

Ende Februar hatten Vertreter des Unternehmerverbands Niederschlesien den Waggonbau besucht und mit Geschäftsführer Matus Babik gesprochen. Der habe versichert, dass der slowakische Eigentümer Tatravagonka das Werk nicht schließen wolle. Wie der Unternehmerverband in einer Mitteilung schreibt, habe Matus Babik die Auftragslage als gut, deren Abarbeitung aber als nicht zufriedenstellend bezeichnet. Die Schuld schiebt man also der Belegschaft zu. Es fehle demnach laut Aussagen des Geschäftsführers an motivierten und zuverlässigen Mitarbeitern. „Dabei spielt laut Babik die Gewerkschaft und der Betriebsrat keine unwesentliche Rolle“, teilt der Unternehmerverband weiter mit. Fehlende Materialien oder Maschinen seien dagegen laut Matus Babik kein Grund.
Der Unternehmerverband schlägt vor, einen neutralen Vermittler zwischen Geschäftsführung und Belegschaft einzusetzen, der „die Kommunikation zwischen den beiden Lagern wieder auf eine vernünftige Basis stellt.“ Roland Jäkel, der Vorsitzende des Unternehmerverbands Niederschlesien: „Aus unserer Sicht hat der Waggonbau in Niesky eine reale Perspektive. Jedoch sind die Positionen von Geschäftsführung und Betriebsrat gegenwärtig extrem verhärtet.“ Nur wenn beide Seiten einen Schritt aufeinander zugehen und der Wille zur Lösung der eigentlichen Probleme da sei, könne sich die Situation des Unternehmens zeitnah entspannen.
Die IG Metall begrüßt die Tatsache, dass die Standortleitung Unterstützung beim Unternehmerverband gesucht hat, bedauert aber, dass dieser Weg er jetzt eingeschlagen wurde. „Das Vermittlungsangebot, welches Herr Jäkel als Vorsitzender des Unternehmerverbands zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmerseite gemacht hat, sehen wir positiv“, sagt Eileen Müller. „Wir sind an einer gemeinsamen Lösung interessiert, da liegt ja aber das Kernproblem, schließlich verweigert der Eigentümer seit über einem Jahr den Kontakt zu seiner Belegschaft.“
Die Aussagen von Matus Babik zum Mangel an Motivation und Zuverlässigkeit der Belegschaft stoßen dagegen sauer auf. „Wer IG Metall, Betriebsrat und Belegschaft als Ursache der wirtschaftlichen Schieflage des Waggonbaus beziffert, zeigt weder Interesse am Fortbestand des Standorts noch an einer gemeinsamen Lösung“, so Müller. Die Aussagen reihen sich laut IG Metall in das grundsätzliche Verhalten der Standortleitung ein, sich der eigenen Verantwortung zu entziehen. Auch die Aussage, es gebe keine Absicht, den Standort zu schließen, sieht man eher skeptisch. „Dem Betriebsrat liegen aktuell keine Belege für konkrete Maßnahmen vor, die eine Standorterhaltung mit entsprechenden Maßnahmen untermauern würden“, heißt es von der Gewerkschaft. Deswegen sollen die Mahnwachen weitergehen.