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Stefan Staindl

Kleingärten sind Naturoasen für Familien

In den Gartenanlagen des Verbandes der Gartenfreunde Südbrandenburg e.V. tummeln sich auch viele Familien.

Familie Zschiesche bei der Gartenarbeit in der Kleingartenanlage »1.Mai Bad Liebenwerda« e.V..

Familie Zschiesche bei der Gartenarbeit in der Kleingartenanlage »1.Mai Bad Liebenwerda« e.V..

Bild: Marleen Zschiesche.

Ein Kleingarten ist eine grüne Oase. Fünf Millionen Menschen nutzen laut dem Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e. V. einen Kleingarten - darunter auch viele Familien. Das bestätigt Claudia Schlegel, 1. Vorsitzende des Verbandes der Gartenfreunde Südbrandenburg e.V. mit Sitz in Elsterwerda. "Wir haben in unseren Anlagen einen gesunden Mix der Altersstruktur. Von Jung bis Alt ist alles vertreten. Es gibt sogar Gartenanlagen, die fast ausschließlich von jungen Pächtern und Familien bewirtschaftet werden", berichtet sie. Für Claudia Schlegel ist das keine Überraschung. Seit über 20 Jahren ist sie im Kleingartenwesen aktiv, beobachtet Entwicklungen, macht Tendenzen aus: "Der Trend geht jetzt wieder Richtung Natur, zum Grünen. Dabei spielt nicht nur der Erholungsfaktor eine wesentliche Rolle, sondern auch die gärtnerische Nutzung. Bio ist nach wie vor im Kommen. Was liegt also näher, als sich im eigenen Kleingarten sein Obst und Gemüse anzubauen. Gerade jetzt, wo Preise wieder stark steigen. Wir sehen zunehmend, dass die jungen Pächter vermehrt auf eine Anbau- statt auf eine große Rasenfläche Wert legen." Und so gedeihen in ihren Kleingärten Tomaten, Gurken und Paprika sowie Kartoffeln und Möhren. "Manche pflanzen sich auch Obstbäume, um später einmal Äpfel, Birnen oder Kirschen ernten zu können. In rund 80 Prozent aller Gärten im Verbandsgebiet erfolgt eine kleingärtnerische Nutzung im Sinne einer Eigenversorgung."

Gute Anbindung ist wichtig

Dabei spielt in erster Linie nicht die Größe des Gartens eine Rolle. "Wichtiger ist ihnen vielmehr eine gute Anbindung zwischen Wohnort und Garten. Anlagen in der Nähe von Autobahnen oder Bahnhöfen sind deshalb stark nachgefragt", weiß Sophie Bartel, Innovationsassistentin der Geschäftsstelle. Wie sie sagt, seien mit Beginn der Corona-Lockdown-Reihe im Jahr 2020 vermehrt Kleingärten verpachtet worden - überwiegend an Interessenten aus Großstädten wie Dresden und Berlin. "In Doberlug-Kirchhain hat kürzlich eine Familie mit drei Kindern aus Berlin einen 400 Quadratmeter großen Garten übernommen. Sie reisen mit dem Zug an. Rund 75 Minuten benötigen sie für die Strecke." Laut Sophie Bartel war die Familie bereits seit zwei Jahren auf der Suche nach einem passenden Garten. "In unmittelbarer Nähe der Hauptstadt sind Gärten für Familien kaum bezahlbar. Oft gibt es sogar Wartelisten auf freie Parzellen. Der Garten in Doberlug-Kirchhain war für sie am Ende die passende Lösung." In Bad Liebenwerda würden sich jüngst zwei Familien mit insgesamt fünf Kindern einen 500 Quadratmeter großen Garten teilen und eine Familie aus Zossen bewirtschafte seit einiger Zeit einen Garten in Elsterwerda. "Auch sie nutzen die gute Bahnverbindung und reisen entspannt mit dem Zug an. Und Elsterwerda scheint ihnen zu gefallen, denn sie überlegen, von Zossen hierher zu ziehen, um noch schneller in ihrem Garten zu sein", erzählt Sophie Bartel.

Digitale Gartenvermittlung

Wie sie berichtet, bauen sie als Verband auf eine digitale Kleingartenvermittlung. Dafür gibt es auf der verbandseigenen Homepage ein entsprechendes Portal. "Hier stellen wir freie Gärten mit Größe, Lage und Preis vor. Gesucht werden kann etwa nach Orten oder auch nach Vereinen. Kommt ein Garten in die engere Auswahl, dann können uns interessierte Pächter per E-Mail oder Telefon kontaktieren. Das läuft bisher sehr gut." Darüber hinaus werden freie Gärten auch über ein externes Online-Kleinanzeigen-Portal angeboten. "Diese Präsentation freier Gärten wollen wir noch weiter ausbauen. Wir stehen hier noch ganz am Anfang, denn unser Verband besteht in seiner jetzigen Form erst seit dem 2. Oktober 2021." Der Verband der Gartenfreunde Südbrandenburg e.V. habe sich aus dem bisherigen Bezirksverband der Gartenfreunde Finsterwalde und Umgebung e.V., dem Bezirksverband Calau der Gartenfreunde e.V. sowie dem Kreisverband Bad Liebenwerda der Gartenfreunde e.V. zusammengeschlossen. "Damit sind deutschlandweit erstmalig Gartenkreisverbände zu einem neuen Verband verschmolzen", stellt Sophie Bartel die Besonderheit des Verbandes heraus.

Miteinander fördern

Laut der Verbandsvorsitzenden Claudia Schlegel sind Gartenanlagen sehr beliebt, die eine gut-organisierte Vereinsführung vorweisen können. "In einer Gartenanlage sind Ordnung und ein klares System wichtig, sonst funktioniert das Gemeinschaftsgefüge nicht. Eine kompetente Führung ist dafür Voraussetzung", sagt sie und spricht beispielsweise über den Kleingartenverein "1. Mai" Bad Liebenwerda e.V.. "Hier gibt es seit zwei Jahren einen neuen Vorstand, dessen Mitglieder alle um die 30 Jahre jung sind. Sie haben mit ihrem Engagement viel Erfolg. Ihre Anlage ist beliebt und gut gefüllt. Hier helfen sogar Kinder der Vorstandsmitglieder älteren Pächtern im Garten." Einen guten Altersmix habe zudem der Vorstand des "Allen zur Freude" e.V. - eine Kleingartenanlage in Mühlberg. "Sie führen etwa gemeinsame Arbeitseinsätze durch, richten freie Parzellen her, um sie dann besser verpachten zu können." In manchen Gartenanlagen würden auch gemeinsam Feste organisiert und Spielplätze errichtet werden. "Und genau dieses Miteinander ist unser Ziel. Wir wollen als Verband dabei unterstützen, dass die Gärten gemeinsam erlebt werden und dass das Kleingartenleben wieder erstarkt. Dabei unterstützen wir die Vereine in allen Belangen. So helfen wir etwa, Sitzungen vorzubereiten, Einladungen zu versenden und Sitzungen auch durchzuführen. Ebenso sind wir Ratgeber bei Antragsstellungen, Fördermittelakquise und rechtlichen Geschichten", berichtet Claudia Schlegel.

»Tag der offenen Gärten«

Stets mit den Vereinen in Kontakt und vor Ort unterwegs ist Sophie Bartel. Wie sie sagt, wird diese Unterstützung sehr gut angenommen. "Die Vereine sind für diese Hilfe dankbar und sprechen uns oft gezielt an, um spezielle Themen abzuklären", erzählt sie und fügt an, dass es auch bereits erste gemeinsame Schulungen für Verbandsmitglieder gab. Zudem sei ein "Tag der offenen Gärten" in Planung. Dieser soll in Verbindung mit der Einweihung einer Heimatstube im Wasserturm Biehla durchgeführt werden - entweder im Spätsommer 2023 oder 2024. Angedacht sei es dabei, in allen Gartenanlagen des Verbandsgebietes Feste und Aktionen zu starten. Zudem werde überlegt, eine Art Kleingartenmuseum nach Leipziger Vorbild in Elbe-Elster zu installieren. "Wir könnten uns vorstellen, in der künftigen Heimatstube eine Ausstellung zur Geschichte der Kleingärtnerei in Brandenburg aufzubauen", verrät Claudia Schlegel.

o Verband der Gartenfreunde Südbrandenburg e.V. Am Hag 11, 04910 Elsterwerda

- Telefon: (03533) 7810587

- E-Mail: regionalverband.suedbb@gmail.com

- Internet: www.gartenfreunde-suedbrandenburg.de

o Der Verband besteht aus 88 Vereinen, 4100 Parzellen und 3700 Mitgliedern. Rund 1000 Parzellen sind noch frei.


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