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Auf Zeitreise in der Energiefabrik

Ein besonderes Fotoshooting fand jetzt in der Energiefabrik Knappenrode statt.
Stephan Peschel fotografiert Model Cathleen in der Steampunk-typischen Kleidung. Das Outfit ist mit viel Liebe zum Detail entstanden. Fotos: kd

Stephan Peschel fotografiert Model Cathleen in der Steampunk-typischen Kleidung. Das Outfit ist mit viel Liebe zum Detail entstanden. Fotos: kd

Die Energiefabrik Knappenrode bietet von jeher mehr als ein Industriemuseum, das die Entwicklung des Braunkohlebergbaus in der Lausitz und den Wandel in der Region dokumentiert. Dort finden Tagungen, Museumsfeste sowie Kunstausstellungen statt, und der diesjährige Höhepunkt war die Eröffnung des 30. MDR-Musiksommers mit einem vielbeachteten Konzert. Die über hundert Jahre alte Brikettfabrik bietet auch unzählige Fotomotive oder ist als besondere Umgebung für Modeaufnahmen geeignet. Der Fotograf Stephan Peschel und zwei befreundete Kollegen haben am vergangenen Wochenende ihre Kameras mitgebracht und mit sieben Models eine Steampunk-Fotoreihe angefertigt. Die besten Bilder sollen ausgestellt werden. Steampunk ist eine Subkultur, die dem Lebensgefühl des Viktorianischen Zeitalters nachspürt, erklärt die Kunsthistorikerin Cathleen Tasler. Damals waren mit Dampf angetriebene Maschinen der Fortschritt. Sie ermöglichten die industrielle Produktionsweise, die die Gesellschaft für immer verändert hat. »Ich verkleide mich gern, lese Romane von Jules Verne und habe sogar im Studium die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts als Schwerpunkt gewählt«, erzählt Cathleen Tasler. Diese Details und ihre Liebe zum Nähen verbindet die Magdeburgerin bei der Ausübung ihres besonderen Hobbys Steampunk. Wer in der Szene was auf sich hält, trägt zum Fotografieren selbst genähte Kleidung nach Schnittmustern aus dem Viktorianischen Zeitalter. Das bedeute jedoch nicht, dass Steampunk ein exaktes Abbild dieser Zeit ist, erklärt das Model Cindy Stephan aus Cottbus. Die Fotoserie, die die Gruppe in der Energiefabrik aufnimmt, stellt beispielsweise eine Expedition aus den 1880er Jahren nach, als Jules Vernes Buch »In 80 Tagen um die Welt« ein Bestseller war. Da die Werke des Franzosen als frühe utopische Literatur gelten, wählen die Models ihre Charaktere und deren Kleidung entsprechend frei aus. Weil Frauen heute ohne weiteres Männerkleidung tragen dürfen, tritt Christiane Boltze als eleganter Gentleman der feinen englischen Gesellschaft vor die Kamera. Vor 140 Jahren wäre das unmöglich gewesen. Ehe aber fotografiert werden kann, müssen sich die Models umziehen, aufwändig schminken und all ihre Accessoires an der Kleidung oder dem Rucksack befestigen. Der Dresdener Stephan Peschel und seine beiden Kollegen bereiten währenddessen die Kameras vor und besichtigen das Pressenhaus der Fabrik II mit dem uralten Maschinenpark. Dorthin zu dürfen, sei schon etwas besonderes, sagt der Museumsmitarbeiter Frank Arnold, denn die Voraussetzung ist entweder eine extra Genehmigung oder die Teilnahme an einer speziellen Führung. Dieser Ort mit seiner atemberaubenden Atmosphäre ist für sieben Stunden Teil der Sets, an dem die Models einzeln und in Gruppen fotografiert werden. Die Grundvoraussetzung für schöne Fotos sind der richtige Umgang mit dem Licht und das individuelle Eingehen auf die Menschen vor der Kamera, erklärt Stephan Peschel. Danach widmet er sich seiner künstlerischen Arbeit.


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