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Sandro Paufler

Apotheken streiken am 14. Juni

Region. Lieferengpässe, chronische Unterfinanzierung und überbordende Bürokratie. Die hiesigen Apotheken wollen mit einem Protesttag auf die Missstände in ihrer Branche aufmerksam machen – und haben klare Forderungen an die Politik.

Auch die Bischofswerdaer Stadt-Apotheke von Kathrin Thiele bleibt am 14. Juni geschlossen.

Auch die Bischofswerdaer Stadt-Apotheke von Kathrin Thiele bleibt am 14. Juni geschlossen.

Bild: Sandro Paufler

Kein Spaß: Am 14. Juni bleiben bundesweit zahlreiche Apotheken geschlossen. Der deutsche Apothekerverband möchte mit dem Protesttag »Gegen Zukunftsklau« auf die Probleme in der Branche aufmerksam machen und die Politik zum Handeln bewegen. Nur in wirklich dringenden Fällen soll der Notdienst-Schalter für Kunden geöffnet sein.

 

Lieferengpässe bei den Apotheken

 

Das akuteste Problem sind die seit langem anhaltenden Lieferengpässe. »Bei ganz normalem Penicillin habe ich aktuell Glück, wenn ich aller ein bis zwei Wochen mal eine Schachtel bekomme«, sagt die Zittauer Apothekerin Sigrid Augustin. Die Liste der Artikel, die sie täglich zu bestellen versucht, aber nicht bekommt, hat inzwischen mehrere hundert Einträge. Das kann auch Kathrin Thiele von der Stadt-Apotheke aus Bischofswerda bestätigen. »Für jedes dritte nicht vorliegende Arzneimittel muss ich eine Alternative für den Kunden finden.« Zeitaufwendige Rücksprachen mit dem Arzt oder Internetrecherchen gehören mittlerweile zur Tagesordnung.

 

Mehr Handlungsspielraum für Apotheker

 

 

Auch der Handlungsspielraum der Apotheker soll ausgeweitet werden. Sigrid Augustin nennt ein Beispiel: Ein Arzt verschreibt zehn Tabletten von Medikament XY. In der Apotheke ist aber nur eine Packung mit zwölf Tabletten vorhanden. Also darf das Ganze nicht herausgegeben werden, weil die vom Arzt verschriebene Menge überschritten werden würde.

 

Die Daten werden von der Good Conversations gGmbH (einer Tochtergesellschaft von ZEIT ONLINE) erhoben und verarbeitet.

 

Chronische Unterfinanzierung

 

Ein weiteres Problem ist das Honorar, ein Festbetrag, den die Apotheken pro abgegebenem verschreibungspflichtigem Medikament von den Krankenkassen erhalten. Das Honorar wurde seit 2004 nicht an die steigenden Belastungen, wie die Inflation oder die hohen Energie- und Lohnkosten, angepasst. Vom Deutschen Apothekerverband wird unter anderem gefordert, das in der Arzneimittelpreisverordnung festgelegte Fixum von derzeit 8,35 Euro auf 12 Euro zu erhöhen.

 

Krankenkassen zahlen nicht

 

Für Ärger sorgt auch das sogenannte Retaxationsverfahren. Dabei verweigert die Krankenkasse die Erstattung für ein ausgegebenes Medikament, weil zuvor ein Fehler aufgetreten ist. Zwei Beispiele: Ein Arzt stellt ein Rezept aus, vergisst aber zu unterschreiben und die Apotheke übersieht es. Oder es fehlt die Kennzeichnung bei einer Überschreitung der vorgegebenen Höchstmenge. Solche Fehler führen zur Retaxation. Heißt: Die Apotheke bleibt teilweise oder komplett auf den Kosten für das Medikament sitzen. Ein Kompromiss wäre für die Bischofswerdaer Apothekerin Kathrin Thiele, dass zumindest der Einkaufspreis und die Mehrwertsteuer erstattet würden. Apothekensterben hat begonnen

Überbordende Bürokratie, Fachkräftemangel - es ließen sich noch mehr Probleme benennen. Das in Deutschland bereits vorherrschende Apothekensterben ist in der Politik noch nicht angekommen.

Alle politischen Forderungen des deutschen Apothekerverbandes können hier aufgerufen werden.


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