Seitenlogo
tok

Anders lernen in Weißwasser

Selbstbestimmt, handlungsorientiert und alltagsnah lernen: In Weißwasser soll eine Freie Alternativschule (FAS) entstehen. Die Initiatoren hoffen, im Schuljahr 2019/20 starten zu können.
Kinder sollen in der Freien Alternativschule Weißwasser ihre persönlichen Stärken entfalten und Krisen kreativ meistern dürfen. Dazu wird in kleinen Gruppen gelernt (»family grouping«). So soll ein Gefühl der Geborgenheit entstehen. Symbolfoto: gpointstudio/fotolia.com

Kinder sollen in der Freien Alternativschule Weißwasser ihre persönlichen Stärken entfalten und Krisen kreativ meistern dürfen. Dazu wird in kleinen Gruppen gelernt (»family grouping«). So soll ein Gefühl der Geborgenheit entstehen. Symbolfoto: gpointstudio/fotolia.com

Mehrere Familien gründeten 2016 eine Elterninitiative. Ziel: Eine Freie Alternativschule in Weißwasser. „Wir selbst und auch viele unsere Freunde haben kleine Kinder. Für die wünschen wir uns eine Schule, die ihnen mehr Freiheiten bietet“, erklärt Friederike Böttcher, Mitglied der Gründungsinitiative. Da Grundschüler aber nicht bis nach Görlitz (Freie Waldorfschule) oder Cottbus (Freie Montessori-Schule) pendeln sollten, nahm man die Geschicke selbst in die Hand. Mit maximal 20 Schülern will man im Schuljahr 2019/20 in  den Grundschulbetrieb starten. Doch davor steht die Genehmigung. Die soll im Dezember beantragt werden. „Grundschulen in freier Trägerschaft müssen ein besonderes Konzept vorweisen, das es so in der Region noch nicht gibt“, erklärt Friederike Böttcher. Das Konzept der FAS Weißwasser fußt auf dem Offenen Unterricht von Falko Peschel, der Strategie Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie den Grundsätzen von Maria Montessori. Die Kinder sollen selbst bestimmen können, wann sie sich mit welchem Thema befassen. Der Unterricht wird an die individuellen Bedürfnisse, das unterschiedliches Lerntempo und Vielfältigkeit der Begabungen der Kinder angepasst. Natürlich unterliegt auch die FAS dem Lehrplan. Angst, dass das Kind machen kann, was es will und deswegen Rechnen, Schreiben und Lesen nicht lernt, muss also niemand haben.

Altersgemischtes Lernen, keine Schulnoten

Klassen und Schulnoten soll es in der FAS nicht geben. „Kinder profitieren davon, wenn sie in heterogenen Gruppen lernen“, erklärt die studierte Gymnasiallehrerin. So seien beispielsweise nicht alle 6-Jährigen auf einem Level. Wer schneller lernt, kann sich so an den älteren Schülern orientieren. Die älteren Schüler wiederum können den jüngeren unter die Arme greifen und sich so als Helfer, vielleicht sogar als Experten erleben. Statt Schulnoten will man in der FAS auf ausführliche Jahresbriefe setzen, die die Stärken und Entwicklungspotenziale detailliert beleuchten. Zensuren seien dazu gedacht, eine Vergleichbarkeit herzustellen. „Diese Vergleichbarkeit existiert aber nicht“, sagt Friederike Böttcher. Lehrer seien auch nur Menschen, weswegen die Benotung stark von ihnen abhänge. Deswegen können Schulnoten nicht hundertprozentig objektiv sein. Außerdem spiegeln sie nicht die Bemühungen und den Entwicklungsstand des Schülers wider. Bleibt die Frage der Finanzierung. In den ersten drei Jahren, der sogenannten Wartefrist, bekommen Freie Schulen vom Land Sachsen nur 40 Prozent des regulären Zuschusses zur Finanzierung der Schule. Weitere 40 Prozent zahlt das Land nach Ablauf der Wartefrist rückwirkend in Teilbeträgen aus. Erst ab Jahr vier gibt es den vollen Zuschuss, der dann immer noch 20 Prozent geringer ist als der Zuschuss, den es für staatliche Schulen pro Schüler gibt. Deswegen will die Initiative zum einen einen Kredit aufnehmen, setzt außerdem auf Schulgebühren und Spenden. Wo die Schüler letztlich lernen sollen, steht noch nicht fest. Derzeit prüft die Gründungsinitiative mehrere Standorte in Weißwasser. Wer mehr über die FAS Weißwasser und ihr Konzept erfahren will, kann die Website www.fas-weisswasser.de oder einen der regelmäßig stattfindenden Gesprächskreise besuchen:
  • Rund um die Freie Alternativschule Weißwasser finden regelmäßig Gesprächskreise für Interessierte statt. Immer am letzten Mittwoch des Monats wird zu verschiedenen Themen gesprochen.
  • Der nächste Gesprächskreis findet am 28. November in der Sichtbar (Schmiedestraße 3) statt. Das Thema wird rechtzeitig auf www.fas-weisswasser.de bekanntgegeben.


Meistgelesen