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Waggonbau Niesky: Unternehmerverband schlägt Vermittler vor

Niesky. Die Mahnwachen am Nieskyer Waggonbau gehen weiter. Parallel ging an Brandbrief an Bundeswirtschafts- und Bundesverkehrsministerium. Der Unternehmerverband Niederschlesien rät zu einem neutralen Vermittler.

Die erste Mahnwache fand am 22. November statt.

Die erste Mahnwache fand am 22. November statt.

Bild: IG Metall Ostsachsen

Wenn sich die Belegschaft des Waggonbaus Niesky und Vertreter der IG Metall Ostsachsen heute vor den Werkstoren treffen, dann ist es die bereits 18. Mahnwache für den Erhalt des Standorts. Seit Monaten fordert man den Eigentümer zu Gesprächen und die Politik zum Handeln auf. Bisher mit wenig Ertrag. Am 10. März ging ein Brandbrief an das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesverkehrsministerium. „Mit dem Brandbrief fordern die Beschäftigten die politisch Verantwortlichen in Berlin auf, sie aktiv bei einer Lösung für den Standorterhalt in Niesky zu unterstützen. Sie fordern gleichzeitig ein klares Bekenntnis zur Produktion von Güterwagen in Deutschland“, teilt die IG Metall Ostsachsen mit. Man brauche endlich klare Zusagen und Sicherheit. „Mehr als ein Jahr verweigert der Eigentümer den Kontakt zu den Beschäftigten. Und nichtsdestotrotz versuchen die Beschäftigten mit vollem Einsatz weiter im Werk zu arbeiten, auch wenn die Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind. Wer IG Metall, Betriebsrat und Belegschaft als Ursache der wirtschaftlichen Schieflage des Waggonbaus beziffert, zeigt weder Interesse am Fortbestand des Standorts noch an einer gemeinsamen Lösung. Wir hoffen auf die Unterstützung der Bundespolitik. Wer die Verkehrswende will, kann auf den letzten Güterwagenhersteller in Deutschland nicht verzichten“, sagt so Eileen Müller, Politische Sekretärin der IG Metall Ostsachsen.

 

Werk soll dem Vernehmen nach nicht geschlossen werden

 

Ende Februar hatten Vertreter des Unternehmerverbands Niederschlesien den Waggonbau besucht und mit Geschäftsführer Matus Babik gesprochen. Der habe versichert, dass der slowakische Eigentümer Tatravagonka das Werk nicht schließen wolle. Wie der Unternehmerverband in einer Mitteilung schreibt, habe Matus Babik die Auftragslage als gut, deren Abarbeitung aber als nicht zufriedenstellend bezeichnet. Die Schuld schiebt man also der Belegschaft zu. Es fehle demnach laut Aussagen des Geschäftsführers an motivierten und zuverlässigen Mitarbeitern. „Dabei spielt laut Babik die Gewerkschaft und der Betriebsrat keine unwesentliche Rolle“, teilt der Unternehmerverband weiter mit. Fehlende Materialien oder Maschinen seien dagegen laut Matus Babik kein Grund.

 

Der Unternehmerverband schlägt vor, einen neutralen Vermittler zwischen Geschäftsführung und Belegschaft einzusetzen, der „die Kommunikation zwischen den beiden Lagern wieder auf eine vernünftige Basis stellt.“ Roland Jäkel, der Vorsitzende des Unternehmerverbands Niederschlesien: „Aus unserer Sicht hat der Waggonbau in Niesky eine reale Perspektive. Jedoch sind die Positionen von Geschäftsführung und Betriebsrat gegenwärtig extrem verhärtet.“ Nur wenn beide Seiten einen Schritt aufeinander zugehen und der Wille zur Lösung der eigentlichen Probleme da sei, könne sich die Situation des Unternehmens zeitnah entspannen.

 

"Das Vermittlungsangebot sehen wir positiv"

 

Die IG Metall begrüßt die Tatsache, dass die Standortleitung Unterstützung beim Unternehmerverband gesucht hat, bedauert aber, dass dieser Weg er jetzt eingeschlagen wurde. „Das Vermittlungsangebot, welches Herr Jäkel als Vorsitzender des Unternehmerverbands zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmerseite gemacht hat, sehen wir positiv“, sagt Eileen Müller. „Wir sind an einer gemeinsamen Lösung interessiert, da liegt ja aber das Kernproblem, schließlich verweigert der Eigentümer seit über einem Jahr den Kontakt zu seiner Belegschaft.“

 

Die Aussagen von Matus Babik zum Mangel an Motivation und Zuverlässigkeit der Belegschaft stoßen dagegen sauer auf. „Wer IG Metall, Betriebsrat und Belegschaft als Ursache der wirtschaftlichen Schieflage des Waggonbaus beziffert, zeigt weder Interesse am Fortbestand des Standorts noch an einer gemeinsamen Lösung“, so Müller. Die Aussagen reihen sich laut IG Metall in das grundsätzliche Verhalten der Standortleitung ein, sich der eigenen Verantwortung zu entziehen. Auch die Aussage, es gebe keine Absicht, den Standort zu schließen, sieht man eher skeptisch. „Dem Betriebsrat liegen aktuell keine Belege für konkrete Maßnahmen vor, die eine Standorterhaltung mit entsprechenden Maßnahmen untermauern würden“, heißt es von der Gewerkschaft. Deswegen sollen die Mahnwachen weitergehen.


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