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Stefan Staindl

Zeit des Gedenkens

Prösen. Der November ist mit seinen stillen Feiertagen die Zeit des Gedenkens. Warum das so ist und welche Bedeutung diese Zeit für Christen hat erzählt Pfarrer Otto-Fabian Voigtländer aus dem Pfarrbereich Prösen.

Pfarrer Otto-Fabian Voigtländer aus dem Pfarrbereich Prösen (Kirchenkreis Bad Liebenwerda) mit Kerzen für die Verstorbenen des ausgehenden Kirchenjahres - mit Namen sowie dem Geburts- und Sterbedatum. Die Namen werden im Gottesdienst verlesen.

Pfarrer Otto-Fabian Voigtländer aus dem Pfarrbereich Prösen (Kirchenkreis Bad Liebenwerda) mit Kerzen für die Verstorbenen des ausgehenden Kirchenjahres - mit Namen sowie dem Geburts- und Sterbedatum. Die Namen werden im Gottesdienst verlesen.

Bild: sts

Warum ist der November so lautlos und was hat dieser Monat, was andere nicht haben?

Es ist der dunkle Monat, alles kommt zur Ruhe, Blätter fallen von den Bäumen und die Vergänglichkeit ist sichtbar. Schaut man zurück in die einst landwirtschaftlich stark gesprägte Zeit, dann waren die Felder abgeerntet, es gab nichts mehr zu tun. Buß- und Bettag sowie der Toten- beziehungsweise Ewigkeitssonntag prägen den November.

Was genau ist die Botschaft dieser stillen Feiertage?

Der Toten- beziehungsweise Ewigkeitssonntag geht auf König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zurück. Er führte diesen Tag 1816 in Gedenken an seiner Frau ein. An einem Sonntag im Jahr sollten wir an die Verstorbenen denken. Wir hatten so etwas in der evangelischen Kirche nicht. Und aus dieser Ruhephase im November und wahrscheinlich anknüpfend an die Gedenktage der katholischen Kirche Anfang November, legte er diesen Tag auch in den November - auf dem letzten Sonntag im Kirchenjahr. Der Buß- und Bettag ist älter - etwa Mitte 16. Jahrhundert. Früher gab es mehrmals im Jahr einen Bußtag und einen Bettag. Dann wurde dies 1852 zusammengefasst - auf dem Mittwoch vor dem Toten- beziehungsweise Ewigkeitssonntag. Am Buß- und Bettag geht es darum, Gott gnädig zu stimmen und das Bewusstsein zu stärken, dass nicht alles in unserer Hand liegt.

Warum sprechen wir einmal vom Totensonntag und dann wieder vom Ewigkeitssonntag?

Eigentlich sind das zwei Sonntage und man müsste zwei Gottesdienste feiern: Einmal den Totensonntag mit dem Gedenken an die Verstorbenen - so wie es König Friedrich Wilhelm III. andachte - und einmal den Ewigkeitssonntag mit dem Ausblick auf die Ewigkeit, auf das ewige Leben. Wir machen diese beiden Inhalte in meinen Gemeinden und Pfarrerin Marie-Luise Zott in Elsterwerda sehr sichtbar. Die eine Hälfte des Gottesdienstes, tragen wir schwarz, bis alle Verstorbenen verlesen worden sind. Dann im stillen Gedenken tragen wir weiß. Nach dem Tod kommt die Ewigkeit - beides gehört eben auch zusammen.

Welche Rituale und Bräuche haben sich hinsichtlich des Buß- und Bettages sowie des Toten- beziehungsweise Ewigkeitssonntag etabliert?

Am Buß- und Bettag haben wir das große Bußgebet und viel Stille. In Bad Liebenwerda führt Pfarrer Torben Linke an diesem Tag traditionell große Taufen mit mehreren Menschen durch - und damit erhält der Buß- und Bettag einen neuen Charakter. Zum Ewigkeitssonntag werden die Gräber mit Tannengrün abgedeckt, eine Art Immergrün, was auch im Winter nicht stirbt. An zentrale Gedenksteine werden Gestecke abgelegt. Auch viele Kerzen stehen dann auf den Gräbern. Der Ewigkeitssonntag beschließt das Kirchenjahr. Mit dem ersten Advent beginnt ein neues Kirchenjahr.

Wie fließend ist der Übergang?

Es ist ein ganz nahtloser Übergang. Montag nach dem Sonntag bringen wir die Adventskränze in die Kirchen und hängen die Sterne in den Türmen auf. Und heute wird darauf auch in den Kommunen wieder sehr geachtet - dass erst nach dem Totensonntag die Weihnachtsbäume und die Rathausbeleuchtung strahlen.


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