Katrin Demczenko

Dörgenhausen überzeugt mit Herz und Vielfalt

Dörgenhausen. Dörgenhausen steht seit 2024 erfolgreich im Wettbewerb »Unser Dorf hat Zukunft«. Vor wenigen Tagen stellte sich der Hoyerswerdaer Ortsteil als einziger zweisprachiger Ort der Jury auf Landesebene vor.
Vorschulkinder in sorbischer Tracht heißen die Jurymitglieder in Dörgenhausen willkommen.

Vorschulkinder in sorbischer Tracht heißen die Jurymitglieder in Dörgenhausen willkommen.

Bild: Katrin Demczenko

Wie schon zur ersten Wettbewerbsstufe auf Landkreisebene präsentierten circa 70 Dorfbewohner jeden Alters der Jury in drei Stunden das Leben in Dörgenhausen im Jahresverlauf: vom Zampern über den Dorfrock bis zum Auftritt des Heiligen Nikolaus im Advent.

Damit diese Vorstellung von Vielfalt und Lebensqualität gelingt, betreuten Senioren einige jüngere Kinder teilnehmender Eltern, beschreibt Ortsvorsteher Thomas Kollay das Miteinander der Bewohner.

 

Zweisprachigkeit als Besonderheit

Die aus ganz Sachsen kommenden Juroren wurden von Vorschulkindern der Witaj-Kita »Pumpot« in sorbisch-katholischen Trachten mit Brot und Salz begrüßt. In der Einrichtung lernen alle Kinder von muttersprachlichen Erziehern Sorbisch, erklärt Kita-Leiterin Jana Mögel. Tanz und Gesang spielen dabei eine große Rolle. In der Schule können die Mädchen und Jungen in zwei Sprachen alphabetisiert werden. Je mehr Sprachen die Kinder kennen, desto eher akzeptieren sie Menschen aus anderen Ländern, ergänzt Jana Mögel. Die deutsch-sorbische Vielfalt macht die besondere Identität von Dörgenhausen aus, die mit viel Engagement für die Zukunft bewahrt wird.

Schon seit 1541 reiten Osterreiter von Wittichenau nach Ralbitz, auch Männer aus Dörgenhausen befinden sich darunter. Sie alle verkünden singend in beiden Sprachen die Auferstehung Christi. Einige Reiter konnte die Jury in Frack und Zylinder auf geschmückten Pferden aus der Nähe sehen und hören. Sebastian Domanja gehört dazu, und weil er auch eine Kutsche besitzt, fährt er nach dem Maibaumwerfen das Mai-Paar in Tracht durchs Dorf. Dieser Abend wird vom Jugendclub organisiert und gehört zum Dorffest, das der Dorfclub und die Freiwillige Feuerwehr veranstalten. Weitere Dörgenhausener Vereine und Gruppen unterstützen diese großen Feste, von denen es im Jahr mehrere gibt, sagt Jens Scheibe vom Dorfclub.

Als Unternehmer entwickelt er ein Energiesharing-Projekt, in dem die Teilnehmer lokal erzeugte, erneuerbare Energie je nach Bedarf in einem Netzwerk nutzen können.

Katrin Zschieschang erzählt von Störchen, die seit 1989 im Dorf brüten. Bis heute dokumentiert ihre Familie den Aufenthalt der Tiere und die Anzahl der Jungen. Die Vögel finden im nahen Dubringer Moor, einem der größten sächsischen Naturschutzgebiete, genügend Nahrung und kommen wohl deshalb immer wieder.

 

Dörgenhausen kann mit Inklusion punkten

Doch es gibt in Dörgenhausen auch eine Außenwohngruppe der Lebenshilfe Regionalvereinigung Kamenz-Hoyerswerda, deren behinderte Bewohner im Dorf akzeptiert sind. Ramona Marienfeld erzählt, dass sie drei dieser Menschen ehrenamtlich bei ihrer Vermögens- und Gesundheitssorge unterstützt. Das freut Thomas Neumann von der Jury. Der Rollstuhlfahrer beurteilt auf dem Rundgang die Barrierefreiheit sowie die Inklusion und zeigt sich vor allem mit Letzterem zufrieden. Der Hoyerswerdaer Bürgermeister Mirko Pink stellt unterwegs fest: »Die Erfolge sind es wert, gezeigt zu werden.«

Zum Ende des Rundganges an der Bockwindmühle erklärt Juryleiter Markus Thieme: Die Sieger des Landeswettbewerbs »Unser Dorf hat Zukunft« werden auf dem Sächsischen Landeserntedankfest in Hoyerswerda genannt und dürfen im kommenden Jahr am Bundesausscheid teilnehmen.

Der Dorfrundgang zum Wettbewerb kann jetzt auch auf der neuen Internetseite doergenhausen.de nachvollzogen werden.


Meistgelesen