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Bernd Witscherkowsky

Nicht alles ist Gold, was summt

Elsterwerda. Der Traum vom Fund eines großen Schatzes ist so alt wie die Menschheit. Der heutzutage aber schon vor dem eigentlichen Suchen zum Albtraum werden kann, allein weil sich unbedarfte »Indianer Jones-Fans« in gesetzlichen Grauzonen bewegen.

Die Suchgeräte gibt es schon für kleines Geld, können aber schon mal einige tausend Euro kosten, wissen Pierre Runge, Franziska Zschech und Sven Döring (v.l.). Als Faustformel gilt in Sondler-Kreisen: Je teurer, desto tiefer und präziser.

Die Suchgeräte gibt es schon für kleines Geld, können aber schon mal einige tausend Euro kosten, wissen Pierre Runge, Franziska Zschech und Sven Döring (v.l.). Als Faustformel gilt in Sondler-Kreisen: Je teurer, desto tiefer und präziser.

Bild: Bernd Witscherkowsky

Für Pierre Runge (38) aus Elsterwerda und Sven Döring (43) aus Oschätzchen ist das sogenannte »Sondeln« längst zum anspruchsvollen Hobby geworden. Wenn es die Zeit erlaubt, lassen die beiden Freunde, manchmal ist auch Runges Lebensgefährtin Franziska Zschech dabei, ihre Detektoren über die Felder kreisen. Immer in der Hoffnung, ein verborgenes Stück Geschichte aus längst vergangener Zeit zu finden. Vorausgesetzt, die hauptamtlichen Denkmalpfleger haben genickt und die Grundeigentümer ihr Einverständnis erteilt, geht es oft in aller Frühe hinaus in die Natur. Am Ende des Tages erblicken im Regelfall ein paar »historische« Konservendosen oder Kronkorken wieder das Licht der Welt. Ernüchternd, denn nicht alles ist halt Gold, was deren Suchgeräte summen lässt. Muss es auch nicht, wenn man sich wie Runge und Döring eher mit den Archäologen, denn den klassischen Schatzsuchern verbunden fühlt. »Unser Ding ist es nicht, einfach die Spule kreisen zu lassen und auf den Summton zu warten. Wer das Sondeln ernsthaft betreibt, muss sich schon im Vorfeld mindestens mit der Geologie und Geschichte seines Suchgebietes befassen«, so Runge. Besonders aber mit den Gesetzlichkeiten, die in den Bundesländern durchaus unterschiedlich gehandhabt werden.

Mit Rechtsvorschriften vertraut machen

Während man in Brandenburg einen mehrwöchigen »Lehrgang für Ehrenamtliche Beauftragte« absolvieren muss, um an eine beurkundete Erlaubnis nach § 10 des Denkmalschutzgesetzes zu kommen, ohne die schon das Mitführen eines Detektors im öffentlichen Raum verboten ist, sieht die Sache jenseits von Hirschfeld im Nachbarland Sachsen offenbar etwas anders aus, weiß Sven Döring: »Dort sind nur eine Tageschulung, jeweils das Okay der Grundeigentümer, eine lückenlose Dokumentation und die Vorlage der Fundstücke beim zuständigen Referenten zwingend erforderlich. Der entscheidet am Ende auch darüber, was man behalten darf und was nicht«. Beide empfehlen Neueinsteigern, besonders jenen, bei denen in diesem Jahr ein Metalldetektor unter dem Weihnachtsbaum liegen könnte, sich schon vor dem Auspacken mit den Rechtsvorschriften vertraut zu machen. Allein damit man nicht mit Straftatbeständen wie Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, Störung der Totenruhe, Einbruch oder Diebstahl konfrontiert wird. Kinder und Jugendliche sollten ihre Hände gleich ganz vom Sondeln oder Magnetfischen lassen. Was gerade im Land Brandenburg eine recht gefährliche Angelegenheit sein kann, zumal die Hinterlassenschaften des letzten Krieges noch längst nicht beseitigt sind und schon mal den Kampfmittelräumdienst auf den Plan rufen könnte. Fazit: Eine einheitliche Faustformel für unbeschwertes Sondeln gibt es also nicht. Nur eine Grundsatzregel, die seit dem Mittelalter gilt und im ältesten deutschen Rechtsbuch steht: »Alles was tiefer liegt als eine Pflugschar reicht, gehört dem König«, heißt es im »Sachsenspiegel« aus dem Jahre des Herrn 1220. Und hat bis in die Neuzeit hinein wohl nichts an Aktualität verloren.


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