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Silke Richter

»Das klare Denken wird außer Kraft gesetzt«

Hoyerswerda. Warum fallen immer wieder Senioren auf Betrügereien am Telefon oder an der Haustür herein? Antworten darauf und Tipps, wie man sich schützen kann, waren jüngst im VDK-Familienzentrum Thema einer Informationsveranstaltung.
Die Bürgerpolizisten Robin Lieske (l.) und André Kober informierten interessierte Senioren im VDK-Familienzentrum über mögliche Gefahren und gaben wertvolle Tipps, um sich schützen zu können.

Die Bürgerpolizisten Robin Lieske (l.) und André Kober informierten interessierte Senioren im VDK-Familienzentrum über mögliche Gefahren und gaben wertvolle Tipps, um sich schützen zu können.

Bild: Silke Richter

Rückblick: Ein schöner Herbsttag, der für einen Mann aus der Altstadt ein jähes Ende findet. Der Senior ist allein zu Hause und erhält einen Anruf. Am Ende der Leitung meldet sich ein vermeintlicher Vertreter eines weltweit bekannten internationalen Hard- und Softwareentwicklers, um dem älteren Herrn mitzuteilen, dass sein Computer gehackt worden sei und er nun schnell reagieren müsse, um zu retten was zu retten ist.

Der Anrufer spielt ein geschicktes Psychospiel, das den sonst so taffen und fitten Senioren zum manipulierten Werkzeug werden lässt. Das Ende vom Lied ist die Eröffnung eines neuen Kontos, auf das das Opfer mehrere tausende Euro überweisen lässt.

Dieser Vorfall ist genauso passiert und kein Einzelfall. Für den VDK- Ortsverband ein brisantes Thema, das es aufzugreifen galt. Es sei so wichtig, darüber zu sprechen, zu sensibilisieren, mehr Umsicht walten zu lassen und bei Informationsveranstaltungen, wie jüngst eine im Familienzentrum stattgefunden hat, darüber aufzuklären, meint Erna Skopnik, stellvertretende Vorsitzende des VDK-Ortsverbandes.

 

Täter gehen immer ausgeklügelter vor

Dafür waren Bürgerpolizisten in das Familienzentrum eingeladen, die über Schockanrufe, Enkeltricks, Haustürgeschäfte, falsche Gewinnversprechen und Überrumpelungsdelikte, bei denen Geld oder andere Dinge gestohlen werden, berichteten. Gefahren im Internet sowie andere Betrügereien, bei denen Senioren zu Schaden kommen können, seien auf dem Vormarsch.

»Die Maschen der Betrüger werden immer ausgeklügelter. Die Täter schaffen es, das klare Denken außer Kraft zu setzen und auf der psychologischen Schiene ihre Opfer auszunehmen. Wer nicht betroffen ist, hat oftmals gut reden«, weiß Polizeihauptmeister André Kober.

Die Daten werden von der Good Conversations gGmbH (einer Tochtergesellschaft von ZEIT ONLINE) erhoben und verarbeitet.

 

Der Bürgerpolizist berichtete von einem besonders traurigen Fall: So habe ein älteres Ehepaar, das kurz vor dem Betrugsanruf seine Enkeltochter verabschiedet hatte, von einem vermeintlichen Amtsvertreter die Mitteilung bekommen, dass das Mädchen einen Unfall hatte und nur gegen eine Kaution freikommen würde. Die beiden Senioren hatten nur das Wohl und die Sorge um ihre Enkeltochter im Kopf. Sie wollten mehrere tausende Euro von der Bank holen, um die vermeintliche Kaution zahlen zu können. Einer aufmerksamen, hellhörig gewordenen Bankangestellten ist es zu verdanken, dass die Senioren nicht um ihr Geld geprellt wurden.

Das Fazit des geschockten Ehepaares: Wie konnten wir nur so blind sein? Bürgerpolizist André Kober sieht einen Grund hierfür in der gesellschaftlichen Entwicklung. So gäbe es nicht wie in früheren Zeiten große Familienbande, die oftmals zusammen in einem Haus oder in der Nähe zusammenwohnten. »Deshalb haben Täter oftmals leichteres Spiel und die Senioren sind angreifbarer.«

 

Tipps gegen Betrügereien

  • Daten in öffentlichen Telefonbüchern werden von Tätern oft für Anrufe genutzt - am besten also nicht eintragen lassen.
  • Bei »Frage-Antwort«-Anrufen den Tätern möglichst kein »Futter« geben. Beispielfrage: Hallo Oma, na rate mal, wer ich bin?
  • Bei fragwürdigen Anrufen besser bei Angehörigen oder der Polizei rückversichern, bevor gehandelt wird. Die Telefonnummer des Polizeireviers vorsorglich im Handy speichern.
  • Mit der Telefon-Notrufnummer 110 wird die Polizei niemals bei jemandem anrufen!
  • In der Familie oder im Bekanntenkreis sind Kennwörter hilfreich, die nur die Angehörigen oder Freunde wissen.
  • Wenn man nirgendwo mitgespielt hat, kann man auch nichts gewinnen!
  • Keine wichtigen Informationen wie Bankdaten herausgeben.
  • Bei vermeintlichen Mahnschreiben, die nicht gerechtfertigt sind, Anzeige bei der Polizei erstatten und bei der Verbraucherzentrale um Rat fragen.
  • Machen Sie es dem Täter so schwer wie möglich. Beispiel: EC- Karte und Bargeld nicht zusammen in einer Tasche tragen.
  • Eine Metallhülle schützt EC-Karten vor Datenmissbrauch.
  • Taschen vorn und die Reißverschlussseite direkt am Körper tragen.
  • Nur so viel Geld wie nötig einpacken.
  • Lassen Sie sich im Supermarkt oder beim Geldwechselwunsch nicht ablenken.
  • Gesunde Skepsis und Vorsicht bei Haustürgeschäften walten lassen.
  • Eine Sicherheitskette an der Wohnungstür ist sinnvoll, um die diese nur einen Spalt zu öffnen.
  • Alleinige, nächtliche Ausflüge möglichst vermeiden.

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