Seitenlogo
pm/kun

Kabinentalk mit Stefan Richter

Bautzen. Die Saison war in ihrer Dramatik für die FSV Budissa Bautzen wohl kaum zu übertreffen. Wir sprachen darüber mit Cheftrainer Stefan Richter.
Cheftrainer Stefan Richter

Cheftrainer Stefan Richter

Bild: Matthias Kost

Hand auf das Herz. Die Hinrunde war unter dem Strich katastrophal. Die Beleidigungen, Kommentare und Diffamierungen waren teilweise arg hässlich. Wie haben Sie es geschafft, den Kopf nicht in den Sand zu stecken?

Stefan Richter: Ja, das ist richtig. Beleidigungen und Kommentare gehören leider ein Stück weit zum Geschäft dazu. Als jemand, der schon lange im Geschäft ist, habe ich gelernt, damit umzugehen. Natürlich ist es nie schön und es gibt definitiv angenehmere Zeiten. Dennoch waren wir als Team absolut überzeugt von unserer Mannschaft, der Truppe und der Kaderplanung, die wir vorgenommen hatten. Wir hatten auch die Rückendeckung vom Präsidium und alle blieben ruhig. Wir waren uns bewusst, dass die schwierige Situation auch mit den vielen verletzten Spielern zusammenhing. Wir waren fest davon überzeugt, dass die Rückkehr einiger Spieler eine ganz andere Qualität mit sich bringen würde. Zudem war es so, dass wir in den Spielen – nehmen wir Plauen und Rudolstadt heraus – nicht hoffnungslos unterlegen waren. Im Gegenteil, oft waren wir gleichwertig oder sogar besser, aber wir haben es nicht geschafft, vorne die Tore zu erzielen. Daher war uns klar, dass es in der Rückrunde besser laufen würde.

 

Wie wichtig war der Teamgeist und die Moral innerhalb der Mannschaft, um die schwierigen Phasen zu überwinden?

Ja, der Teamgeist war äußerst entscheidend, insbesondere in den schwierigen Phasen. Es gibt viele Mannschaften, die in solchen Situationen auseinanderbrechen, da jeder versucht, seine eigene Haut zu retten. Bei uns war das nicht der Fall. Wir haben immer wieder positive Rückmeldungen erhalten, auch durch einige Testspieler, um zu überprüfen, ob wir uns in bestimmten Bereichen verstärken sollten und ob das Zusammenspiel funktionieren würde. Alle Probespieler haben uns – im Spiel als auch im Training – bestätigt, dass wir uns nicht wie ein Tabellenletzter präsentieren. Alle waren begeistert von der guten Stimmung innerhalb des Teams, und das ist in solch einer Situation nicht selbstverständlich. Der Zusammenhalt war herausragend und hat uns natürlich dabei geholfen, voranzukommen. Es war nicht so, dass wir uns gegenseitig bekämpften und jeder nur darauf bedacht war, seine eigene Haut zu retten. Stattdessen sind wir als Mannschaft enger zusammengewachsen.

Die Daten werden von der Good Conversations gGmbH (einer Tochtergesellschaft von ZEIT ONLINE) erhoben und verarbeitet.

 

Wie haben Sie es geschafft, das Team nach den Krisen wieder auf Kurs zu bringen?

Um das Team nach den Krisen wieder auf Kurs zu bringen und die Saison erfolgreich abzuschließen, haben wir engen Austausch mit der Mannschaft gepflegt. Bei uns herrscht eine flache Hierarchie, das heißt, das Trainerteam steht nicht kilometerweit über der Mannschaft. Stattdessen begegnen wir uns auf Augenhöhe, um besser zu verstehen und Anpassungen vornehmen zu können. Es war wichtig, immer wieder Feedback von der Mannschaft zu erhalten. Zudem haben wir viel Zeit mit Videoanalysen verbracht und an einigen Stellschrauben gedreht. Wir sind auch in schwierigen Situationen positiv geblieben. Unsere absolute Überzeugung hat uns dabei geholfen, das Team wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.

 

Welche Lehren haben Sie aus den Krisen gezogen?

Wir haben einige Lehren aus den Krisen gezogen, die das Team durchlaufen hat, und planen, diese Erfahrungen in zukünftige Saisons zu integrieren. In der vergangenen Vorsaison haben wir uns stark auf junge Talente und Spieler mit viel Potenzial konzentriert. Aufgrund vieler Verletzungen ist jedoch das Gerüst, also die zentrale Achse der Mannschaft, teilweise weggebrochen. Wir wussten, dass es wichtig ist, neben den jungen Spielern auch eine gewisse Erfahrung im Team zu haben, um eine gute Entwicklung aller Spieler zu ermöglichen. Zudem haben wir gelernt, dass es entscheidend ist, jede Position doppelt zu besetzen, was uns in der letzten Saison gelungen ist. Verletzungen kommen vor, aber wenn viele Spieler gleichzeitig oder langfristig ausfallen, ist es schwierig, darauf zu reagieren. Wir werden unsere tägliche Trainingsarbeit weiterhin hinterfragen, anpassen und aus diesen Erfahrungen lernen.

 

Wie ist der aktuelle Stand bei der Kaderplanung für die kommende Saison?

Die Kaderplanung für die kommende Saison ist in vollem Gange. Aufgrund der schwierigen Phase, in der der Verein steckte, mussten wir eine kleine Pause einlegen. Aber jetzt haben wir den Turbo eingeschaltet und sind auf einem guten Weg. Die Gespräche mit den Spielern sehen sehr positiv aus, und wir konnten nahezu alle Spieler halten, die wir halten wollen. Natürlich wird es auch 2-3 Abgänge geben, die wir kompensieren müssen. Gleichzeitig planen wir, 2-3 neue Spieler zu verpflichten, um frische Impulse zu setzen und neue Spitzen zu bringen. Wir möchten eine gewisse Dynamik im Kader haben. Aktuell sind wir auf einem sehr guten Weg, und ich denke, die offiziellen Meldungen darüber werden nicht lange auf sich warten lassen.

 

Wann und wie startet die Saisonvorbereitung?

Die Saisonvorbereitung startet am 29. Juni. Leider haben wir aufgrund der Planung des Verbandes nur sieben Wochen zwischen dem letzten Spieltag der vergangenen Saison und dem ersten Spieltag der neuen Saison. Das ist eigentlich viel zu wenig Zeit. Dennoch werden wir versuchen, uns zumindest knapp drei Wochen freizuschaufeln, um dann eine vierwöchige Vorbereitungszeit zu haben. Die Vorbereitung wird wie immer sehr intensiv sein und hauptsächlich auf dem Platz stattfinden. Die Jungs kennen das aus den vorherigen Vorbereitungen. Wir wollen dort den Grundstein legen, um in der nächsten Saison hoffentlich verletzungsfreier und dadurch auch besser starten zu können.

 

Mehr zur FSV Budissa Bautzen lesen Sie auch hier.


Meistgelesen