

»Wie geht es euch?«, will Frank Hohl von Jana, Annett, Jürgen und den anderen wissen. Eine Frage, auf die es keine oder tausend Antworten gibt. Der Theaterpädagoge schaut in grinsende Gesichter. »Ja, gehe ganz gut«, meint Jürgen. Annett muss da kichern und Silke findet, dass »alles okay« sei. Jana ist ebenfalls bestens gelaunt. Denn donnerstags ist für sie und die anderen Theaterzeit.
Vor dem Brunnenhaus des Epilepsiezentrum Kleinwachau sitzen an diesem frühlingshaften Aprilnachmittag zehn Frauen und Männer auf Stühlen, warten darauf, dass es mit den Proben für »Der rote Faden« losgeht, einem Stück aus der griechischen Mythologie. Im Kirchsaal treffen sich Männer und Frauen aus Radeberg, Kleinwachau oder Ottendorf-Okrilla, um gemeinsam Theater zu spielen. Jana Noltenius gehört zu denen, die von Beginn an dabei sind. Die in Liegau-Augustusbad lebende Frau wollte schon immer auf die Bühne. Vor einem Jahr erfuhr die 52-Jährige vom inklusiven Theaterclub. Ohne den sie beispielsweise auch Annett nicht kennengelernt hätte. Die 53jährige Annett Paschke gehört im 13-köpfigen Ensemble zu denjenigen, die ihr körperliches Handicap schnell vergessen, wenn geprobt wird. Im neuen Stück spielt sie einen Wächter. Gefällt ihr die Rolle? Kopfnicken, „ist toll, ja“.
Seit April des vergangenen Jahres gibt es diesen inklusiven Thea-terklub. Entstanden aus einer Kooperation des Epilepsiezentrums und dem Staatsschauspiel Dresden, das im Rahmen des Projektes „X-Dörfer“ Kulturpartner in Gemeinden außerhalb Dresdens sucht, um Impulse für eine Kultur des Miteinanders umzusetzen. Was im Kleinwachauer Theaterclub bestens gelingt.
Leiter des einzigen Laientheater-Ensembles im Rödertal ist der Theaterpädagoge Frank Hohl. Er hat an diesem Tag eine Durchlaufprobe angesetzt, eine, in der alle Szenen des neuen Stücks gespielt werden. Denn die nächste Aufführung steht an, findet am Sonntag, 23. April um 16 Uhr, im Seifersdorfer Schloss statt. Da wollen die Darsteller das Publikum begeistern, wie schon bei der Premiere vor einigen Wochen.
In den zurückliegenden Monaten ist die Gruppe zusammengewachsen, Freundschaften wurden geschlossen. Frank Hohl: „Alle freuen sich, das sie ihren Traum vom Theater ausleben können.“Wie der 27-jährige Jürgen, der im Rollstuhl sitzt und stolz auf seine kleine Rolle ist, die er im neuen Stück hat. Oder die Amerikanerin Cynthia Hewlebower, die davon erzählt, dass sie sich hier gut aufgehoben fühlt.
Die erste Aufführung des Theaterclubs im vergangenen Sommer - eine modernisierte Märchenversion von Dornröschen und Schneewittchen - sei bei den Besuchern prima angekommen, so Jana Noltenius. Nun also die zweite Inszenierung des Ensembles. Bei der, so viel darf man verraten, die Zuschauer eine nicht unwesentliche Rolle spielen werden.
Mitmachen kann beim inklusiven Theaterclub jeder ob mit oder ohne Theatererfahrung. Bei den Proben kann man jederzeit vorbeischauen. Geprobt wird jeden Donnerstag ab 17.30 Uhr im Kirchsaal/Brunnenhaus des Epilepsiezentrums Kleinwachau. Infos gibt es bei Theaterpädagoge Frank Hohl, Tel: 0177/ 4433870.