte "Zur frischen Quelle" in Schirgiswalde, macht keinen Hehl daraus, was er von der Erhöhung hält. Noch bis zuletzt hoffte er, dass die Mehrwertsteuer bei sieben Prozent bleibt. Doch dann kam das 60-Milliarden-Loch im Haushalt und zwei Tage später war klar, dass die Mehrwertsteuer wieder steigt. Schon seit 1865 befindet sich die Gaststätte in Familienbesitz, inzwischen in der fünften Generation, und das soll auch so bleiben. Er habe reagieren und die Preise erhöhen müssen, "nicht nur wegen der Mehrwertsteuer, sondern auch wegen der allgemein gestiegenen Kosten. Einen Rest schlucken wir selbst, weil wir den Gästen nicht mehr aufbürden können", sagt der gelernte Koch. Beim Personal zu sparen, ist keine Option: "Da geht nichts mehr", denn abgesehen von einer Aushilfskraft ist das Restaurant ein Familienbetrieb. Heilfroh ist er, dass ihm die Immobilie gehört. Wer dieses Glück nicht hat, Pacht zahlen muss, hat es schwer, Fuß zu fassen, zumindest auf dem Land, wo es keine Laufkundschaft gibt". Die "Frische Quelle" kann auf viele treue Stammkunden zählen. Aber auch die müssen sparen. "Und wenn die Leute sparen müssen, dann werden sie das auch beim Weggehen tun", vermutet Klaus Waurisch.

 

Unsicherheit auch in der Stadt

 

Auf seine Stammkunden kann auch Tobias Frenzel im Spreeblick Restaurant & Brauhaus zählen. Die würden trotz der Erhöhung der Mehrwertsteuer nach wie vor zum Essen kommen. "Die Differenz von zwölf Prozent kann man nicht schlucken, wenn man alles korrekt abrechnet." sagt er. Zum 01. Januar 2024 hat er die Preise erhöht. Die Gäste reagieren unterschiedlich, viele haben Verständnis. Welche Auswirkungen die gestiegenen Preise haben werden, kann er noch nicht einschätzen. Die ersten Monate im Jahr sind immer deutlich ruhiger und somit der Vergleich schwierig. Auch ob sich das Konsumverhalten der Gäste geändert hat, kann Tobias Frenzel noch nicht sagen. Viele Gäste waren nach der Erhöhung erst einmal da. Wie sie den "Schock" der höheren Rechnung verkraftet haben, ob sie wiederkommen und dann weniger verzehren, darüber kann er vorerst nur spekulieren. Auch die Gäste der Spree-Pension kehren im Restaurant ein und sind ein zusätzliches Klientel, welches oft im Urlaubsmodus ist und sich gern etwas gönnt, ohne große Preisvergleiche.

 

Filetsteak wird zum Luxus

 

Seit 20 Jahren betreibt Tommy Winter sein Steakhouse auf der Dresdener Straße in Bautzen. Bei der Preisanpassung ist er noch ein Stück weiter gegangen. Er hat 15 Prozent aufgeschlagen, die Erhöhung der Mehrwertsteuer plus 2 Prozent Mautgebühr und 1 Prozent CO2-Steuer. "Das ist für den Einen oder Anderen zu viel. Die Gäste bleiben nicht aus. Das Konsumverhalten allerdings hat sich deutlich verändert," sagt der gelernte Koch, "etwa ein Drittel sehen von einem Rindersteak ab und essen eher einen Burger oder ein Nudelgericht." Ein Kilogramm argentinisches Rinderfilet kostet derzeit im Großhandel etwa 34 Euro, 2022 waren es 26 Euro. Auch für sein Personal muss und will er mehr zahlen, Inflationszulage und Zuschläge.

Insgesamt muss man wohl abwarten, denn erst in ein paar Monaten wird sich zeigen, welche Auswirkungen die Mehrwertsteuererhöhung wirklich hat.


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