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Gymnasiasten entwickeln Strukturwandel-Ideen

Wird der Landkreis Görlitz Vorreiter bei hölzernen Windrädern? Es ist eine Idee, die im Rahmen eines Workshops in Niesky entstand.

Die entwickelten Ideen wurden zum Abschluss einer Jury vorgestellt.

Die entwickelten Ideen wurden zum Abschluss einer Jury vorgestellt.

Bild: Keil

Niesky. Nachdem der erste Workshop-Zyklus coronabedingt noch per Videoschalte stattfand, traf man sich Anfang Juni beim zweiten Innovations-Zyklus vor Ort in Niesky. Diesmal standen dabei junge Menschen im Fokus, die Teilnehmer waren Schüler des Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium. Eingeladen hatten die Wirtschaftsprofisvon Grantiro, die im Auftrag des Landkreises die Innovationskraft der Bevölkerung »anzapfen« und so Strukturwandelprojekte einleiten sollen, deren Ideen von den Menschen der Region stammen.

 

In Niesky saß man dazu am 1. und 2. Juni in der Jahnhalle zusammen. Dabei ging es nicht nur darum klassische Kreativtechniken wie Design Thinking kennenzulernen, es wurden konkrete Projektansätze entwickelt, die zum Abschluss unter den Augen von Jörg Huntemann, dem Beauftragten für Strukturentwicklung in der Lausitz, und Nieskys Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann einer Jury vorgestellt wurden.

 

Eine Gruppe setzte dabei auf Windräder aus Holz. Das Material bringt Vorteile. So lassen sich die Energiegewinner aus Holz beispielsweise höher bauen, als ihre Gegenstücke aus Stahl. Die Herstellung und Wartung würde Arbeitsplätze schaffen und schließlich gibt es in Niesky schon eine Tradition in der Holzindustrie. All das wurde natürlich detaillierter ausgearbeitet, als es hier wiedergegeben werden kann.

 

Eine zweite Idee befasste sich mit dem Hanfanbau. Durch den Tagebau wären Flächen vorhanden, Hanf als Rohstoff wird beispielsweise in der Medizin und der Textilindustrie immer bedeutender und kommt im Anbau und der Verarbeitung ohne Chemie und mit weniger Wassereinsatz aus als etwa Baumwolle.

 

Die letzte ausgearbeitete Idee richtet den Blick aufs Digitale. In einer Landkreis-App sollen viele Informationen zusammengefasst werden. Wo gibt’s regionale Produkte? Wie komme ich im ÖPNV durch den Kreis und was kosten die Tickets? Wann kommt die Müllabfuhrt? Wo ist am Wochenende was los? Zu diesen Fragen gibt es schon Apps, sie alle unter einem Dach zu vereinen, könnte aber ein Standortvorteil für den Kreis sein und sowohl Bewohnern als auch Touristen nutzen.

Nieskys Bürgermeisterin war von den Ideen angetan und Bot direkt Unterstützung an. So habe die Stadt gerade für die App-Entwicklung ein Budget zur Verfügung. Für die anderen beiden wollte Sie Kontakte vermitteln, damit die Ideen weiter ausgearbeitet werden können.

 

Für die Schublade?

 

Genau das soll in weiteren Workshops passieren. »Der Ansatz ist dreistufig. Beim ersten Treffen geht es um die Ideenfindung«, erklärt Dr. Johannes L. Sauerwein von Grantiro. Beim zweiten Workshop folgt die Projektentwicklung und beim dritten das Testen und Implementierung. Man sei dabei gezielt auf junge Menschen zugegangen, die hier eine Zukunft haben wollen und so die Chance haben, direkt daran mitzuarbeiten.

 

Den Machern von Grantiro begegnet immer wieder die Kritik, dass solche Workshops am Ende nichts bringen und die entwickelten Konzepte in Schubladen landen. »Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass es funktioniert«, sagt Sauerwein. Man muss sich nur von dem Anspruch lösen, dass jede Idee auch umgesetzt werden muss und man anderenfalls gescheitert ist. »Aus 300 ersten Ideen entstehen etwa 30 Projektskizzen , drei davon sind so gut, das Investoren Interesse signalisieren, eine wird schließlich umgesetzt«, fast Sauerwein den typischen Werdegang bei solchen Prozessen zusammen. Es braucht zuerst Quantität, aus der dann Qualität entwickelt wird. Und es braucht manchmal auch einfach Zeit. Man muss dabei nicht nur auf die Kohlegelder schauen, wenn es darüber nicht klappt, kann man auch andere Fördertöpfe anzapfen oder Investoren finden, mit deren Hilfe man die Konzepte umsetzen kann.


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